Erfolgreiche Premiere: 1. OWL Abwassertag

03.12.2008

Am 6. November veranstaltete der Steinhagener Abwasserspezialist Jung Pumpen den ersten „OWL Abwassertag“. Rund 70 Teilnehmer aus Kommunen, Planungsbüros und Universitäten informierten sich im Jung Pumpen Forum über aktuelle Forschungsergebnisse rund um die Siedlungswasserwirtschaft.

Erfolgreiche Premiere: 1. OWL Abwassertag

Befahrbar: Moderner Druckentwässerungsschacht von Jung Pumpen. (Jung Pumpen, Steinhagen)

Referenten von Fachhochschulen und Spezialisten der Industrie sorgten für einen abwechslungsreichen Tag in Steinhagen. Interessenten, die zum 2. OWL Abwassertag am 5. November 2009 eingeladen werden möchten, können sich schon jetzt bei Jung Pumpen registrieren lassen.

Aus ganz Deutschland kamen Fachleute nach Steinhagen, um Technologien und Chancen in der Abwassertechnik zu diskutieren. Jung Pumpen-Geschäftsführer Helmut Schweitzer hieß sie willkommen: „Jung Pumpen möchte diese Veranstaltung als hochkarätiges Forum für die Abwassertechnik etablieren, um jährlich renommierte Experten dieses Fachbereiches zu einer Diskussion über aktuelle Themen zusammenzuführen.“

Den Einführungsvortrag hielt Jürgen Reinold von Jung Pumpen, der den Nutzen der Druckentwässerung als ökonomische Alternative zur klassischen Freigefällekanalisation thematisierte. Druckentwässerungssysteme seien vor allem dort sinnvoll, wo entlegene Siedlungen abwassertechnisch angeschlossen werden sollen. Hohe Grundwasserstände, schwierige Bodenverhältnisse oder topographisch ungünstige Lagen seien mit diesem System kostengünstig zu meistern. „Bei der Planung ist besonders darauf zu achten, dass die Abwässer schnell zum Klärwerk gefördert werden,“ so Reinold, „denn dies vermeidet Ablagerungen im System sowie Geruchsentstehung.“

Kostengünstig: Abwasserentsorgung per Druckentwässerung

Die Entscheidung für eine Druckentwässerung spart umso mehr Kosten im Vergleich zur konventionellen Entsorgung je weiter die Entfernung zur Übergabestelle ist.

Optimierter Strömungs- und Feststofftransport

Prof. Dr.-Ing. Klaas Rathke (FH Lippe/ Höxter) präsentierte im nachfolgenden Vortrag anschaulich, wie der Strömungs- und Feststofftransport in abwassertechnischen Anlagen mithilfe von Computational Fluid Dynamics-, kurz: CFD-Software, optimiert werden kann. Die Untersuchung des Feststofftransportwegs mit einer CFD-Software gibt z. B. Klarheit über das Sedimentationsverhalten von Regenüberlaufbecken, das Einlaufverhalten in ein Klärwerk oder die Wirkungsweise einer Schwallspülung.

An verschiedenen Projekten zeigte Prof. Dr.-Ing. Rathke die Überlegenheit der rechnerischen Analyse gegenüber dem realen Experiment, das aufgrund des hohen Umsetzungsaufwandes für die Praxis wenig tauglich ist. Für die linksrheinische Entwässerungsgenossenschaft in Kamp-Lintfort wurde beispielsweise überprüft, ob das Absetzverhalten eines vorhandenen runden Regenüberlaufbeckens der ATV-128 (Richtlinie für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen) entspricht. „Es zeigte sich, dass das vorhandene Becken nicht richtlinienkonform war, dass aber durch geringfügige Optimierungen am Becken eine Sedimentationsleistung erzielt werden konnte, die deutlich über denen der Richtlinie liegt“, so Rathke.

Reinigung von Regenwasserstaubecken

Die Firma HST Hydro Systemtechnik stellte auf dem 1. OWL Abwassertag neue Ausrüstungen für Sonderbauwerke in der Abwassertechnik vor. Mit Zunahme der Regenhäufigkeit und -intensität käme Bauwerken zur gezielten Speicherung von Regenwasser, aber auch Mischwasser und dessen Aufbereitung wachsende Bedeutung zu, so Geschäftsführer Martin Frigger. Ablagerungen durch Sedimentation in diesen Bauwerken führten aber immer wieder zu Problemen: Querschnittsreduktion, Faulprozesse und Korrosion sind übliche Folgen. Die Reinigung dieser Becken würden heute entweder in Handarbeit, durch Schwallspülungen oder durch Strahlreiniger realisiert.

Einsatz von Strahlreinigern und Spülkippen

Letztgenannte werden fest im Becken oder durch Elektroantriebe beweglich im Becken installiert. Generell sei, so Martin Frigger, automatischen Reinigungsverfahren wegen ihrer geringeren Lebenszykluskosten der Vorzug vor manuellen oder statischen Verfahren zu geben. Zu betrachten seien hierzu besonders die Betriebskosten, der Energiebedarf, der Wartungsaufwand und die Haltbarkeit des Bauwerks. In Steinhagen diskutiert wurden die Planung und Dimensionierung von Spülkippen und Strahlreinigern. Auch hier leistet eine CFD-Berechnung wertvolle Dienste für die Bestimmung von Anzahl und Leistung der einzelnen Aggregate.

Zum Funktionsprinzip des Strahlreinigers informierte ebenfalls Martin Frigger: „Eine leistungsstarke Pumpe mit Injektor erzeugt während der Entleerungsphase ein Wasser-Luft-Gemisch als Treib- und Reinigungsstrahl. Die erzeugten Strömungen versetzen den Beckeninhalt oder den Kanalinhalt in Rotation bzw. Bewegung. Schmutzstoffe werden angelöst, in Schwebe gehalten und bei der Entleerung abtransportiert.“ Fernüberwachungs- und Steuerungssysteme komplettieren diese Systemtechnik.

Retentionsbodenfilter für Misch- und Regenwasser

Über den Aufbau und die Wirkungsweise von Retentionsbodenfiltern als Speicher- und Reinigungsanlage für Misch- und Regenwasser berichtete Prof. Dr.-Ing. Matthias Namuth von der FH Bielefeld. „Retentionsbodenfilter sind mehrstufige technische Anlagen, die zwischen der Kanalisation und einem Gewässer errichtet werden. Das Filtermaterial besteht aus feinem Sand, der mit Schilf bewachsen ist. Während der Versickerung des Abwassers wird es im Bodenkörper gefiltert. Die im Sand und am Schilf angelagerten Mikroorganismen ermöglichen einen Abbau der abwasserspezifischen Stoffe. Wichtige Voraussetzung hierfür ist ein Wechselspiel zwischen dem Einstau des Beckens und der Sauerstoffzufuhr nach Leerlaufen des Bodenfilters.“

Die Erfassung der Wassermengen und der organischen Konzentrationen im Zu- und Ablauf erfolgen durch unterschiedliche Messinstrumente und Apparaturen. Der Zufluss wird dabei mittels Ultraschall- und Drucksensoren erfasst. Die Ermittlung der Parameter-Konzentrationen im Zu- und Ablauf erfolgt üblicherweise durch den Einsatz von Sensoren, Sonden und eines spektralen Online-Analysegerätes. Die Wassermenge im Ablauf wird anhand einer induktiven Messung ermittelt.

Frachten- statt Konzentrationsbewertung

Durch die FH Bielefeld konnte nachgewiesen werden, dass im Vergleich zur Konzentrationsbewertung (Zulauf/Ablauf) eine Frachtenbewertung zu deutlich besseren Messergebnissen kommt. Zum Beispiel konnten bei einer Anlage in Hille-Hartum 67 Prozent Reinigungsleistung durch eine Frachtenbewertung (CSB) nachgewiesen werden, während die Konzentrationsbewertung eine Reinigungsleistung von nur 35 Prozent nachwies. Aufgrund der Dynamik der Reaktionen ist aber eine Beurteilung der Frachten aussagekräftiger. „Die Untersuchungen werden fortgeführt“, so Matthias Namuth, „um die Bilanzierung der Wassermengen und die organischen Konzentrationen innerhalb von Filterbecken zu optimieren.“

Betriebsstörungen vermeiden

Den Abschlussvortrag des Fachprogramms hielt Prof. Dr.-Ing. Ute Austermann-Haun über das Thema „Betriebsstörungen auf Kläranlagen, Identifikation und Lösungen“. Neben Blähschlamm ist die häufigste Art der Betriebsstörung in Kläranlagen eine nicht mehr funktionierende Stickstoffelimination. Bei der biologischen Reinigung ist die Nitrifikation der empfindlichste Prozess, dagegen sind die Denitrifikation, ebenso wie die BSB5- und CSB-Elimination, sehr robuste Prozesse.

Ute Austermann-Haun zeigte sehr praxisorientiert und unterhaltsam Ursachen und Lösungswege für Kläranlagen auf, deren Stickstoffelimination plötzlich nicht mehr funktioniert, obwohl dies vorher lange Zeit der Fall war. Für eine funktionierende Nitrifikation ist nach ihren Erkenntnissen besonders ein korrekter pH-Wert des Abwassers wichtig: Bei zu niedrigen pH-Werten wird Nitrit zu salpetriger Säure umgewandelt, bei zu hohen pH-Werten wird aus Ammonium Ammoniak. Beide Stoffe hemmen den Ablauf der Nitrifikation empfindlich. Aber auch Sauerstoffmangel, Überlast oder Unterlast von CSB- und BSB5-Frachten können Ursache für eine Störung sein.

„Vor der Behebung kommt die Ursachenforschung“, so Ute Austermann-Haun. „Sie gelingt durch Einsicht der Betriebstagebücher, Untersuchung der Schlammwasserkreisläufe und des Kläranlagenbetriebes. Erst dann erfolgen die Optimierungsmaßnahmen. Diese können natürlich vielfältiger Art sein.“ An vielen Beispielen aus der Praxis diskutierte die Referentin zum Ende ihres Vortrages bewährte und innovative Maßnahmen.

Workshop zu Trends

Nach dem Fachprogramm wurden in einem gemeinsamen Workshop Trends und Entwicklungspotenziale in der Abwassertechnik diskutiert. Mehr als 30 Teilnehmer aus Kommunen und Wissenschaft suchten die Diskussion. Zufrieden mit Referenten und Themenmix des 1. OWL Abwassertages zeigten sich aber nicht nur sie. Hans-Jürgen Siebold von der BKC Kommunal Consult etwa zog ein begeistertes Fazit: „Die Auswahl der Fachreferenten und die Organisation des ersten Abwassertages in Steinhagen waren ganz hervorragend. Die Bereitschaft der Firma Jung Pumpen, ein solches Forum zu initiieren und auszugestalten, ist hoch anzuerkennen. Ich habe mir den nächsten Termin schon fest fürs nächste Jahr geblockt.“

Auch bei Jung Pumpen freute man sich über den Erfolg der Fachvorträge, die so präzise auf die Informationsbedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten waren, dass Praktiker und Planer der Abwassertechnik gleichermaßen mit neuen Erkenntnissen und Ideen nach Hause fuhren. „Wir freuen uns darauf, am 5. November 2009 den 2. OWL Abwassertag auszurichten und dabei auf die Unterstützung vieler Teilnehmer aus diesem Jahr und aller Referenten bauen zu können“, erklärte Marketingleiter Dr. Andreas Kämpf nach Gesprächen mit zufriedenen Teilnehmern. „Jung Pumpen ist ein Spezialist der Abwasserentsorgung und wir profitieren wie jeder andere Besucher von einem Gedankenaustausch mit der Wissenschaft und den vielen Praktikern, die zu diesem außergewöhnlichen Branchentreff hier in Steinhagen zusammenkommen.“

Weitere Artikel zum Thema

100 Jahre Jung Pumpen: Vom Handwerksbetrieb zum internationalen Abwasserspezialisten

24.01.2024 -

Die Geschichte der Jung Pumpen GmbH ist eine Reise durch ein Jahrhundert Innovation, Wachstum und Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen. Seit der Gründung im Jahr 1924 hat sich das Unternehmen von einem kleinen Handwerksbetrieb im westfälischen Steinhagen zu einem international führenden Anbieter von Abwassertechnik für die Haus- und Grundstücksentwässerung entwickelt.

Mehr lesen

CALL FOR PAPERS – SAVE THE DATE 27. Praktikerkonferenz Graz

03.07.2023 -

Dank erstklassiger Präsentationen unserer Referenten – fast alle von den ersten Ebenen der Unternehmen – blickt unsere etablierte Praktikerkonferenz auf 26 erfolgreiche Jahre zurück. Zur 27. Praktikerkonferenz laden wir hiermit wieder Vortragende von renommierten Herstellern, Planern und vor allem Anwendern zu technischen Fachbeiträgen ein. Die Praktikerkonferenz Graz kehrt zu ihrem angestammten Frühlingstermin eine Woche nach Ostern zurück und somit findet die 27. Praktikerkonferenz „Pumpen in der Verfahrenstechnik, Kraftwerks- und Abwassertechnik“ von 8. bis 10. April 2024 im Congress Graz statt.

Mehr lesen