VDMA: Prozesstechnik-Anbieter behaupten sich in schwierigem Umfeld

10.06.2024
Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Der Maschinen- und Anlagenbau wird hierbei als wichtiger Lösungsanbieter eine zentrale Rolle spielen. Denn für die Herstellung des benötigten grünen Wasserstoffs sind vor allem Anwendungen in der Prozesstechnik gefragt. Eine Vielzahl der zugehörigen Anbieter versammelt sich diese Woche auf der Weltleitmesse der Prozessindustrie ACHEMA 2024 in Frankfurt am Main.
VDMA: Prozesstechnik-Anbieter behaupten sich in schwierigem Umfeld

Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin VDMA Fachverband Armaturen (Bildquelle: VDMA e. V.)

„Wenn Wasserstoff in großem Stil Einzug in Industrie und Gasnetze halten soll, kommt es vor allem auf die passenden Komponenten und das Knowhow rund um die geeigneten Werkstoffe und Medien an“, erläutert Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin VDMA Fachverband Armaturen. „Die Hersteller der deutschen Prozesstechnik kennen sich mit der Materie aus und haben sich als erfahrene Partner in H2-Verfahren von der Erzeugung über die Speicherung bis zur Umwandlung und Nutzung von Wasserstoff etabliert.“

Neben der Thematik Wasserstoff (von Produktion bis Lagerung) stehen auch die Themen Prozessinnovation, Pharmatechnologie, Nachhaltigkeit, Forschung und Digitalisierung im Fokus der Messe.

„In der Vielfalt der ACHEMA 2024 spiegelt sich genau die Themen wider, mit denen sich Unternehmen in Deutschland und der EU befassen müssen“, sagt Richard Clemens, Geschäftsführer VDMA Fachverbände Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sowie Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate. Dabei betont er insbesondere das hohe Maß an Regularien mit denen Unternehmen jeder Größe mittlerweile konfrontiert sind: „Die Bürokratie darf die Innovationskraft des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus nicht ausbremsen.“

Industriearmaturen: Auch in schwierigem Umfeld auf Kurs
Zum Jahresbeginn 2024 hat sich das Geschäft mit Armaturen vor allem im Ausland gut entwickelt. So kletterten die Auslandsumsätze im Zeitraum Januar bis April 2024 real um beachtliche 13 Prozent. Im Euroraum stiegen die Umsätze um 1 Prozent, in Nicht-Euro-Ländern um kräftige 18 Prozent. Der Inlandsumsatz sank jedoch zeitgleich um 9 Prozent. Insgesamt lag der Umsatz damit preisbereinigt um 3 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Die Auftragseingänge der deutschen Industriearmaturenbranche sanken dagegen zeitgleich preisbereinigt um 4 Prozent.

Die Exporte der deutschen Industriearmaturenhersteller stiegen 2023 um 5,2 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2024 blieben sie stabil auf diesem hohen Niveau. Insgesamt wurden Waren im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Die Ausfuhren in das wichtigste Abnehmerland China stiegen um 1,0 Prozent auf 166,6 Millionen Euro. Das Exportgeschäft mit dem zweitwichtigsten Handelspartner USA ging um 3,6 Prozent auf 137,0 Millionen Euro zurück. Die Lieferungen in das drittwichtigste Exportland Frankreich gingen zeitgleich um 3,0 Prozent auf 82,9 Millionen Euro zurück.

Flüssigkeitspumpen: Exportsteigerung im Jahr 2023
Der Export von Flüssigkeitspumpen (ohne Hydropumpen) legte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zu. Im ersten Quartal 2024 sank der Export im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der bedeutendste Abnehmermarkt war die EU mit 57 Prozent.

Die wichtigsten Abnehmerländer sind die USA (682 Millionen Euro) vor China (654 Millionen Euro) und Tschechien (441 Millionen Euro). Der Import sank im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Die wichtigsten Importländer waren Italien (338 Millionen Euro), USA (334 Millionen Euro) und China (325 Millionen Euro).

Die realen Auftragseingänge lagen 2023 um 12 Prozent unter dem Vorjahr. In den ersten vier Monaten von 2024 wurde abermals ein Minus von 13 Prozent zum Vorjahr verbucht. Die realen Umsätze verzeichneten im ersten Quartal 2024 ein Minus von 11 Prozent zum Vorjahr.

Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik: Niveau gehalten
Der Export von Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik legte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro zu. Im ersten Quartal 2024 sank der Export im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,2 Prozent auf 1,5 Milliarde Euro. Der bedeutendste Abnehmermarkt war die EU mit 49 Prozent.

Die wichtigsten Abnehmerländer waren China (676 Millionen Euro), USA (650 Millionen Euro) und Frankreich (296 Millionen Euro). Die Importe sanken im Jahr 2023 geringfügig um 0,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Die wichtigsten Importländer waren Polen (316 Millionen Euro), China (278 Millionen Euro) und Frankreich (210 Millionen Euro).

Die realen (preisbereinigten) Auftragseingänge lagen 2023 um 12 Prozent unter dem Vorjahr, im ersten Quartal 2024 wurde aber ein Plus von 9 Prozent zum Vorjahr verzeichnet. Die realen Umsätze verzeichneten im ersten Quartal 2024 ein Plus von 2 Prozent zum Vorjahr.

Mit einem herausfordernden Jahr für Pumpen + Systeme sowie Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik rechnet Christoph Singrün, VDMA Geschäftsführer für beide Branchen: „Trotz der politischen Krisen haben sich die Lieferketten im vergangenen Jahr als resilient erwiesen. Daher gehen wir davon aus, dass wir für Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik das Umsatzniveau des Vorjahres erreichen können und für Pumpen sogar ein kleiner Zuwachs möglich ist.“

Verfahrenstechnik: Steigender Umsatz bei fallendem Auftragseingang
Im ersten Quartal 2024 verlor die deutsche Verfahrenstechnik beim Export im Vergleich zum Vorjahr 6,7 Prozent und bewegt sich damit aktuell auf einem Wert von kumuliert rund 1,8 Milliarden Euro. Wichtigster Markt bleiben die USA mit einem Anteil von 13,5 Prozent, gefolgt von China (7,6 Prozent) und Frankreich (5,6 Prozent). Auch beim Import lässt sich für das erste Quartal des Jahres 2024 ein leichter Rückgang erkennen. Mit rund 677 Millionen Euro liegt der Wert der nach Deutschland eingeführten Maschinen und Apparate der Verfahrenstechnik um minus 7,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Für die Handelsströme bleiben dabei die USA der wichtigste Partner mit einem Anteil von 11,7 Prozent (rund 80 Millionen Euro), gefolgt von Frankreich (11,3 Prozent, rund 77 Millionen Euro) und China (rund 75 Millionen Euro), erstmalig auf Platz drei mit 11 Prozent. Gegenüber dem ersten Quartal 2023 legte China dabei mit einem deutlichen Plus von kumuliert 33,9 Prozent zu, während die USA und Frankreich zwischen drei und fünf Prozent verloren.

Im April 2024 sank der preisbereinigte Auftragseingang in der Verfahrenstechnik um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Verantwortlich für den Rückgang der Bestellungen war hauptsächlich die Auslandsnachfrage, die um 24 Prozent fiel, wobei die Bestellungen aus den Euro-Ländern um 32 Prozent und aus den Nicht-Euro-Ländern um 20 Prozent zurückgingen. Insgesamt verzeichnete die Verfahrenstechnik in den ersten vier Monaten des Jahres einen Auftragsrückgang von 29 Prozent.

Dagegen stieg der preisbereinigte Umsatz in der Verfahrenstechnik im April 2024 im Vergleich zum Vorjahreswert um plus 6 Prozent. Einem Rückgang des Umsatzes im Inland um 9 Prozent stand ein Anstieg des Umsatzes im Ausland um 10 Prozent gegenüber. Für die ersten vier Monate 2024 wird mit plus 22 Prozent ein deutlich positiver Wert als für den gesamten Maschinenbau (minus 5 Prozent) ausgewiesen. Hierzu trugen das Inlandgeschäft (plus 7 Prozent) und die Umsätze aus den Nicht-Euro-Länder (plus 88 Prozent) bei.

Quelle: VDMA e. V.

Weitere Artikel zum Thema

ACHEMA-Eröffnung: Eindringlicher Aufruf zur internationalen Zusammenarbeit

12.06.2024 -

Bei der ACHEMA-Eröffnung am 10. Juni 2024 beleuchteten Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck sowie Vordenker aus dem Finanzsektor, der chemischen Industrie und der Zulieferindustrie, wie sich die Prozessindustrie unter neuen globalen Rahmenbedingungen positioniert. Ihr Fazit: Die Prozessindustrie ist für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt unverzichtbar und internationale Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde, um die vielfältigen Herausforderungen zu meistern.

Mehr lesen