3. Wilo-Wassertage beleuchten Perspektiven der Wasserwirtschaft

03.11.2014

Welchen zentralen Herausforderungen müssen sich Ver- und Entsorger beim Umgang mit Wasser in Zukunft stellen? Dieser bestimmenden, weil mittlerweile ordnungspolitisch drängenden Frage widmeten sich Anfang Oktober in Adlersberg (bei Regensburg) die zum dritten Mal veranstalteten „Wilo-Wassertage“; organisiert von Wilo und Wilo EMU Anlagenbau.

3. Wilo-Wassertage beleuchten Perspektiven der Wasserwirtschaft

3. Wilo-Wassertage (Foto: Wilo SE)

Zahlreiche namhafte und anerkannte Referenten aus Wasser- und Abwasserwirtschaft, Forschung und Umweltpolitik versorgten die insgesamt 340 Teilnehmer aus ganz Deutschland dabei zwei Tage lang mit neuesten Informationen zu den Möglichkeiten und Perspektiven wirtschaftlicher und nachhaltiger Trinkwasserversorgung, Abwassertransport und Abwasserbehandlung. An den angeregten Diskussionen wurde sehr schnell deutlich: Mit der Themenauswahl hat Wilo den Puls der Branche – und die drängendsten Probleme der Entscheider in diesen Bereichen – getroffen.

Schon beim Schwerpunkt „Trinkwasserversorgung“ am ersten Veranstaltungstag kristallisierten sich vielfältige Probleme heraus, denen sich die Versorgungsunternehmen aktuell stellen müssen: Laufende Veränderungen in der Gesetzgebung, bei den allgemein anerkannten Regeln der Technik, im Verordnungs- und Normenwesen und nicht zuletzt auch der Klimawandel erzwingen einen ununterbrochenen Anpassungsprozess. Der nimmt, so REWAG-Vorstandsmitglied Dipl.-Ökon. Olaf Hermes im einleitenden Impulsreferat, im Übrigen noch massiv zu: „Unter dem Dach der Energiewende wird die Energieerzeugung immer stärker dezentralisiert und über regenerative Quellen abgedeckt. Unsere Aufgabe ist es, diese Dezentralisierung wirtschaftlich, effizient und versorgungssicher zugleich vor Ort abzubilden. Letztlich auch, um infrastrukturell grundlegende Funktionen wie die Wasserver- und –entsorgung auf gewohnt hohem Niveau abzusichern.“

„Funktionen der Daseinsvorsorge zuverlässig absichern!“

Wie anspruchsvoll diese Aufgabe schon heute ist, verdeutlichte Franz Herrler (Zweckverband der Wasserversorgungsgruppe Laaber Naab) anhand verschiedener Arbeitsbeispiele, zu denen auch die Einführung von Energie-managementsystemen nach DIN EN ISO 50001 gehörte. Wie die in der Praxis aufgebaut und zertifiziert werden, legte Christoph Ernst von der „All Cert Zertifizierungsgesellschaft mbH“ dar – und lieferte damit den theoretischen Unterbau für den Vortrag von Michael Reißnecker (Ing.-Büro Reißnecker & Eberhardt). Er beschrieb am Beispiel des Zweckverbandes Ruhstorfer Gruppe ganz konkret die praktische Umsetzung eines solchen Energiemanagementsystems – und gab wertvolle Tipps, wie solche Implementierungen schneller und reibungsloser auszugestalten sind.

Doch wie lassen sich die Versorgungs- und Entsorgungsprozesse letztendlich energetisch tatsächlich technisch, im Detail optimieren? Den Stand der Technik im Sinne einer „energetisch und funktional optimalen Wasserversorgung der Zukunft“ vertrat hier Mario Hübner (Manager System - Engineering Sales Region D-A-CH, WILO SE). Einer seiner Lösungsansätze: der Einsatz von Frequenzumformern, der Austausch von Pumpen und Motoren durch solche mit höheren Energieeffizienzklassen und die Verwendung neuer, optimal ausgelegter Pumpensysteme wie der Baureihe „Wilo-Zetos K8.130“.

Ein weiteres drängendes Branchenthema ist aber neben der Energieeffizienz zweifellos die Trinkwasserbereitstellung, bei den „Wilo-Wassertagen“ fachlich aufgeteilt in die Bereiche Gewinnung und Verteilung. Professor Beims (GIP Grundwasser-Ingenieur-Planung, Dresden) befasste sich so beispielsweise ausführlich mit der Leistungsfähigkeit von Vertikalfilterbrunnen – und den dafür notwendigen planerischen und technischen Rahmenbedingungen -, während Dipl.-Ing. Harald Kienlein vom Ingenieurbüro Hausmann + Rieger die Bestandserhaltung der Infrastruktur, speziell die Sanierung von Trinkwasserspeichern aus den 60er, 70er und 80er Jahren in den Mittelpunkt stellte. Unter Berücksichtigung verschiedener Sanierungsvarianten beschrieb Kienlein vor allem den Weg von der Schadensfeststellung bis hin zur Instandsetzungsplanung. Topaktuell dabei sein Ausblick auf die Auswirkungen des neuen, fünfteiligen DVGW-Arbeitsblatts W 300, das im Herbst gültig wurde.

Wie viel Handlungsbedarf hier unter anderem auf die Trägerschaften zukommt, bestätigten Dipl.-Ing. Florian Fleischmann und Dipl.-Ing. Bartel-Schöls (EBB Ingenieurgesellschaft mbH, Regensburg), die für deutlich stärkere Prozessfestlegungen zu Erhalt und Instandsetzung von Ingenieurbauwesen in der Siedlungswirtschaft plädierten.

„Konzepte zur Substanzerhaltung notwendig!“

Der zweite Kongresstag stand dann ganz im Zeichen der „Kehrseite des Wasserverbrauchs“, der Abwasserbeseitigung. Doch auch hier hat der Klimawandel bereits für deutliche Spuren gesorgt: Immer häufiger auftretende Starkregen machen beispielsweise dringend Anpassungsmaßnahmen zur Kanaldimensionierung notwendig. Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert von der Universität der Bundeswehr München forderte daher zeitnah den Einsatz ausreichender Mittel zur Instandhaltung der Kläranlagen und öffentlichen Kanäle in Deutschland. Gleichzeitig ist, so Professor Dr.-Ing. Paul-Uwe Thamsen (TU Berlin), auch aus technischer Sicht deutlich stärker als bisher eine ganzheitliche Vorgehensweise notwendig, um den Herausforderungen der Abwasserentsorgung künftig nicht nur bedarfsgerecht, sondern letztlich noch finanzierbar begegnen zu können.

Gleichzeitig ist die Abwasserbehandlung aber auch in den meisten Fällen der größte Energieverbraucher einer Kommune – so verwoben ist die Thematik… Entsprechend drängend stellt sich für die Entscheider die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz von Kläranlagen dar. Anhand praktischer Beispiele zeigten Claudia Scharnagl (U.T.E. Ingenieur GmbH) sowie Mario Hübner (WILO SE), wie durch effiziente Abwasserreinigung und den Einsatz effizienter Aggregate beträchtliche Einsparpotenziale realisiert werden können. Im Einklang mit Professor Dr.-Ing. Günthert verwies Claudia Scharnagl dabei zugleich auf die Wichtigkeit der Verwertung des im Klärschlamm enthaltenen Nährstoffs Phosphor – und bereicherte so die Diskussion um eine weitere, zentrale Facette zukunftsorientierter Wasserver- und –entsorgung, nämlich den Umgang mit so genannten Sekundär-, wenn nicht sogar Tertiärrohstoffen.

Mit der Frage nach der Notwendigkeit der „4. Reinigungsstufe“ für kommunale Kläranlagen schloss sich entsprechend ein weiteres, derzeit heiß diskutiertes Thema an: Professor Dr.-Ing. Günthert lehnte zum Beispiel die generelle Einführung dieser zusätzlichen Reinigungsstufe ab. Zugleich betonte er jedoch, dass dafür anthropogene Spurenstoffe wie Pharmaka dem Wasserkreislauf ferngehalten werden müssten. Hier sprang ihm auch Dr. habil. Brigitte Helmreich von der Technischen Universität München zur Seite, die ebenfalls die Möglichkeiten und Grenzen der vierten Reinigungsstufe erläuterte – und nicht zuletzt kritisch auf die oftmals hohen Kosten sowie die unerwünschten Nebenprodukte verwies, die dadurch entstehen können.

„Wilo-Wassertage als Fachforum etabliert.“

„Mit den Wilo-Wassertagen wollen wir aufgreifen, was die Branche und unsere Kunden brandaktuell bewegt und gleichzeitig Perspektiven und Lösungsansätze aufzeigen“, erklärt Carsten Krumm, Vorstandsmitglied der Wilo die Intention der in der Branche mittlerweile etablierten „Wilo-Wassertage“: „Und das ist uns auch in diesem Jahr wieder hervorragend gelungen. Die hohe Teilnehmerzahl und die positiven Resonanzen sprechen da für sich. Persönlich habe ich mich vor allem über den angeregten Austausch aller Beteiligten gefreut, der die Bedeutung der Wilo-Wassertage für unsere Branche zusätzlich unterstreicht.“

Quelle: WILO SE

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