Auf kleinem Fuß: Coca-Cola Peninsula Beverages setzt auf ressourcenschonende Technologie
Von PET-Mehrwegflaschen profitieren sowohl das Klima als auch die Verbraucher, denen das Gebinde zu einem rund 30 Prozent niedrigeren Preis angeboten wird. (Bildquelle: KHS Gruppe)
Während es immer noch Menschen geben soll, die am Klimawandel zweifeln, ächzen insbesondere weite Teile Afrikas längst unter seinen ganz realen Auswirkungen: Stetig zurückgehende Regenfälle und ansteigende Temperaturen sorgen seit 2015 speziell im Süden des Subkontinents für verheerende Dürren und extreme Hungersnöte. Davon betroffen sind unter anderem Malawi, Sambia, Namibia, Simbabwe oder Botsuana.
Wasserkrise
Auch Südafrika trifft das Ausbleiben der sonst üblichen Sommerniederschläge hart – ein Land, mit dem man eher die sattgrünen Obst- und Weinanbaugebiete der Kapregion oder die subtropischen Wälder der Ostküste assoziiert. Umso überraschter reagiert die Weltöffentlichkeit auf die Wasserkrise von Kapstadt, welche die Millionenmetropole Anfang 2018 an den Rand einer Katastrophe führt – die Einstellung der öffentlichen Wasserversorgung. „Wir standen kurz vor Day Zero“, erinnert sich Greg Morse, Manufacturing and Supply Chain Director bei CCPB, dem führenden Abfüller von Erfrischungsgetränken in der Region. „Ab diesem Zeitpunkt hätte es pro Kopf nur noch eine Zuteilung von täglich 20 Liter gegeben, für die man sich mit Plastikcontainern hätte anstellen müssen.“
Nur mit rigorosen Maßnahmen lässt sich der Ernstfall in letzter Minute abwenden: Der Wasserverbrauch wird auf 50 Liter pro Kopf beschränkt – zum Vergleich: US-Bürger nutzen täglich rund 300 Liter. Toiletten werden nur wenn absolut erforderlich und möglichst mit Regenwasser gespült. Die Hände werden weniger oft gewaschen und stattdessen häufiger desinfiziert. Der Wasserpreis verdoppelt sich innerhalb von nur drei Monaten. Auch die Landwirtschaft leistet ihren Beitrag und reduziert ihren Verbrauch um 50 Prozent. Die Folge: 37.000 Menschen verlieren ihre Arbeit, die Lebensmittelpreise steigen drastisch an.
Nachhaltigkeit im Fokus
In dieser dramatischen Situation stehen Getränkeabfüller wie CCPB als große Wasserverbraucher besonders unter dem prüfenden Blick der Öffentlichkeit: „Von uns erwartet man natürlich, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärt Morse. „Darüber müssen wir vor unseren Kunden und der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen – nicht nur in der Krise, sondern jeden Tag aufs Neue.“
Aus gutem Grund betrachtet der Getränkehersteller deshalb die Wahrnehmung der sozialen Unternehmensverantwortung als einen zentralen Erfolgsfaktor. „Nachhaltigkeit steht absolut im Fokus“, betont Morse. „Wir arbeiten unablässig daran, unseren CO2-Fußabdruck auf allen Ebenen zu minimieren. Damit haben wir schon Anfang der 2000er-Jahre begonnen, als wir in Parow Industria, einem Vorort Kapstadts, die vier Werke unserer Region zu einer Mega-Produktionsstätte zusammengeführt haben.“ Heute engagieren wir uns etwa im Rahmen des ‚World Without Waste‘-Programms von Coca-Cola. Damit möchte das Unternehmen bis 2030 ebenso viele benutzte Flaschen und Dosen einsammeln und recyceln, wie weltweit verkauft werden. Hier beteiligt sich CCPB zum Beispiel an Organisationen, die das Recycling von PET- und Glasflaschen in Südafrika ausweiten wollen. Das liegt nahe, wenn man in Betracht zieht, dass der Abfüller seine eigenen Preforms herstellt und händeringend nach rPET sucht, um sein Ziel zu erreichen, durchschnittlich 25 Prozent rezykliertes Material einzusetzen. Für die PET-Flaschen der Wassermarke Bonaqua wird sogar zu 100 Prozent Rezyklat verwendet.
Von Mehrweg profitieren alle
Zur Nachhaltigkeitsstrategie von CCPB gehört auch, dass man stärker als manche Wettbewerber auf Mehrwegflaschen sowohl aus Glas als auch aus Kunststoff setzt: Aktuell beträgt ihr Anteil am Sortiment rund 20 Prozent, bis 2025 sollen es 40 Prozent werden. Sie leisten nicht nur einen maßgeblichen Beitrag zur Müllvermeidung und damit zur ökologischen Nachhaltigkeit, sondern sind auch wirtschaftlich sinnvoll. Das Produkt wird bei Rückgabe einer PET-Mehrwegflasche zu einem circa 30 Prozent geringeren Preis angeboten – davon profitieren sowohl die preissensiblen Konsumenten als auch das Unternehmen, das damit breitere Käuferschichten erreicht.
Hergestellt werden die PET-Mehrwegflaschen auf der 2019 in Betrieb genommenen KHS-Streckblasmaschine InnoPET Blomax V, eine der ersten überhaupt im Markt. Sie punktet vor allem mit Ressourceneinsparungen und weist einen deutlich verkleinerten CO2-Fußabdruck im Produktionsprozess auf. Diese Maschine aus der neuen Generation der KHS-Streckblastechnik sorgt dank eines optimierten Near-Infra-Red(NIR)-Heizofens für einen um bis zu 10 Prozent geringeren Energieverbrauch. Das Luftrückgewinnungssystem AirBackPlus, das auch beim Blasprozess von Mehrwegflaschen eingesetzt wird, ermöglicht eine Hochdrucklufteinsparung von bis zu 40 Prozent. Auch beim Werkstoffverbrauch spart die neue Technologie Ressourcen: Aufgrund einer besseren Materialverteilung beim Streckblasvorgang wird bisher unverstreckt bleibendes PET unterhalb des Stützrings genutzt, wodurch leichtere Preforms eingesetzt werden können.
Vertrauen in Technologie
„Mit KHS verbindet uns eine gute, über vierzigjährige Beziehung“, beschreibt Morse das Verhältnis zum Dortmunder Maschinenbauer, und man spürt, dass hier ein gewachsenes und ganz tiefes Vertrauen in die technologische Kompetenz besteht. „Schon zu Zeiten des Vorgängerunternehmens SEN haben wir zum Beispiel Füller von dort bezogen. Und wenn Flaschenformate wie die 1-Liter-Glasflasche heute noch auf dem Markt wären, würden die Maschinen noch laufen – davon bin ich überzeugt.“
„Wir beschränken uns nicht darauf, nur Maschinen zu liefern“, erklärt Stephan Mürset, Regional Sales Manager bei KHS. „Wir führen einen intensiven Dialog auf Augenhöhe und verstehen die spezifischen Bedürfnisse von Greg und seinen Kollegen, etwa wenn es darum geht, dass CCPB Flaschen auch für andere Abfüller produzieren möchte. Wir haben eine ganz ähnliche technische Auffassung.“ Dass die Chemie stimmt, bestätigt Morse: „Wir lassen uns nicht nur von Preisen leiten, sondern kaufen bei Menschen ein. Natürlich muss die Technik stimmen – das Equipment, das wir vor Ort bei KHS in Aktion gesehen haben, hat uns durch seine einfache Funktionalität und seine ausgesprochene Solidität wirklich überzeugt“, ergänzt er.
Das gute Verhältnis lebt jedoch nicht nur von der ausgefeilten Technologie, sondern auch von der starken Servicepräsenz des Systemanbieters in Südafrika: „Wir verfügen hier am Kap über ein sehr leistungsfähiges Team“, betont Mürset. „Die Installation und Inbetriebnahme erfolgte mit unseren lokalen Technikern.“ Die teils in Dortmund, teils im KHS-eigenen Schulungszentrum in Johannesburg ausgebildeten und hochkompetenten Fachkräfte stehen natürlich auch während des laufenden Betriebs zur Verfügung, wenn es um zum Beispiel um Auditierung, Wartung oder Reparatur geht.
Vorbildliches Wassermanagement
Ein großes Thema im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ist in Südafrika selbstverständlich der verantwortliche Umgang mit Ressourcen, vor allem mit Wasser. Dabei hilft wassersparende Technologie im Produktionsprozess: Mit zwei neuen Reinigungsmaschinen, die der Dortmunder Systemanbieter im vergangenen Jahr in Parow installiert und in Betrieb genommen hat, konnte an dieser Stellschraube erfolgreich gedreht werden. Eine der Maschinen verarbeitet PET-Mehrwegflaschen im Leistungsbereich von bis zu 26.400 1,5-Liter-Flaschen beziehungsweise bis zu 19.200 2-Liter-Flaschen pro Stunde. Die andere reinigt pro Stunde bis zu 36.000 Glas-Mehrwegflaschen mit einem Volumen von 300 bis 500 Milliliter. Beide verbrauchen dank einer Reihe von Innovationen jeweils rund ein Viertel weniger Wasser als ihre Vorgänger. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Einsparung, in der CCPB dank dieser Investition sowie einer Reihe von anderen Maßnahmen beachtliche Resultate erzielt: So konnte innerhalb der vergangenen 12 Jahre der Wasserverbrauch pro Liter fertigem Getränk von 3,6 Liter auf heute 1,7 Liter reduziert werden.
Die Wassergewinnung erfolgt teils durch eigene Bohrlöcher. Auch hier steht im Sinne der steten Wiederauffüllung die Nachhaltigkeit im Vordergrund: Jedes Bohrloch wird vorab durch geologische Institutionen auf seine Eignung geprüft, die erlaubten Fördermengen werden nur zu 50 Prozent ausgeschöpft und es wird in bestimmten Intervallen gepumpt, damit das Grundwasser sich regenerieren kann. Bevor das Wasser für die Herstellung der Produkte verwendet wird, erfolgt eine Nanofiltration in sechs Reinigungsstufen, um höchste Qualität sicherzustellen.
Auf den bewussten Umgang CCPBs mit der knappen Ressource Wasser ist Greg Morse besonders stolz: „Wir haben hier überhaupt keinen Grund, uns zu verstecken. Im Gegenteil: Für unser vorbildliches Wassermanagement sind wir Ende vergangenen Jahres durch die Stadt Kapstadt als eines von drei Unternehmen mit einem Fünf-Sterne-Wasser-Rating ausgezeichnet worden.“ Zum Engagement gehört auch die Mitwirkung in verschiedenen regionalen Initiativen, die unter anderem dafür sorgen, dass mehr Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen.
Kein Happy End in Sicht
Als es in der Kapregion im Juni 2018 – kurz vor der immer weiter hinausgezögerten Stunde Null – endlich beginnt, lang und ausdauernd zu regnen, steigen die Pegel in den Wasserreservoiren langsam wieder an. Ein Happy End ist das noch lange nicht: Die Menschen in Kapstadt sind sich heute sehr wohl bewusst, dass im Zeichen des Klimawandels auch in Zukunft mit Dürren zu rechnen ist. Sie nutzen deshalb auch weiterhin alle Möglichkeiten, bewusst und sparsam mit der wertvollen Ressource Wasser umzugehen. Mit Hilfe von Apps auf ihren Smartphones sind sie immer tagesaktuell über den Pegel in den Stauseen informiert. Seit einem Höchstwert von bis zu 1,2 Milliarden Liter pro Tag vor den Dürren der Jahre 2015 bis 2018 hat sich der Wasserverbrauch in der Metropole heute bei Werten zwischen 600 und 800 Millionen Liter eingependelt. Auch die gesamte Industrie investiert in Technologien, um ihre Wassereffizienz zu steigern. Dabei möchte CCPB weiterhin zu den Vorreitern zählen: „Wir sollten nie wieder in diese Situation geraten“, ist Greg Morse überzeugt. „Die Bürger sind viel besser informiert und sich über ihre Verantwortung im Klaren. Diese Herausforderung hat Kapstadt sehr gut gemeistert – von unserer Erfahrung können andere Städte mit vergleichbaren Rahmenbedingungen profitieren.“
Quelle: KHS GmbH