Der Paradigmenwechsel ist angekommen

03.05.2017

Die Blue Planet Berlin Water Dialogues, das fachpolitische Forum zum Wasser- und Abwassermanagement, standen mit der Fortsetzung ihrer Veranstaltungsreihe am 30. März als Teil des Rahmenprogramms der Wasser Berlin International 2017 beim Publikum hoch im Kurs.

Der Paradigmenwechsel ist angekommen

Diskussionsrunde v.l.n.r.: Dieter Ernst, Prof. Dr. Helmut Kroiss, Dr. Bernd Gawlik, Prof. Dr. Stefan Uhlenbrook, Dr. Kalanithy Vairavamoorthy (Foto: Blue Planet Berlin)

Rund 120 Teilnehmer fanden sich im Expertenforum der Messe ein, um sich über das zunehmend an Bedeutung gewinnende Thema „Wastewater – The Untapped Resource“, das gleichzeitig Motto des diesjährigen Weltwassertages ist, zu informieren und zu diskutieren.

Sowohl die Beiträge der hochkarätigen Referenten als auch die anschließenden Podiumsdiskussionen zeigten ohne Ausnahme, dass der Paradigmenwechsel bei der Bewirtschaftung von Abfällen als potenzielle Ressourcenträger längst auch im Wassersektor stattgefunden hat.

Die Vertreter der Kooperationspartner der Blue Planet Berlin Water Dialogues, Christian Rickerts (Staatssekretär für Energie und Digitales in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin) und Gunther Adler (Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) führten in die Thematik der nachhaltigen Abwasserbewirtschaftung ein. So formulierte Rickerts mit deutlichen Worten eine wichtige Kernbotschaft: „Ökologisch aber auch ökonomisch ist es vielmehr geboten, die Wasserwirtschaft und gerade auch die Abwasserbewirtschaftung als wichtigen Teil der Kreislaufwirtschaft zu verstehen. Es gilt, den Wert des Wassers nach jeder Nutzung zu erhalten und die Ressource ohne Verluste und Beeinträchtigungen ins System zurückzuführen.“

Adler ergänzte die Einführung mit einer Keynote, in der er das Leitthema in den Kontext der entsprechenden Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 stellte. Prof. Dr. Stefan Uhlenbrook (World Water Assessment Programme, UNESCO) eröffnete mit der umfassenden Vorstellung des United Nations World Water Development Reports 2017 „Wastewater – The Untapped Resource“ die folgende Vortragsrunde. Nach diesem Bericht ist weltweit ein Anstieg der Abwassermengen zu verzeichnen, deren größter Teil bislang keinerlei Aufbereitung erfährt. Inzwischen steht jedoch, so Uhlenbrook, eine Vielzahl intelligenter und effizienter Lösungen für ein verbessertes Abwassermanagement zur Verfügung. Dr. Bernd Manfred Gawlik (Joint Research Center der Europäischen Kommission) zeigte die Perspektiven eines effizienten Wasser-/Abwassermanagements aus EU-Sicht auf und fokussierte auf die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Politik. Es folgte Prof. Dr. Helmut Kroiss (International Water Association, IWA), der an Städten und Regionen mit besonderen lokalen Situationen wie Mexiko-Stadt, Singapur, Jordanien und den Ruhrmetropolen Beispiele für die Wiederverwendung von Abwasser vorstellte. Dr. Kalanithy Vairavamoorthy (International Water Management Institute (IWMI) fokussierte in seinem Vortrag ganz auf den grundlegenden Wandel unserer Denkweise; im 21. Jahrhundert müsse der produktive Gebrauch von Wasser stehen. Bei nahezu allen vier Beiträgen wurde auch sehr deutlich die soziale und menschliche Dimension betont, die Akzeptanz des Themas in der Gesellschaft zu erhöhen, um insbesondere Ziel 6 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erfolgreich umsetzen zu können. Konkrete Anwendungsbeispiele und innovative Lösungen und Lösungsansätze zur Wiederverwendung von Abwasser präsentierten anschließend vier Vertreter aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen Alle sehen den Paradigmenwechsel von „treatment and disposal to reuse, recycle and resource recovery“ als unabdingbar zur Lösung globaler Wasserprobleme.

Ein Resümee für die Zukunft

Die jeweils anschließenden Podiumsdiskussionen, ebenso wie die Vorträge mündeten am Ende in ein Resümee, das alle Teilnehmer gleichermaßen „unterschrieben“:

  • wir brauchen den Paradigmenwechsel
  • neue Geschäftsmodelle müssen entwickelt werden
  • Wissenschaftler müssen ihre Ergebnisse vermarkten
  • die Politik muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen
  • Pilotprojekte wären hilfreich
  • Bewusstsein für das „neue Produkt“ muss geschaffen werden
  • die Gesellschaft muss einbezogen werden
  • Nexusstrategien sind unabdingbar

Die Bilanz dieser BLUE PLANET Berlin Water Dialogues ist in jeder Hinsicht erfreulich: Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, hoher Anspruch der Referenten an ihre Präsentationen, starkes und mitreißendes Thema.

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