Über 150 Teilnehmer auf den 5. WILO-Wassertagen am Adlersberg

14.10.2024
Nach den sehr erfolgreichen vier Tagungen im Jahre 2007, 2011, 2014 und 2017, fanden am 10. Oktober 2024 die „5. Wilo Wassertage - die Wasserwelt im Fokus von Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit“ statt.
Über 150 Teilnehmer auf den 5. WILO-Wassertagen am Adlersberg

Am 10. Oktober 2024 fanden die „5. Wilo Wassertage" statt. (Bildquelle: WILO SE)

Das Fachsymposium, das auf dem Adlersberg in der Nähe von Regensburg ausgerichtet wurde, sprach vor allem Entscheider aus der Wasserversorgung an. Aber auch Ingenieure und Fachplaner sowie Vertreter von Umweltbehörden und Hochschulen waren als Teilnehmer vertreten. Namhafte Referenten informierten die über 150 Teilnehmer über Neuerungen in der Wasserwirtschaft mit Blick auf den Klimawandel und der Bayerischen Wasserstrategie. Neben interessanten Vorträgen bot das Symposium auch viel Gelegenheit für einen regen Austausch zwischen den Teilnehmern.

Die Eröffnung der Veranstaltung übernahm Günther Bitzenbauer, Geschäftsführer des WILO-EMU Anlagenbau, welcher dieses Jahr die Veranstaltung auch ausgerichtet hat. Er freute sich über den großen Zuspruch der Teilnehmer. Nachdem er sie begrüßt und auf die Wichtigkeit dieser Themen hingewiesen hatte, übergab er an Mario Hübner, der die Veranstaltung moderierte.

Dabei stellte er das gesamte Unternehmen kurz vor, inklusive der verantwortlichen Vertriebsmitarbeiter. Die WILO SE ist einer der weltweit führenden Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie. Der bayerische Standort Hof ist hauptsächlich für Produkte aus dem Bereich Watermanagement verantwortlich und die WILO EMU Anlagenbau GmbH ist ein leistungsfähiges, mittelständisches Unternehmen mit den Schwerpunkten Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Steuerungstechnik, das seit 46 Jahren in diesem Bereich tätig ist, um anspruchsvolle oder auch standardisierte Anlagen zu bauen. Nach der Fertigstellung hat der reibungslose Betrieb höchste Priorität für das Unternehmen.

Für die Begrüßungsrede war wie die Jahre zuvor die Landrätin des Landkreises Regensburg Tanja Schweiger geplant. Sie wurde dieses Jahr von ihrem Referenten Harald Hillebrand vertreten, welcher seine Erfahrungen aus der Sicht des Landratsamtes aufzeigte und den Teilnehmern eine interessante Veranstaltung wünschte.

Den ersten Vortrag hielt Prof. Dr. Martin Grambow, der erklärte, dass der Wasserbau seit jeher eine äußerst anspruchsvolle und weitreichende Disziplin ist. In den zunehmend zur Gänze überformten Landschaften mit mannigfaltigen Ansprüchen verschiedener Gesellschaftsbereiche an die Wassernutzung und den Schutz vor Wassergefahren steigen die Anforderungen aktuell nochmals erheblich an. Es gewinnen mit dem Klimawandel auch die ökologischen und sozialen Funktionen bzw. Leistungen der Gewässer stark an Bedeutung, während die „klassischen“ Themen wie Hochwasserschutz, aber auch Trockenheit wesentlich verstärkt werden. Dies stellt neue und noch weitergehende Anforderungen an nachhaltige und zukunftsorientierte Planungen. Dem kann nur mit einem holistischen Ansatz und einem Systems Engineering wirkungsvoll begegnet werden. Beispielhaftes neues Planungsziel ist der Resilienzgedanke – hinsichtlich der Schutzfunktionen und der ökologischen Gewässerfunktionen. Die Zusammenschau der sowohl neuen als auch weiterentwickelten Schwerpunkte wurde in der aufgelegten und für den Freistaat Bayern richtungsweisenden Gesamtstrategie „Wasserzukunft Bayern 2050“ fixiert, aus der einige Beispiele aufgezeigt wurden.

Darauf folgte Prof. Dr. Anders Levermann. Er zählt zu den renommiertesten Klimafolgenforschern in Deutschland und hat am UN-Klimabericht mitgeschrieben, für den der Weltklimarat 2007 den Friedensnobelpreis erhielt. Sein Thema war Klimawandel und die Faltung der Welt. Er sagte: "Seit ich Familie habe, sehe ich viele Dinge anders. Oder anders ausgedrückt: Früher habe ich mir weniger Sorgen gemacht. Heute frage ich mich oft: Wird die Welt für meine Kinder in 20, 30, 40 Jahren noch so lebenswert sein, wie sie für uns heute ist. Wichtig zu wissen ist: Das, was in den nächsten 20 Jahren in Bezug auf den Klimawandel passiert ist, haben wir schon verursacht. Das heißt, das können wir gar nicht mehr verändern. Wir müssen uns bewusst machen, dass Klimaschutz nicht kompliziert ist. Es geht darum, Öl, Gas und Kohle nicht mehr zu verbrennen. Fertig. Das ist natürlich nicht mal so eben zu machen. Aber es bedeutet einfach, dass wir unsere Energieversorgung umstellen müssen. Das ist alles, was wir machen müssen. Und wir haben dafür 20 Jahre Zeit."

Der Vortrag unter dem Titel „Trinkwasser und Qualitätsanspruch – aktuell und kontrovers“ hielt Klaus Mitter. Er schilderte die in der Wasserversorgung zu beobachtende Tendenz der Zunahme sogenannter „anthropogener“ (=“menschengemachter“) Stoffe im Grundwasser. Hatte und hat man es in den vergangenen Jahrzehnten bis dato häufig mit natürlichen Wasserinhaltsstoffen wie z. B. Eisen und Mangan, mancherorts auch Arsen, zu tun und waren Wässer oft „kalkaggressiv“, so treten diese aus aufbereitungstechnischer Sicht meist „einfach“ zu behandelnden Wassermängel in der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr hinter anthropogene Stoffe wie Nitrat, Pflanzenschutzmittel, PFAS etc. zurück. Deren aufbereitungstechnische Beseitigung ist nicht „einfach“ und erfordert zumeist gänzlich komplexere Arten von Anlagen als die Bekannten. Dazu kommt die sich in der Öffentlichkeit verstärkende Diskussion um das scheinbare „Problem“ der Wasserhärte, im Übrigen eine natürliche Wasserqualität. Er zeigte auf, welcher Aufwand hinter der aufbereitungstechnischen Entfernung anthropogener Wasserinhaltsstoffe wie auch der Wasserhärte steckt und welche Auswirkungen solche Anlagen auf die Umwelt haben. Vielerorts werden Grenzen des Machbaren erreicht werden. Der Anspruch an die hohe Qualität unseres Trinkwassers muss jedoch unerschütterlich aufrecht erhalten bleiben. Und bezahlbar muss die Wasserversorgung ebenfalls bleiben, wenn auch die Kosten nicht sinken werden. Seine Forderung ist eine immense Verstärkung des Schutzes unserer Wasserreserven – „Schützen ist nachhaltiger als Aufbereiten“.

Mario Hübner referierte über die Energieeffizienz in der Wasserversorgung, zeigte aber gleich am Anfang auf, dass es eigentlich weitreichender betrachtet werden muss und dass es im Vortrag um die nachhaltige Wasserwirtschaft der Zukunft geht - Bewältigung von Klimawandel und Extremwetterereignissen durch innovative Strategien und energieeffizienten Wassertransport. Er sagte, dass es eine der zukünftigen Herausforderungen der Wasserwirtschaft, global sowie in D-A-CH sein wird, Versorgungs- und Entsorgungsprozesse energetisch zu optimieren oder neue energieeffiziente Systeme aufzubauen. Der Einsatz von Frequenzumformern (FU’s), der Austausch von Pumpen und Motoren (teilweise mit höheren Energieeffizienzklassen, in Anlehnung der IEC 60034-30-1 / (-2) Klasse IE 3 bis IE 5) und der Einsatz ganz neuer und optimal ausgelegter Pumpensysteme mit Sonderbeschichtungssystemen werden daher in Zukunft unumgänglich. Er stellte in seinem Vortrag unter anderem die erfolgreiche Baureihe, „Wilo-Actun ZETOS“ vor. Während seiner Ausführungen wurde deutlich, dass Unterwassermotorpumpen mit hohen Wirkungsgraden (eingebaut im Druckmantel für Trockenaufstellung) wieder energieeffizienter und interessanter werden. Über ein Wirtschaftlichkeitsprogramm verdeutlichte er Möglichkeiten der Einsparung von Kosten und die Amortisationszeit neuer Aggregate für den Kunden. Man erkannte die Vorteile von Ceram CT, der Beschichtung zur Wirkungsgradsteigerung mit der UBA und DVGW W 270 Zulassung und die Antihaftbeschichtung Ceram CP. Fördermaßnahmen wurden deutlich an einem Beispiel aus Hof und an den Druckmantelpumpen Wasserwerk Stopfmühle, welche auch im Energieatlas Bayern zu finden sind.

Nach der Mittagspause führte Mario Hübner ein Interview mit Richard Schmidt. Er gilt als einer der erfolgreichsten Ruderer aller Zeiten – ein echter Champion, der mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Leidenschaft Medaillen bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften gewonnen hat. Eine der letzten Fragen war, wie er seine aktive Karriere 2021 beendet und den Übergang vom aktiven Sportler zur beruflichen Karriere gemeistert hat. Bevor Richard Schmidt in seinen Vortrag über den grünen Wasserstoff einstieg, kamen aber auch noch viele Fragen von den Teilnehmern an den erfolgreichen Ruderer.

In seinem Vortrag zeigte er, wie die H2POWERPLANT aus Sonne, Wind und Wasser erzeugten grünen Strom mittels Elektrolyse in grünen Wasserstoff umwandelt. Bei Bedarf kann der Wasserstoff über eine Brennstoffzelle wieder in elektrische Energie umgewandelt werden. Die Abwärme wird dabei im Verbundsystem zu Heizungszwecken genutzt oder gespeichert oder vor Ort in Kälte umgewandelt. Diese nachhaltige Nutzung aller freiwerdenden Energielevel sorgt für eine Optimierung des Systemwirkungsgrads. Hierzu ist eine exakte Auslegung der wasserführenden Systeme und eine intelligente Steuerung des Energie- und Lastmanagements erforderlich. Die H2POWERPLANT gibt es in vier verschiedenen Varianten, die Wilo je nach Vorhaben optimiert. Nach einer grundsätzlichen Marktanalyse deckt die H2POWERPLANT einen Marktbereich zwischen konventionellen Batteriespeichern und einer großindustriellen Herstellung von Wasserstoff ab.

Danach folgte ein Vortrag vom Bayerischen Landeskriminalamt aus dem Sachgebiet 541 – Zentrale Ansprechstelle Cybercrime. Die beiden Kriminalhauptkommissare referierten über Cybercrime Awareness. Hier ging es darum, einen Rundum-Blick zum Thema Cybercrime aus polizeilicher Sicht zu bekommen. Es wurden neben den häufigsten Schwachstellen die Phänomene im Bereich Cybercrime thematisiert und das Vorgehen der Täter anhand von anonymisierten Echt-Fällen aufgezeigt. Das Fokus-Thema war E-Mail-Sicherheit. Die E-Mail zählt zu den häufigsten Einfallstoren, wenn Unternehmen von einem Cyberangriff betroffen sind. Die Zuhörer haben bei diesem interaktiven Vortrag die Basics zum Thema E-Mail-Sicherheit aufgezeigt bekommen um Fälschungen zu erkennen. Die Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien ist Basis des modernen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens, sie bietet aber auch die Möglichkeit, Straftaten zu begehen. Die beiden Kriminalhauptkommissare klärten über die Gefahren in informationstechnischen Systemen auf und zeigten wie die Bayerische Polizei gegen die gesteigerte Cyberkriminalität vorgeht. Kriminalitätsfördernd wirken sich dabei unzureichende Absicherungen und veraltete Technologien, aber auch unzureichendes Risikobewusstsein von Nutzern dieser Technologien aus. Die fortschreitenden Entwicklungen bei Stichworten wie Internet der Dinge/Internet of Things (IoT), Industrie 4.0, Smart Home oder Automotive IT bieten ein breites Feld an Tatgelegenheiten. So erweitern die stark zunehmenden „adressierbaren“ Objekte im Internet das Spektrum potentieller Ziele für Cyberkriminelle.

Dipl.-Ing. Bernd Husemann, Geschäftsführer der Airvalve Control referierte über das Thema „Schutz hydraulischer Systeme vor Luftansammlungen, Unterdruck und Druckstoß“. In seinem Vortrag ging es darum, dass ein effizienter Betrieb von Druckleitungen Vollfüllung voraussetzt. So gilt es, Luftansammlungen durch fachgerechte Planung zu vermeiden, weil diese den Strömungswiderstand erhöhen und zugleich eine Verkeimungsgefahr für Trinkwasserleitungen darstellen. Das produktneutrale Referat von Airvalve verdeutlichte im Weiteren die Ursache und Wirkung dynamischer Druckänderungen, sowie die Gefahren von Unterdruck und Druckstoß an diversen Praxisbeispielen mit Darstellung der physikalischen Hintergründe. Dieses Thema präsentierte er, wie so oft, mit seiner ganz besonders mitreißenden Vortragsweise.

Im Anschluss an den letzten Vortrag wurde eine weitere Diskussion zum Thema „Herausforderung in der Wasserwirtschaft“ abgehalten. Nach der Diskussion beendete Mario Hübner die Veranstaltung und bedankte sich bei den Referenten, den Kollegen und vor allem bei den Gästen für ihr Kommen und verabschiedete die Teilnehmer.

„Wilo-Wassertage als Fachforum etabliert!“
Dem Feedback nach zu urteilen war die Veranstaltung wieder ein voller Erfolg. „Mit den Wilo-Wassertagen wollen wir aufgreifen, was die Branche und unsere Kunden brandaktuell bewegt und gleichzeitig Perspektiven und Lösungsansätze aufzeigen“. Die hohe Teilnehmerzahl und die positiven Resonanzen sprechen da für sich. Wir haben uns vor allem über den angeregten Austausch aller Beteiligten gefreut, der die Bedeutung der Wilo-Wassertage für unsere Branche zusätzlich unterstreicht", resümiert Mario Hübner.

 

Quelle: WILO SE

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