Zukunft denken – Zukunft lenken

21.05.2014

In Kooperation mit der dena und der GEA veranstaltete WILO vom 15. bis 16. Mai 2014 den Planerkongress in Hannover. Im Maritim Airport Hotel Hannover wendeten sich die Veranstalter unter dem Motto „Zukunft denken – Zukunft lenken – Die TGA als Schlüssel zur Energiewende“ speziell an Inhaber und Mitarbeiter von Planungsbüros. Der Dialog zwischen Planern und Betreibern stand im Fokus der zweitägigen Veranstaltung.

Namhafte Referenten aus Wissenschaft, Praxis und Politik informierten über ein breit gefächertes thematisches Spektrum von Compliance-Hinweisen speziell für Planer bis hin zu Entwicklungstrends im Bereich Smart-Home. Rund 200 Teilnehmer erhielten so einen interessanten Überblick über aktuelle Entwicklungen in der TGA-Zukunft.

Energiewende als Chance

Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender der WILO, legte den Schwerpunkt seines Vortrags auf die Herausforderungen und Chancen der Energiewende sowie die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gestaltung der Unternehmensstrategie.

„Die Welt schaut auf die Energiewende in Deutschland“, verdeutlichte Oliver Hermes. Hier gelte es, dieser Vorreiterrolle gerecht zu werden und Herausforderungen wie einer garantierten Versorgungssicherheit und einer wirtschaftlichen Umsetzung der Energiewende zu bewältigen. Zumal sich auch die Europäische Union im Hinblick auf die Realisierung ihrer energiepolitischen Konzepte ein ambitioniertes „20-20-20“-Ziel gesetzt hat. Demnach sollen die Treibhausemissionen gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2005 um 20 Prozent gesenkt, der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent gesteigert sowie 20 Prozent mehr Energieeffizienz erreicht werden. Für Produkte und Dienstleistungen „made in Germany“ sieht Oliver Hermes große unternehmerische Chancen. Mit ihnen ließen sich globale Absatzmärkte nicht nur für die heimische Energiezulieferindustrie sondern auch für die Hersteller energieeffizienter Produkte erschließen. Ein Gelingen der Energiewende fördere so letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt, so der Vorstandsvorsitzende der Wilo Gruppe.

In Deutschland hat die Regierung einen Eckpunkteplan für die Energiewende erstellt. Um die energiepolitischen Ziele zu erreichen, ist eine Reform der EEG-Umlage, die Beschleunigung des Netzausbaus sowie die Intensivierung der Energieforschung geplant. Wichtig sei es, die Energieeffizienz insgesamt zu steigern. In der Diskussion um die Energiewende mache eine stärkere Fokussierung auf Energie-Effizienzmaßnahmen Sinn, erörtert Oliver Hermes. Da diese meist kurzfristig zu realisieren seien, verschaffe dies Luft beim notwendigen Aus- und Umbau der Energieversorgungssysteme. Bei näherer Betrachtung der Verbrauchsebenen in Deutschland wird deutlich, wie viel Potenzial die Sanierung des Gebäudebestands birgt. 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs fallen hier an. Mit dem vorzeitigen Austausch aller veralteten, ungeregelten Pumpen gegen moderne Hocheffizienzprodukte kann der Bedarf an elektrischer Energie um bis zu 14 Terawattstunden pro Jahr gesenkt werden. Dies entspricht der Kapazität von vier mittelgroßen Kohlekraftwerken oder einem Kernkraftwerk. An diesem Beispiel wird offensichtlich, welche wichtige Rolle die Energiewende für die strategische Ausrichtung von Unternehmen wie der WILO spielt.

Sechs globale Megatrends prägen das Handeln der weltweit agierenden Unternehmensgruppe: die Globalisierung, der technologische Fortschritt, der Wassermangel, der Klimawandel, die Urbanisierung und die Energieknappheit. Megatrends, die langfristige Entwicklungen wichtiger sozioökonomischer Strukturen und Prozesse berücksichtigen. Wie die EU hat auch WILO sich Ambitionen bis zum Jahr 2020 gesetzt. Ziel ist es, die Position als Global Player auszubauen, profitabel zu wachsen und Innovationsführer zu bleiben.

Aktueller Status und Ausblick zur energetischen Gesetzgebung

In seinem Vortrag knüpfte Peter Rathert, Leiter des Referates „Gebäude- und Anlagentechnik, Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien“ im BMVBS Berlin an das Thema energetische Sanierung an und ging auf den aktuellen Stand sowie die Zukunft zur energetischen Gesetzgebung ein. Die EnEV-Novelle 2013, mit welcher die EU-Gebäuderichtlinie sowie die Beschlüsse der Bundesregierung zum Energiekonzept und zur Energiewende umgesetzt wurden, ist das wichtigste Instrument der Energiepolitik im Gebäudebereich. Im Wesentlichen enthält die EnEV Anforderungen an die energetische Qualität von Neubauten, an die Modernisierung von Gebäuden, an die Anlagentechnik und an die Energieausweise. Ihre Regelungen dienen vorrangig der Einsparung von Energie im Gebäudebereich, der Minderung der Importabhängigkeit sowie der Stärkung der Versorgungssicherheit. Damit trägt sie stark zum Klimaschutz bei. Zuletzt wurde die EnEV mit Wirkung zum 01.Oktober novelliert. Unter anderem wurde hier die Obergrenze für den erlaubten Jahres-Primärenergiebedarf von Neubauten um durchschnittlich 30 Prozent gesenkt und die energetische Qualität sanierter Außenbauteile in gleicher Größenordnung verbessert. Die Verbesserung der energetischen Eigenschaften von Gebäuden bleibt ein anhaltend wichtiges energiepolitisches Ziel bei dem Bemühen um Fortschritte bei der Energieeinsparung sowie dem Klimaschutz. Energieeffizienz ist hier das Stichwort. Diese kann Deutschlands Abhängigkeit von Energieeinfuhren verringern. In diesem Zusammenhang spielt der Gebäudetechnikbereich eine erhebliche Rolle. In ihm liegen wichtige Potenziale hinsichtlich der Energieeinsparung: Der Energiebedarf für die Gebäudenutzung, insbesondere für Heizung, Warmwasser, Beleuchtung und Kühlung, hat mit etwa 40 Prozent einen erheblichen Anteil am gesamten Energieverbrauch.

BIM in Planung und Baubedarf

Prof. Hans-Georg Oltmanns von der Jade Hochschule in Oldenburg informierte in seinem Vortrag über die Vorteile des „Building Information Modeling“ (BIM) – einer Methode, mit einer digitalen Abbildung der physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks darzustellen und zu teilen. Die Daten können über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks mit den zuständigen Schnittstellen geteilt werden – die Zusammenführung projektbezogener Informationen auf Grundlage von Normen und Standards ermöglicht eine deutlich effizientere Zusammenarbeit aller an der Planung und am Bau beteiligten Akteure. BIM verbessert die Transparenz der Prozesse und hat damit eine Service- und Querschnittsfunktion für alle Fachbereiche.

„Erst digital, dann real bauen vermeidet kostenträchtige Fehler“, so Prof. Oltmanns. Doch noch stehen konkrete Herausforderungen im Wege: Noch fehlen europaweite Standards, diese gilt es zu entwickeln. „In Deutschland gibt es zur Zeit keine Organisation, die sich an der Entwicklung beteiligen könnte“, kritisiert Oltmanns. „VBI, HDB und buildingsSMART haben vor wenigen Wochen dafür die Grundlage geschaffen. Weitere Verbände haben sich der Initiative angeschlossen. Jetzt gilt es die öffentliche Hand und den Bund einzubinden und den Vorsprung der Nachbarländer aufzuholen.“ Prof. Hans-Georg Oltmanns sieht in BIM eine Erleichterung für alle Baubeteiligten und hofft, dass die Methode sich durchsetzt.

Energieeffizienz als Schlüssel der Energiewende

Der Erfolg der Energiewende wird sich maßgeblich im Immobiliensektor entscheiden, berichtete Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Wie bereits Oliver Hermes schilderte, lassen sich im Gebäudesektor hohe wirtschaftliche Einsparziele realisieren. Dementsprechend ambitioniert sind die Energieziele der Bundesregierung: Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent und bis 2050 sollen 60 Prozent der Endenergie eingespart werden. Doch die Realität sieht andersaus: Seit Jahren verharrt die Sanierungsquote bei nur einem Prozent pro Jahr. Zwei Prozent wären nötig um die Ziele zu erreichen.

Dabei liegen die Vorteile eines energieeffizienten Gebäudebestands auf der Hand: niedrige Energiekosten bei auch steigenden Energiepreisen, höherer Wohnkomfort und eine nachhaltige Steigerung des Immobilienwerts. Eine aktuelle Umfrage der dena zeigt, wie zufrieden Mieter und Hauseigentümer mit energiesparend modernisierten Gebäuden sind. 95 Prozent der befragten Mieter empfehlen den Einzug in ein energetisch saniertes Haus. Große Vorteile sehen auch die Vermieter: 84 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sich eine energetische Sanierung positiv auf die Vermarktung auswirkt. Zudem wirkt die energetische Modernisierung keineswegs als Preistreiber im Mietwohnbereich. Die Ursachen dafür sind vielmehr auf den Wohnraummangel in Großstädten und Ballungsräumen zurückzuführen.

Gebäude-Energieeffizienz rechnet sich auch für die Volkswirtschaft. Sie schafft in Deutschland zusätzliche Arbeitsplätze, reduziert die Importabhängigkeit von Energie und erhöht die Exportchancen für deutsche Anlagen und Produkte auf den globalen Märkten. Ganz oben auf der Agenda der Regierungspolitik muss daher die Frage stehen, mit welchen Strategien und Instrumenten die wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenziale im industriellen, öffentlichen und privaten Gebäudesektor gesteigert werden können. Die Frage lautet also, mit welchem Instrumentenmix schaffen wir optimale Rahmenbedingungen für Energieeffizienzmärkte!

Dafür sind folgende Aspekte wichtig: Erstens muss ein ordnungsrechtlicher Rahmen die Anforderungen und wesentlichen Marktinstrumente verankern. Zweitens brauchen wir einen attraktiven Fördermix, der auch steuerliche Anreize enthält. Drittens müssen innovative und hochwertige Dienstleistungen, zum Beispiel Energieberatungen, die Möglichkeiten des energieeffizienten Bauens und Sanierens stärker in die Breite tragen.

In der von der dena koordinierten Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) haben sich branchenübergreifend führende Vertreter aus Industrie, Forschung, Handwerk, Planung, Handel, Energieversorgung und Finanzierung zusammengeschlossen. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, die Energieeffizienz in Gebäuden in Deutschland durch Empfehlungen für die Politik und konkrete Maßnahmen seitens der Wirtschaft zu verbessern. Deshalb initiierte die geea u.a. die erste gewerkeübergreifende Informationskampagne zur energetischen Gebäudemodernisierung „Die Hauswende“, die Mitte März gestartet ist.

Nun sind richtungsweisende Impulse aus der Politik und innovative Dienstleistungen seitens der Unternehmen gefragt. Sie können den Sanierungsmarkt deutlich beleben und die Energiewende ein großes Stück

voranbringen.

Quelle: WILO SE

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