Hochkarätig besetztes Fachsymposium auf 2.123 Metern Höhe

24.10.2014

Zum zweiten Mal luden die EMB Pumpen und WILO gemeinsam mit Aerzen (Schweiz), Airvalve Flow Control, GEP Industrie-Systeme, Indufer, Olaer (Schweiz) und Rheno Umwelttechnik vom 30. September bis zum 01. Oktober 2014 zum zweitägigen Fachsymposium „Wasser und Abwasser“ auf den Pilatus ein.

Hochkarätig besetztes Fachsymposium auf 2.123 Metern Höhe

2. Fachsymposium Wasser / Abwasser (Foto: Wilo)

Nach einer Fahrt mit der steilsten Zahnradbahn der Welt auf den 2.132 Meter hohen Gipfel des Pilatus in der Nähe von Luzern standen den Teilnehmer zwei spannende und informationsreiche Tage bevor: Ausgewiesene Experten hielten Referate zu den Themen Trinkwasser sowie Abwasser und Kläranlagen. Die 22 Referenten berichteten über ihre Erfahrungen und Forschungsergebnisse und standen den über 100 Teilnehmern für alle Fragen aus ihrem Fachbereich zur Verfügung.

Moderne Beschichtungen in der Wasserversorgung

Am ersten Tagungstag referierte Mario Hübner, Manager System-Engineering Sales Region D-A-CH, WILO, über die modernen Beschichtungen, die in der Wasserversorgung Verwendung finden. Eine der zukünftigen Herausforderungen der Wasserwirtschaft, global sowie in der Schweiz, wird es sein, Versorgungs- und Entsorgungsprozesse energetisch zu optimieren oder neue energieeffiziente Systeme aufzubauen, so Hübner. Eine wirtschaftliche Maßnahme gegen die Verockerung in Trinkwassersystemen könne die Beschichtung der Pumpe sein. Diese sei sowohl zur Ertüchtigung bereits beschädigter Pumpen, als auch für den präventiven Schutz der Aggregate geeignet. Die Beschichtung Ceram CT aus dem Hause Wilo biete einen wirkungsvollen Schutz vor korrosiven, abrasiven oder zuwachsenden Einflüssen der zu fördernden Medien. Aber es geht nicht nur um den Schutz der Teile sondern auch um die Wirkungsgradsteigerung der Maschinen, erläuterte Hübner. In einer lang angelegten Versuchsreihe konnten Wirkungsgradsteigerungen von 2 Prozent im Durchschnitt festgestellt werden. Auch die Ceram–Teflonbeschichtung werde in letzter Zeit oft eingesetzt - eine Antihaftbeschichtung auf Basis von Perfluoralkoxy und Polytetrafluorethylen. Mario Hübner erläuterte dies an einigen Praxiseinsatzfällen: Umbauten und Optimierungen aus der Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Um den Prozess im Optimum zu halten, gehe es aber nicht nur um den richtigen Werkstoff oder Beschichtung, sondern auch das Verhältnis Q / Qopt. sollte genau eingestellt sein. Bezüglich Veränderung des Sauerstoffniveaus versuche man heute auch über die Eintrittsgeschwindigkeit im Filterbereich und im Eintrittsbereich der Pumpe sich Gedanken zu machen.

Mario Hübner schnitt in seinem Vortrag auch die Umsetzung der Produkte gemäß der Anforderungen der deutschen Trinkwasser-Verordnung 2001, welche zum 01. Dezember 2013 geändert wurde, an.

Was kann ein Brunnen leisten?

Im Anschluss stellte sich Prof. Beims, GIP Grundwasser-Ingenieurbau-Planung Dresden der Frage, was ein Brunnen in der Lage ist zu leisten. Vertikalfilterbrunnen seien anspruchsvolle hydrotechnische Bauwerke, die dem Ziel dienen, langfristig und stabil Grundwasser in der gewünschten Menge zu fördern. Um das zu erreichen, müsse ein Brunnen ganzheitlich in seinen Entstehungs- und Lebenszyklen betrachtet werden. Solche Elemente sind:

  • Geohydraulische Berechnung der Brunnenanströmung
  • Konstruktive Bemessung der Brunnenelemente
  • Fachgerechte Herstellung
  • Optimale Ausrüstung des Brunnens
  • nachhaltige Bewirtschaftung während des Betriebs
  • Wartung und Pflege des Brunnens
  • Reinigung und/oder Regenerierung des Brunnens

Der Vortrag reflektierte wesentliche Grundlagen der aufgeführten Elemente und hob exemplarisch die möglichen Wechselwirkungen hervor. So werden beispielsweise bei der konstruktiven Bemessung der Bauelemente bereits die Weichen für eine Jahre später notwendige Brunnenregenerierung gelegt. Ebenso ist eine korrekte geohydraulische Berechnung der Brunnenanströmung eine entscheidende Voraussetzung für dessen sanfte und nachhaltige Bewirtschaftung, erläuterte Beims. Die ganzheitlichen betrachtungskomponenten wurden an interessanten Beispielen aus der praktischen Arbeit erläutert.

Aktueller Stand zum Thema Mikroverunreinigungen in Kläranlagen

Tag Zwei auf dem Pilatus begann mit einem Vortrag von Dr. Pascal Wunderlin, Koordinator VSA-Plattform Verfahrenstechnik, Eawag. Er informierte über den aktuellen Stand zum Thema Mikroverunreinigungen in Kläranlagen. Im Rahmen eines Projektes „Strategie Mikropoll“ wurde der Eintrag von organischen Spurenstoffen aus kommunalen Abwässern in Schweizer Gewässern untersucht. Die Untersuchungen ergaben, dass Gewässer in dicht besiedelten Gebieten stark belastet sind, berichtete Wunderlin. Bedeutende Quellen seien die Ausläufe von Kläranlagen. Deshalb sei es sinnvoll, technische Maßnahmen zur Elimination der Spurenstoffe zu ergreifen – besonders bei großen Kläranlagen sowie bei Kläranlagen, welche in Gewässer einleiten, die zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Wunderlin stellte Pilotstudien vor, in deren Rahmen die Spurenstoffeliminationseffizienz von verschiedenen technischen Verfahren untersucht wurden. Diese zeigten, dass durch den Einsatz von Pulveraktivkohle oder Ozon ein breites Spektrum der organischen Spurenstoffe durchschnittlich zu über 80 Prozent entfernt werden konnten. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde im Rahmen einer Änderung des Gewässerschutzgesetzes im Frühjahr 2014 die Grundlage für eine verursachergerechte Finanzierung geschaffen, so Wunderlin. Dies regelte die Finanzierung des Ausbaus von über 100 Schweizer Klärwerken. Die konkrete Umsetzung werde aktuell im Rahmen der Gewässerschutzordnung präzisiert, berichtete Wunderlin. Um den Kompetenzaufbau und den Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren gezielt zu fördern, wurde innerhalb des Verbandes der Schweizerischen Abwasser- und Gewässerschutzfachleute die Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ aufgebaut. Diese Plattform, von Wunderlin betreut, sei seit 2012 aktiv und habe sich in der Praxis gut etabliert.

Intelligente Prozessoptimierung mit Tauchmotorrührwerken

Am zweiten Tagungstag informierte Mario Hübner über die intelligente Prozessoptimierung mit Tachmotorrührwerken unter anderem im Einsatz zur Elimination von Mikroverunreinigungen. Das Belüftungssystem und die dazugehörige Abstimmung der Tauchrührwerke seien die wichtigsten Komponenten der Anlage. Die optimale Funktion entscheide über die Reinigungsleistung und habe maßgeblich Einfluss auf die Betriebskosten der Anlage.

Wichtig dabei sei, dass der Ausgleich der Konzentration, Vermeidung von Kurzschlussströmungen, Vermeidung von Ablagerungen und das Einbringen der Horizontalströmung optimal gewährleistet seien.

Wenn die Belebungsbeckentechnik in der Praxis ineffizient und unwirtschaftlich arbeite, liege dies in der Regel daran, dass die einzelnen Komponenten unzureichend aufeinander abgestimmt sind. So ist die Effizienz von Rührwerken und Belüftern maßgeblich von den durch sie bewirkten Strömungsverhältnissen und der daraus resultierenden Reinigungsleistung abhängig, so Hübner.

Angesichts solcher Entwicklungssprünge bei der Energieeffizienz von Tauchmotorrührwerken sei vor allem dort dringender Handlungsbedarf geboten, wo noch eine veraltete Technik oder Mittelschnellläufer zum Einsatz kommen. Aber auch bei moderneren Anlagen sollten weiterhin Anstrengungen zu einer Minimierung des Energieverbrauchs unternommen werden, indem die Anlagentechnik, zumindest partiell, immer auf einem modernen Stand gehalten wird.

„Wir sind mit unserem Rührwerksprogramm sowohl in der klassischen Belebungsstufe als auch in der 4. Reinigungsstufe im kommunalen Sektor vertreten“, erklärte Mario Hübner. Entsprechend können in der Vorprojektierung unter Verwendung von CFD Simulationen bereits Optimierungen angegangen werden. Der Betrieb der Adsorptionsstufen in Klärwerken zeige, dass die Abwasserreinigung durch den Einsatz von Pulveraktivkohle weiter verbessert werden kann. Anlagen zeigen. dass bereits bei der Anwendung von 10 mg/l Pulveraktivkohle eine Verringerung der CSB-Fracht nach biologischer Behandlung von rund 40 Prozent zu erzielen ist. So ließe sich beispielsweise der Eintrag einer Vielzahl von Arzneimittelwirkstoffen in das Gewässer bereits mit einer Aktivkohledosierung von 10 mg/l zu über 80 Prozent vermindern. Das Fazit im Vortrag, dass die Gebühr für die Erhöhung der Abwasserkosten für den Bürger bezahlbar bleibt.

Nach vielen informativen Vorträgen beendet Herr Mario Hübner, der die Veranstaltung gemeinsam mit Herrn Husemann von Airwalve moderierte, die Veranstaltung mit einem fachfremden Ausblick zum Thema Neuromarketing und verwies bereits schon wieder auf zwei Veranstaltungen, auf welche, er referieren wird, am 13. November 2014 in Zürich - Technopark sowie am 5. Februar 2015 bereits wieder in Luzern – Hotel Seeburg und verabschiedete die Teilnehmer.

Quelle: WILO SE

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