Mehr Strom für Pakistan: Erste Maschineneinheit des Wasserkraftwerks Tarbela IV geht ans Netz
Im Beisein von zahlreichen Gästen aus Politik, Industrie und Gesellschaft hat Shahid Khaqan Abbasi, Premierminister von Pakistan, am 10. März 2018 die erste von drei neuen Maschineneinheiten am Wasserkraftwerk Tarbela IV eingeweiht. Der Technologiekonzern Voith ist bei diesem Projekt Schlüsselpartner und verantwortlich für die komplette elektromechanische Ausrüstung des Kraftwerks im Wert von rund 200 Millionen Euro.
Auftraggeber für das Projekt, dem eine Finanzierung der Weltbank zugrunde liegt, ist die Water and Power Development Authority (WAPDA) in Pakistan. Für Voith bildet das Projekt einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem asiatischen Wasserkraftmarkt.
Rund 40 Prozent mehr Strom durch Voith-Technologie
Mit der vierten Erweiterung des Wasserkraftwerks Tarbela erhöht sich die Leistung der Anlage im Norden Pakistans auf insgesamt 4.888 Megawatt. Das bedeutet eine Kapazitätssteigerung um rund 40 Prozent. Voith hat für die Erweiterung des 1974 eingeweihten Kraftwerks drei Generatoren, drei Francis-Turbinen mit je 470 Megawatt Leistung, Automatisierungssysteme, Hochspannungsleitungen mit 500 Kilovolt elektrischem Spannungsniveau sowie die gesamte elektromechanische Kraftwerksausrüstung geliefert. Bis Ende Mai 2018 sollen alle drei Maschineneinheiten Strom in das pakistanische Energienetz einspeisen.
Größtes Hauptabsperrorgan der Welt
Zum Voith-Auftragsvolumen gehörte auch die Konstruktion, Fertigung, Lieferung und Installation von drei sogenannten Absperrorganen. Diese werden zwischen Druckrohrleitung und Turbine installiert, um den Wasserfluss in Notfällen zu stoppen und Wartungen an der Anlage zu ermöglichen. Mit einem Durchmesser von 7,5 Metern und einem Gesamtgewicht von je etwa 750 Tonnen gelten sie als weltgrößte Absperrorgane dieser Art mit einer Revisionsdichtung. Die Experten des Forschungs- und Entwicklungszentrums von Voith Hydro in Deutschland entwickelten die Komponente mit ihren chinesischen Kollegen von Grund auf neu. Die Fertigung der Absperrorgane erfolgte anschließend am Voith-Standort Shanghai, China.
Voiths globaler Footprint zahlt sich aus
Bei der vierjährigen Realisierung des Großprojekts Tarbela IV arbeiteten die Voith-Standorte Heidenheim und Shanghai eng zusammen. Während der chinesische Voith-Standort die Francis-Turbinen, Generatoren, Hochspannungsleitungen sowie die mechanische Kraftwerksausrüstung fertigte, lieferten die Kollegen von Voith Hydro Deutschland die elektrische Ausrüstung sowie die Automatisierungssysteme für die Anlage.
„Aufgrund der Größe und Komplexität dieses für Pakistan wichtigen Projekts, war eine enge Zusammenarbeit und ständige Kommunikation mit allen Beteiligten erforderlich. Dazu zählten der Endkunde WAPDA, die technischen Berater des Kunden sowie weitere chinesische Projekt-Unterlieferanten“, erklärt Uwe Wehnhardt, Vorsitzender der Voith Hydro Geschäftsführung und Mitglied der Konzerngeschäftsführung. „Unser weltweites Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk sowie unsere langjährige Erfahrung in der engen Zusammenarbeit mit chinesischen Generalunternehmern haben sich dabei definitiv ausgezahlt.“
Wasserkraftwerks-Premiere für Asset Management Lösung OnCare
Weltweit erstmalig ist beim Kraftwerk Tarbela IV die Voith Asset Management Lösung OnCare integriert. Das ursprünglich für Papiermaschinen entwickelte System wird für die Planung aller Instandhaltungsprozesse im Kraftwerk verwendet. Dabei gleicht das System die ausgelesenen Leistungskennzahlen mit hinterlegten Daten ab und reagiert auf Abweichungen. So kann der Kunde Optimierungspotenziale identifizieren und präventive Wartungsmaßnahmen planen. Dank dieser vorbeugenden Instandhaltung kann der Betreiber ungeplante Stillstände erheblich reduzieren und die Verfügbarkeit seiner Anlage steigern. Mit dem Einsatz von OnCare AM gilt Tarbela IV als Vorbild für intelligente Wasserkraftwerke und Vorreiter für weitere Anlagen weltweit.
Über das Wasserkraftwerk Tarbela
Der Tarbela-Staudamm ist einer der weltweit größten Erdschüttdämme der Welt. Rund 100 Kilometer nordwestlich von Islamabad staut er den Indus in einem rund 250 Quadratkilometer großen See. Der Damm spielt in dreifacher Weise eine wichtige Rolle für die Wirtschaft Pakistans: Er speichert Wasser für die Bewässerung, schwächt Überschwemmungen ab und dient der Energieerzeugung. Rund 16 Prozent von Pakistans Strombedarf werden hier produziert. Die Leistungserweiterung trägt dazu bei, das Land unabhängiger von Brennstoffimporten zu machen und seinen kontinuierlich wachsenden Energiebedarf zu decken. Dieses Wachstum führt zu häufigen Stromausfällen und Blackouts, die den Bedarf eines dringenden Ausbaus der Stromversorgung verdeutlichen.
Pakistan verfügt über ein Wasserkraftpotential von etwa 40.000 Megawatt. Davon nutzt das Land bislang erst rund 7.300 Megawatt. Die Regierung Pakistans plant, bis zum Jahr 2025 rund 20.000 Megawatt zusätzliche Leistung aus Wasserkraft zu erschließen und den Anteil von Wasserkraft am nationalen Energiemix von 34 auf 70 Prozent zu steigern.
Bild: Shahid Khaqan Abbasi (links), Premierminister von Pakistan dankte Stephen Lewis (rechts), Vorsitzender der Geschäftsführung von Voith Hydro China im Rahmen der offiziellen Einweihungsfeier für die erfolgreiche Projektumsetzung. In der Mitte des Bildes: Lt. General Muzzammil Hussain, Vorstandsvorsitzender der Water and Power Development Authority (WAPDA) in Pakistan. (Foto: Voith)
Quelle: Voith GmbH & Co. KGaA