UN-Weltwassertag 2020: Wasser und Klimawandel

30.03.2020
Anlässlich des Weltwassertages am 22. März forderte die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) das Thema Wasser stärker in den Fokus der europäischen Klimapolitik zu rücken.
UN-Weltwassertag 2020: Wasser und Klimawandel

EXPO-Siedlung Regenrückhaltebecken. (Bildquelle: Helmut Lemke)

„Wasser ist ein zentrales Element für die Anpassung Europas an den Klimawandel. Dies betrifft sowohl die Frage einer verlässlichen Wasserversorgung als auch neue Formen der Stadtentwicklung, die das Thema Blau und Grün in das Zentrum stellen, um zum Beispiel Hitzeinseln in den Innenstädten zu bekämpfen“, so DWA-Präsident Prof. Dr. Uli Paetzel.

Der Tag des Wassers dient grundsätzlich dazu, das Thema Wasser in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Dazu dienen vor allem Präsenzveranstaltungen wie Führungen, Tage der offenen Tür, Ausstellungen und ähnliches. Angesichts der Corona-Krise ginge es aber um Verantwortung, Sicherheit und Gemeinschaft, betonen die Vereinten Nationen in einer aktuellen Mitteilung. Auf öffentliche Veranstaltungen musste daher weitestgehend verzichtet werden. Stattdessen sollten vor allem Social-Media-Kanäle verstärkt genutzt werden. Die Vereinten Nationen rufen im Internet unter dem Hashtag #SaveHands zu einer Händewasch-Challenge auf, stellen Videomaterial zum Themenkomplex Wasser/Klimawandel zum Teilen und Posten zur Verfügung und bitten um weite Verbreitung des am 22. März erschienenen UN World Water Development Reports.

Die Vereinten Nationen haben den Tag des Wassers 2020 unter die Überschrift „Wasser und Klimawandel (Water and Climate Change)“ gestellt. Aus gutem Grund: Die Wasserverfügbarkeit wird weltweit immer weniger vorhersehbar. Intensiven Starkregenereignissen stehen langanhaltende Dürreperioden gegenüber. Dies betrifft die Wasserwirtschaft, aber auch Industrie, Landwirtschaft und vor allem Städte und Gemeinden. Starkregenvorsorge und Verdunstungskühlung zur Schaffung von Klimainseln bei Hitzestress heißen hier die wesentlichen Schlagworte.

Die DWA sowie die gesamte deutsche Wasserwirtschaft haben den Klimawandel bei ihrer Arbeit seit langem im Fokus – sowohl bei der Begrenzung der CO2-Emissionen als auch bei der Klimaanpassung. Zählten Kläranlagen noch vor wenigen Jahren zu den größten kommunalen Energieverbrauchern, konnte der Energieverbrauch bei der Abwasserbehandlung in den vergangenen Jahren kontinuierlich reduziert werden. Selbst eine energieautonome Kläranlage ist heute keine Utopie mehr. Blockheizkraftwerke zur Energiegewinnung aus Klärgas sind auf größeren Kläranlagen die Regel. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat sich die Stromgewinnung aus Klärgas von 1998 bis 2018 mehr als verdoppelt, von 632 000 MWh auf 1 450 000 MWh. Gleichzeitig konnte der Stromverbrauch der energieintensiven Belüftung der Klärbecken durch die Optimierung der Anlagentechnik deutlich gesenkt werden. Windräder und/oder der Einsatz von Photovoltaik auf dem Klärwerksgelände helfen, die Eigenversorgungslücke weiter zu schließen.

Auch bei der Klimaanpassung geht kein Weg an der Wasserwirtschaft vorbei. Vor allem urbane Ballungsräume müssen sich auf häufigere und intensivere Starkregenereignisse vorbereiten. Die DWA bietet hier mit dem Audit „Überflutungsvorsorge – Hochwasser und Starkregen“, einer von DWA-Experten geleiteten Analyse der lokalen Hochwasservorsorge, eine wertvolle Hilfestellung für Kommunen. Gleichzeitig muss das Wasser in der Stadt gehalten werden, um die Vegetation auch während anhaltender Trockenzeiten ausreichend versorgen zu können. Sportplätze, Spielplätze, aber auch Straßen können als multifunktionale Flächen zu Starkregenzeiten zum kurzfristigen Wasserrückhalt genutzt werden, Dach- und Fassadenbegrünungen bieten wertvolle Zwischenspeichermöglichkeiten, eine ortsnahe Versickerung entlastet die Kanalisation und sorgt für einen natürlichen Wasserhaushalt. Entsprechende Maßnahmen reduzieren nicht nur die Überflutungsgefahr deutlich, sondern schaffen ein attraktives grünes Wohn- und Lebensumfeld und reduzieren den Hitzestress. Bei der Umsetzung dieser Projekte steht die DWA den Kommunen mit ihrem Fachwissen und Regelwerk jederzeit zur Verfügung. Auf der „Woche der Umwelt“, die gemeinsam vom Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Garten vom Schloss Bellevue am 9. und 10. Juni 2020 veranstaltet wird, steht die wassersensible Zukunftsstadt im Mittelpunkt der DWA-Präsentation.

Bereits 2009 hat die DWA die Koordinierungsgruppe Klimawandel gegründet, um Handlungsoptionen für die Wasserwirtschaft zu entwickeln und die Folgen des Klimawandels in die Arbeit der DWA zu integrieren. Aktuell entwickelt die DWA eine wasserwirtschaftliche Klimastrategie, zudem wird das gesamte technische Regelwerk der DWA auf den Einfluss auf und die Berücksichtigung des Klimawandels überprüft.

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