SGL Group mit gutem ersten Halbjahr

31.08.2017

Die SGL Group hatte ein gutes erstes Halbjahr 2017. Umsatz und Profitabilität haben sich deutlich verbessert. Die Umsätze aus fortgeführten Aktivitäten lagen bei 435,3 (Vorjahr: 379,4) Millionen Euro und damit um knapp 15 Prozent über dem Vorjahr. Treiber für das Wachstum waren die Marktsegmente Energie, Digitalisierung und Industrielle Anwendungen.

Beide Geschäftsbereiche, Composites – Fibers & Materials (CFM) und Graphite Materials & Systems (GMS), steuerten mit zweistelligen Wachstumsraten dazu bei. Das EBIT vor Sondereinflüssen legte deutlich auf 22,5 (Vorjahr: 9,6) Millionen Euro zu. Die Kapitalrendite (ROCE) auf Basis des EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich auf 9,8 (Vorjahr: 8,3) Prozent.

Am 8. August 2017 hat die SGL Group bekanntgegeben, dass das Geschäft mit Kathoden, Hochofenauskleidungen und Kohlenstoffelektroden (CFL/CE) an von Triton beratende Fonds veräußert wurde. Beide Vertragsparteien haben sich auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von 250 Millionen Euro geeinigt. Nach Abzug von üblichen schuldähnlichen Verpflichtungen, vor allem Rückstellungen für Pensionslasten, sowie anderen marktüblichen Anpassungen, ergibt sich für die SGL Group ein Mittelzufluss von mehr als 230 Millionen Euro. Das Closing hierfür wird – ebenso wie das Closing für den schon erfolgten Verkauf des Graphitelektrodengeschäfts an Showa Denko – noch in diesem Jahr erwartet. Mit diesen beiden Transaktionen wurde der ehemalige Geschäftsbereich Performance Products (PP) zu einem Unternehmenswert von insgesamt 600 Millionen Euro, und rund 130 Millionen Euro über dem Buchwert vom 30. Juni 2016, verkauft.

„Wir haben im zweiten Quartal an den guten Jahresstart angeknüpft“, sagt Dr. Jürgen Köhler, Vorstandsvorsitzender der SGL Group. „Das zeigt, dass unsere Konzentration auf die Wachstumstrends Mobilität, Energieversorgung und Digitalisierung die richtige Entscheidung ist. Mit unserer strategischen Neuausrichtung sind wir nun auf der Zielgeraden. Mit dem vollständigen Verkauf unseres ehemaligen Geschäftsbereichs Performance Products konzentrieren wir uns jetzt voll auf unsere Wachstumsgeschäfte Composites – Fibers & Materials und Graphite Materials & Systems.“

Auch das EBIT nach Sondereinflüssen verbesserte sich im ersten Halbjahr deutlich von 9,6 Millionen auf 15,7 Millionen Euro trotz gestiegener Sondereinflüsse. Mit 26,2 (Vorjahr: 25,9) Millionen Euro blieb das Finanzergebnis fast unverändert. Aus fortgeführten Aktivitäten verbesserte die SGL Group ihr Ergebnis vor Ertragsteuern von minus 16,3 Millionen auf minus 10,5 Millionen Euro. Inklusive der nicht fortgeführten Aktivitäten lag das Konzernergebnis im ersten Halbjahr 2017 bei minus 3,6 (Vorjahr: minus 73,2) Millionen Euro.

Composites – Fibers & Materials (CFM): Umsatz deutlich erhöht, Ergebnis wegen Aufbau des Lightweight and Application Center auf Vorjahr

Im Geschäftsbereich CFM stiegen die Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,6 Prozent auf 176,2 (Vorjahr: 156,5) Millionen Euro vor allem aufgrund der Marktsegmente Industrielle Anwendungen, Automobil und Textilen Fasern. Im Segment Industrielle Anwendungen entwickelten sich vor allem die Umsätze mit Carbonfasern für Spritzgussanwendungen gut, während sich bei Textilen Fasern der höhere Ölpreis positiv auf die Verkaufspreise auswirkte. In den Segmenten Luftfahrt und Windenergie ging der Umsatz leicht zurück. Wie erwartet, verblieb das EBIT vor Sondereinflüssen mit 12,4 (Vorjahr: 12,2) Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Dabei stand, wie erwartet, der Aufbau des Lightweight and Application Centers (LAC), das für die Entwicklung des zukünftigen Geschäfts mit der Automobil- und der Luftfahrtindustrie errichtet wird, der operativen Verbesserung in nahezu allen Marktsegmenten entgegen. Den größten Ergebniszuwachs wies das Marktsegment Industrielle Anwendungen auf. Hier schlägt sich die gute Kapazitätsauslastung des Carbonfaserwerks in Schottland positiv auf das Ergebnis nieder. Wegen der gestiegenen Umsätze ging die Marge auf 7,0 (Vorjahr: 7,8) Prozent zurück. Die Kapitalrendite (ROCE) auf Basis von EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich von 9,9 auf 10,8 Prozent. Das EBIT nach Sondereinflüssen lag bei 6,4 (Vorjahr: 12,2) Millionen Euro. Der Rückgang ist ausschließlich durch zurechenbare kumulierte Währungsdifferenzen in Höhe von rund minus 6 Millionen Euro aus dem Abgang des Standorts Evanston bedingt (der positive Effekt aus der Transaktion in Höhe von 12,8 Millionen Euro wurde bereits im Geschäftsjahr 2016 als Sondereinfluss ausgewiesen).

Graphite Materials & Systems (GMS): Starke Nachfrage nach Graphit-Anodenmaterial

GMS verzeichnete einen starken Umsatzanstieg von 16,5 Prozent auf 255,1 (Vorjahr: 218,9) Millionen Euro. Außer im Chemiegeschäft stiegen die Umsätze in allen Segmenten. Den größten Zuwachs verzeichnete der Bereich Batterie & sonstige Energie, der von einer starken Nachfrage nach Graphit-Anodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien profitierte. Auch in den Segmenten Solar, LED, Halbleiter, Automobil und Industrielle Anwendungen legten die jeweiligen Umsätze zu. Aufgrund der höheren Kapazitätsauslastung stieg das EBIT vor Sondereinflüssen deutlich überproportional zum Umsatz auf 23,9 (Vorjahr: 13,5) Millionen Euro. Die EBIT-Marge lag mit 9,4 Prozent ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert von 6,2 Prozent. Die Kapitalrendite (ROCE) auf Basis von EBITDA vor Sondereinflüssen stieg von 13,0 auf 15,2 Prozent. Beim EBIT nach Sondereinflüssen gelang ein Zuwachs von 13,1 Millionen Euro auf 23,9 Millionen Euro.

Ergebnis im Bereich Corporate erneut verbessert

Das EBIT vor Sondereinflüssen im Berichtssegment Corporate verbesserte sich von minus 16,1 Millionen auf minus 13,8 Millionen Euro. Die Entwicklung ging vor allem auf die Einsparungen im Zuge des Projekts CORE (COrporate REstructuring) zurück. Das EBIT nach Sondereinflüssen verbesserte sich von minus 15,7 Millionen auf minus 14,6 Millionen Euro.

Nicht fortgeführte Aktivitäten spiegeln weiterhin die gute Entwicklung des ehemaligen Geschäftsbereichs Performance Products (PP) wider

Das Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten beinhaltet die Erträge und Aufwendungen des nicht fortgeführten Geschäftsbereichs PP und hat sich mit 13,9 (Vorjahr: minus 49,4) Millionen Euro deutlich verbessert. Mit der Vereinbarung zum Verkauf des Geschäfts mit Graphitelektroden (GE) vom 20. Oktober 2016 wurden die erwarteten Verluste bis zum Closing bereits im Vorjahr bilanziell berücksichtigt. Aus der Anpassung an den beizulegenden Wert abzüglich Veräußerungskosten der GE ergab sich eine Wertaufholung in Höhe von 4,0 Mio. Euro. Das Geschäft mit Kathoden, Hochofenauskleidungen und Kohlenstoffelektroden hat sich gegenüber dem guten Vorjahreswert weiter verbessert.

Free Cashflow verbessert

Der Free Cashflow aus fortgeführten Aktivitäten hat sich mit minus 29,7 (Vorjahr: minus 46,5) Millionen Euro ebenfalls verbessert. Die Bilanzsumme ging leicht um 2,8 Prozent auf 1.846,2 (Dezember 2016: 1.899,2) Millionen Euro zurück. Neben dem leicht negativen Konzernergebnis sank das Eigenkapital vor allem wegen Währungseffekten geringfügig auf 326,7 (31. Dezember 2016: 331,8) Millionen Euro. Aufgrund der Bilanzverkürzung stieg die Eigenkapitalquote im Vergleich zum 31. Dezember 2016 leicht von 17,5 Prozent auf 17,7 Prozent. Die Nettofinanzschulden lagen zum 30. Juni 2017 bei 477,0 (31. Dezember 2016: 449,4) Millionen Euro. Die Erhöhung ging auf geringere liquide Mittel zurück, die vor allem aus dem Aufbau von Nettoumlaufvermögen resultierten.

Konzern-Prognose für 2017 bestätigt

Für den Konzern bestätigt die SGL Group die im März 2017 veröffentlichte Prognose. Das erwartete Mengenwachstum und die Umsetzung von ersten CORE-Maßnahmen sollten das Konzern-EBITDA und das Konzern-EBIT – jeweils vor Sondereinflüssen – überproportional zum Umsatz steigen lassen, den das Unternehmen weiterhin im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen sieht. Vor allem wegen positiver Sondereffekte durch den Verkauf des Standorts Evanston im vergangenen Jahr und des geplanten vorzeitigen Rückkaufs der Unternehmensanleihe, die zu Abschreibungen auf die aktivierten Refinanzierungskosten und einer Vorfälligkeitsentschädigung führen, dürfte sich die erwartete operative Verbesserung nicht auf das Konzernergebnis aus fortgeführten Aktivitäten niederschlagen. Erwartet wird daher nach wie vor ein Verlust in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionen Eurobetrags.

Das Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten und damit auch das Konzernergebnis werden einerseits durch eine antizipierte deutliche Verbesserung im operativen Geschäft des ehemaligen Berichtssegments Performance Products und andererseits durch Effekte aus dem Verkauf der PP geprägt sein. Der Verkauf des CFL/CE-Geschäfts bei Closing führt zu einem Buchgewinn von rund 130 Millionen Euro.

Im Berichtssegment CFM erwartet das Unternehmen weiterhin eine leichte Umsatzsteigerung, wobei „leicht“ eine prozentuale Veränderung von bis zu 10 Prozent impliziert. Die erwartete Umsatzsteigerung wird vor allem getrieben durch eine höhere Nachfrage nach Carbonfasern für industrielle Anwendungen sowie höhere Preise bei Textilen Fasern. Umsatzsteigerungen werden auch mit der Automobilindustrie erwartet. Das EBIT wird hauptsächlich wegen Vorleistungen in das Lightweight and Application Center auf dem Vorjahresniveau verbleiben, die die positiven Effekte aus der höheren Kapazitätsauslastung voraussichtlich kompensieren werden. Darüber hinaus war im EBIT des Jahres 2016 ein höherer positiver Effekt aus einer Projektabrechnung im US-amerikanischen Luftfahrtgeschäft enthalten. Wie in den Vorjahren wird das erste Quartal von CFM das stärkste im Gesamtjahr sein. Vor allem das dritte Quartal ist saisonal betroffen von Werksferien und geplanten Instandhaltungsmaßnahmen.

Aufgrund des guten ersten Halbjahres im Berichtssegment GMS erhöht die SGL Group leicht die im März 2017 veröffentlichte Prognose und erwartet nun einen Umsatzanstieg um rund 10 Prozent in diesem Geschäftsbereich. Diese positive Entwicklung wird sich durch nahezu alle Marktsegmente ziehen bis auf Chemie, da dieser Bereich unter der weiterhin zurückhaltenden Investitionsbereitschaft leidet. Einen deutlichen Umsatzanstieg erwartet die SGL Group mit Kunden aus der Solarindustrie. Ebenso sollten die Umsätze im Geschäft mit Industriellen Anwendungen, im Lithium-Ionen-Batteriegeschäft sowie mit Kunden aus der LED-Industrie wachsen. Die höhere Kapazitätsauslastung in fast allen Geschäftsaktivitäten dürfte zusammen mit Einspareffekten zu einem deutlichen Anstieg des EBIT führen. Damit sollte die Konzern-Ziel-Kapitalrendite von 15 Prozent ROCE (EBITDA im Verhältnis zum eingesetzten Kapital) in diesem Geschäftsbereich auch für das Gesamtjahr erreichbar sein.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf des ehemaligen Geschäftsbereichs Performance Products und dem Erlös aus der im Dezember 2016 durchgeführten Kapitalerhöhung wird die SGL Group ihre Unternehmensanleihe über 250 Millionen Euro vorzeitig kündigen und die Wandelanleihe über ursprünglich 240 Millionen Euro mit Fälligkeit im Januar 2018 zurückzahlen. Damit reduziert das Unternehmen seine Zinsaufwendungen, senkt die Nettoschulden deutlich und verbessert seine Bilanzrelationen.

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