Rezession trifft Georg Fischer – Maßnahmen eingeleitet

06.03.2009

Negative Währungseffekte, stark schwankende Rohmaterialpreise und der Konjunktureinbruch im 4. Quartal reduzierten Wachstum und Ertrag des Georg Fischer Konzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr beträchtlich.

Das Unternehmen hat in 2008 mit CHF 4,46 Mia. den Vorjahresumsatz knapp gehalten. Bereinigt um Währungseinflüsse und Veränderungen im Konsolidierungskreis stieg der Umsatz um 1 Prozent. Während GF Piping Systems nach wie vor eine hohe Nachfrage verzeichnete und das Jahr praktisch auf Zielkurs beendete, wurde GF Automotive vom Zusammenbruch der europäischen Automobilkonjunktur im 4. Quartal sofort und hart getroffen. GF AgieCharmilles verspürte eine rasch abnehmende Investitionsbereitschaft der Kunden. Angesichts der drohenden Rezession ergriff Georg Fischer rasch erste Massnahmen und gab im November 2008 ein umfassendes Effizienzprogramm bekannt. Der Betriebserfolg (EBIT) liegt nach ausserordentlichen Belastungen in Höhe von CHF 50 Mio. bei CHF 134 Mio. (Vorjahr: CHF 326 Mio.), entsprechend einer EBIT-Marge von 3 Prozent (Vorjahr: 7,2%). Dabei schlugen Währungsverluste mit CHF 44 Mio. und nicht kompensierte Materialpreisteuerungen bei GF Automotive mit CHF 36 Mio. zu Buche. Das Konzernergebnis 2008 beläuft sich auf CHF 69 Mio. (Vorjahr: CHF 245 Mio.). Eine Prognose für das laufende Jahr ist aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage nicht möglich. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung eine Gewinnausschüttung in Form einer Nennwertrückzahlung in Höhe von CHF 5 pro Aktie.

Ein volatiles Umfeld erfordert rasche Maßnahmen

Die Veränderungen der externen Einflussfaktoren während des Jahres 2008 waren von einem kaum dagewesenen Ausmaß. Nachdem Georg Fischer in den ersten neun Monaten des Jahres 2008 wiederum ein erfreuliches Umsatzwachstum verzeichnen konnte, brach ab Oktober unser wichtigstes Absatzsegment, die Automobilindustrie, als Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise in sehr kurzer Zeit massiv ein. Während das Geschäft von GF Piping Systems zunächst wenig betroffen wurde, hinterliess der Nachfragerückgang im 4. Quartal bei GF Automotive und bald auch bei GF AgieCharmilles deutliche Spuren in der Jahresrechnung des Konzerns.

Um die Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation und erkannter Strukturprobleme rasch einzudämmen, wurden alle kurzfristig möglichen operativen und strukturellen Massnahmen zur Kostensenkung ergriffen wie etwa die Anpassung der Produktions- und Führungsstrukturen, der Abbau von Mehrarbeit und Zeitpersonal, die Steigerung der Effizienz oder die Reduktion der personellen Kapazitäten; weiterreichende Schritte werden im Verlaufe des Jahres 2009 Wirkung zeigen. Falls sich die Rezession im Jahr 2009 noch verschärft, werden zusätzliche Massnahmen unumgänglich sein. Aufgrund der veränderten Wirtschaftsaussichten wurden bei GF Automotive Abschreibungen auf Goodwill und Anlagen (Impairment) vorgenommen. Zusammen mit anderen ausserordentlichen Aufwendungen im Zusammenhang mit geplanten Effizienzsteigerungsprogrammen ergibt sich daraus eine einmalige Belastung des EBIT von CHF 90 Mio. Dem gegenüber stehen ausserordentliche Erträge in Höhe von CHF 40 Mio. Damit beläuft sich die ausserordentliche Belastung der Erfolgsrechnung auf insgesamt CHF 50 Mio.

Dramatische Marktwende im 4. Quartal hinterlässt Spuren

GF Piping Systems erzielte einen Umsatz von CHF 1,22 Mia., konnte also trotz massiver Währungseinflüsse um 12 Prozent wachsen (5% bereinigt um Währungseffekte und Akquisitionen). Wachstumstreiber waren insbesondere die Erfolge in den Emerging Markets. Nach einem guten ersten Halbjahr schwächte sich die Nachfrage im 4. Quartal ab. Der EBIT von CHF 122 Mio. liegt leicht unter dem Vorjahr, die EBIT-Marge bei 10 Prozent, währungsbereinigt bei 12 Prozent.

GF Automotive musste nach der starken Nachfrage und Überlastung der Werke sowie einer Verdoppelung der Rohmaterialpreise in den ersten neun Monaten eine massive Reduktion der Abrufe im 4. Quartal mit entsprechender Unterauslastung hinnehmen. Der Umsatz von CHF 2,16 Mia. liegt 3 Prozent unter dem Vorjahr. Angesichts der düsteren Marktaussichten nahm die Gruppe Abschreibungen auf Goodwill und Anlagen in Höhe von CHF 83 Mio. vor. Anderseits brachte der Verkauf des Bereichs Verkehrstechnik einen einmaligen Ertrag von CHF 35 Mio. Dies führte zu einem EBIT von CHF -5 Mio. (Vorjahr: CHF 132 Mio.). GF Automotive überprüft die Fertigungsstandorte, um die Effizienz zu steigern und die Kapazitäten der Marktsituation anzupassen; eine erste Massnahme ist die Verlagerung der Produktion von Kanada nach China.

GF AgieCharmilles litt unter einem schwachen US-Dollar und gegen Ende Jahr unter dem weltweiten Abschwung im Werkzeugmaschinensektor. Der Umsatz reduzierte sich um 8 Prozent auf CHF 1,08 Mia., wobei in Amerika ein Wachstum zu verzeichnen war. Der massive Nachfragerückgang im 4. Quartal wird sich im laufenden Jahr zunächst fortsetzen. Deshalb wurde eine Anpassung des Personalbestands um rund 10 Prozent unumgänglich. Die Schweizer Werke werden auf je eine Technologie fokussiert, um Produktredundanzen zu beseitigen und die Neuentwicklungen zu beschleunigen, und die weltweite Verkaufsorganisation wurde unter einer Führung zusammengelegt. Der EBIT beläuft sich auf CHF 26 Mio., entsprechend einer EBIT-Marge von 2,4 Prozent, darin enthalten ein negativer Währungseffekt von CHF 19 Mio. und eine Rückstellung für die erwähnte Restrukturierung.

Konsequente Umsetzung der Konzernstrategie

Das diversifizierte Portfolio mit unterschiedlichen Konjunkturzyklen bietet gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein gewisses Maß an Stabilität. Die Strategie, mit GF Piping Systems überproportional zu wachsen, ist auch dadurch gerechtfertigt, dass diese Gruppe der Rezession bisher besser standgehalten hat. Die Akquisition von drei Firmen für GF Piping Systems war ein weiterer Schritt in diese Richtung. Somit hat GF Piping Systems 2008 ihren Anteil am Konzernumsatz von 24 Prozent auf 28 Prozent erhöht.

Der Ausbau von GF Piping Systems wurde vorangetrieben: Die zu Beginn des Jahres 2008 akquirierte Central Plastics LLC, Marktführerin für Gas- und Wasserversorgung in Nordamerika, hat sich erfreulich entwickelt. GF nimmt heute im wachsenden Infrastrukturmarkt für den sicheren Transport von Wasser und Gas weltweit eine führende Stellung ein. 2008 hat GF zudem den kanadischen Distributor Alfa Plastics Inc übernommen. Die Akquisition der Schweizer Firma JRG Gunzenhauser AG stärkt unsere Position im Haustechnik-Markt Deutschland und Schweiz. Neue Produktionsstätten in China, Indien und Malaysia erschliessen die lokalen Wachstumsmärkte in Asien.

GF Automotive hat sich frühzeitig auf die Gewichtseinsparung im Fahrzeugbau fokussiert, durch die Entwicklung neuer Werkstoffe und Verfahren und durch den Ausbau des Leichtmetallgusses. GF deckt so einen zentralen Kundenbedarf ab und trägt dazu bei, dass die nächste Fahrzeuggeneration sparsamer und emissionsärmer verkehrt. Um den Bedarf im wachsenden chinesischen Markt zu decken, wird GF Automotive in der neuen Eisengiesserei in Kunshan Anfang 2009 die Serienproduktion aufnehmen, und in der Leichtmetallgiesserei in Suzhou wird die Kapazität durch den Bau einer neuen Produktionshalle erweitert. Ausserdem wurde das Angebot im Automobilzuliefermarkt durch den Verkauf der Georg Fischer Verkehrstechnik GmbH gestrafft.

GF AgieCharmilles hat durch die Vereinheitlichung der Marken- und Produktvielfalt die Grundlage für eine effizientere und wirksamere Bearbeitung des weltweiten, sehr kompetitiven Marktes geschaffen. Diese Vereinfachung wird mit Hochdruck fortgesetzt. Gleichzeitig wird bei den neuen Maschinen auf eine hohe Energie- und Kosteneffizienz besonderes Gewicht gelegt. GF AgieCharmilles bietet ein einzigartiges Komplettangebot mit den Technologien Elektroerosion und Fräsen in Kombination mit Automation, das den Kunden erlaubt, die Produktivität zu erhöhen und sich so gegenüber ihrer Konkurrenz zu differenzieren.

Gesunde Bilanz und gesicherte Finanzierung

Die Bilanzstruktur präsentiert sich nach wie vor sehr solide. Der Eigenkapitalanteil hat sich leicht auf 43 Prozent (Vorjahr: 45%) reduziert. Dies ist noch immer ein hoher Anteil an eigenen Mitteln, der uns erlauben sollte, den wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu begegnen. Die Nettoverschuldung ist deutlich um CHF 282 Mio. angestiegen. Dies ist zu einem grossen Teil auf die getätigten Akquisitionen in Höhe von rund CHF 200 Mio. zurückzuführen. Die Nettoverschuldung entspricht dem 1,4-fachen Wert des EBITDA. Die Anfang Februar 2009 fällige 3 ½ Prozent Anleihe 1999–2009 im Betrag von CHF 200 Mio. wurde durch Inanspruchnahme eines Konsortialkredites zurückbezahlt. Der Konzern verfügt auch nach Rückzahlung dieser Anleihe über genügend vorhandene offene Kreditlinien, die die Finanzierung sicherstellen. Der Gewinn je Aktie hat sich von CHF 58 auf CHF 14 reduziert. Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung eine Ausschüttung in Form einer Nennwertrückzahlung in Höhe von CHF 5 je Namenaktie beantragen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 36 Prozent und damit der Dividendenpolitik des Konzerns.

Ausblick

Im Jahr 2009 sollen primär die Profitabilität von GF Automotive und GF AgieCharmilles rasch erhöht und der operative Cashflow des Konzerns verbessert werden. Nachdem eine Reihe von Produktionswerken zu Beginn des Jahres 2009 Kurzarbeit eingeführt haben, werden die gesamten Produktionskapazitäten laufend an die aktuelle Nachfrage angepasst und zusätzliche Massnahmen umgesetzt, falls sich die Marktlage noch weiter verschlechtert. Eine Prognose in Bezug auf die Geschäftsentwicklung für das Jahr 2009 ist in der gegenwärtigen Situation nicht möglich. GF hält aber an den mittelfristigen Wachstums- und Ertragszielen fest. Langfristige Trends wie der Bedarf an sauberem Wasser, die CO2-Reduktion bei Fahrzeugen und die achfrage in neuen Märkten bieten GF Wachstumschancen.

Weitere Artikel zum Thema

DVGW präsentiert innovative Strategien und Lösungen zu Trinkwasser und Wasserstoff

03.04.2024 -

Als Partner der IFAT, der Weltleitmesse für Umwelttechnologien, präsentiert der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) vom 13. bis 17. Mai in München einem internationalen Fachpublikum sein Know-how zu Trinkwasser und Wasserstoff. Ziel ist, die Herausforderungen für die Energie- und Wasserversorgung im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit auf der einen sowie Klimawandel und Energiewende auf der anderen Seite transparent zu machen.

Mehr lesen

DVGW fordert Entschlusskraft für eine echte Energie- und Wasserwende

21.02.2024 -

Die Energieversorgung in Deutschland lässt sich in Zukunft nur sicherstellen, wenn Wasserstoff die fossilen Energieträger Kohle, Erdgas und Erdöl ersetzt. Diesen Transformationsprozess klimaneutral zu gestalten, führt die Bundesregierung im Koalitionsvertrag als eines ihrer wesentlichen Ziele auf. In seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz hat der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) zur Mitte der Legislaturperiode eine Halbzeitbilanz über die Arbeit der Ampelkoalition beim Wasserstoffhochlauf gezogen.

Mehr lesen