2. OWL Abwassertag in Steinhagen

25.11.2009

Am 11.05.2009 veranstaltete Jung Pumpen zum zweiten Mal einen Abwasserkongress mit Teilnehmern aus Kommunen, Planungsbüros und Universitäten.

2. OWL Abwassertag in Steinhagen

Die Referenten (v.l.): Prof. Ute Austermann-Haun, Prof. Matthias Barjenbruch, Dr.-Ing. Andreas Kämpf (Moderation), Dipl.-Ing. Murat Ceylan, Dipl.-Ing. Frank Heutger, Prof. Klaas Rathke. (Foto: Jung Pumpen)

Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung stand das Thema „Geruchs- und Korrosionsvermeidung. Professoren aus der Siedlungswasserwirtschaft sowie Spezialisten aus der Industrie referierten vor rund 70 Gästen fesselnd und praxisgerecht über ihr Fachgebiet.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Frank Erdt, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für Vertrieb und Marketing, die Gäste im modernen Jung Pumpen Forum in Steinhagen. „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, diese Veranstaltung als hochkarätiges Forum für die Abwassertechnik zu etablieren, auf dem wichtige Entwicklungen zur Sprache kommen und Anforderungen an die Systemtechnik offenkundig werden“, so Frank Erdt. „Jung Pumpen gehört seit 2007 zum Weltkonzern Pentair und verfügt damit über enorme Ressourcen, die wir nutzen können, um neue Marktanforderungen unmittelbar in der Produktentwicklung zu berücksichtigen und zeitnah mit den benötigten Innovationen aufzuwarten. Bitte vertrauen Sie uns deshalb Ihre Ideen und Wünsche an.“

Methoden der Korrosions- und Geruchsvermeidung

Den Einführungsvortrag der Fachveranstaltung hielt Prof. Matthias Barjenbruch von der Technischen Universität (TU) Berlin. Sein Lehrstuhl für „Siedlungswasserwirtschaft“ beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Geruch und Korrosion im Kanal“ und bearbeitet zurzeit ein Forschungsvorhaben, in dem unterschiedliche Maßnahmen zur Korrosions- und Geruchsvermeidung in Abwasserkanälen validiert werden.

Die Problematik der Geruchsentstehung wird in der Praxis durch den reduzierten Abwasseranfall je Einwohner, der von 150 auf 80 Liter pro Tag zurückgegangen ist, noch verschärft. Die längere Verweilzeit des Abwassers und seine veränderte Konsistenz (Aufkonzentration) führen zu H2S-Emissionen, die Bauwerke angreifen und für Geruchsbelästigungen sorgen. Matthias Barjenbruch sprach anschaulich über die Entstehung von Schwefelwasserstoff (H2S) und deren Bekämpfung. „Grundsätzlich lassen sich die aggressiven Emissionen durch verfahrenstechnische wie durch chemisch-biologische Maßnahmen verhindern bzw. eindämmen“, so Matthias Barjenbruch, der die unterschiedlichen Möglichkeiten der Einflussnahme anhand von Beispielen und Wirkungsweisen erläuterte. Ob Chemie, Molchung, Formverschlusssystem oder Druckrohrspülung – nur eine detaillierte Analyse ermöglicht eine sachgerechte Entscheidung für die passende Maßnahme und Installation.

Berechnung abwassertechnischer Anlagen mit CFD-Software

Prof. Dr.-Ing. Klaas Rathke von der Fachhochschule Lippe/Höxter erläuterte, wie der Strömungs- und Feststofftransport in abwassertechnischen Anlagen mithilfe von CFD-Software optimiert werden kann. An verschiedenen Projekten zeigte er die hohe Genauigkeit von mathematischen Modellen im Vergleich zur realen Vermessung von Anlagen, die aufgrund des hohen Umsetzungsaufwandes in der Praxis meist nicht realisiert wird. „Die Untersuchung des Feststofftransportwegs gibt z. B. Klarheit über das Sedimentationsverhalten von Regenüberlaufbecken, das Einlaufverhalten in ein Klärwerk oder die Wirkungsweise einer Schwallspülung“, fasste er zusammen.

Anhang zahlreicher Beispiele gelang es ihm aufzuzeigen, wie das reale Verhalten durch Computational Fluid Dynamics nachgebildet werden kann. Für eine Vorstudie des IKT, Gelsenkirchen, untersuchte sein Lehrstuhl den Einfluss von Inlinern in der Kanalsanierung, die nicht faltenfrei in das Rohr eingebracht wurden. Diese verursachen eine Veränderung des Abfließverhaltens, die nummerisch nachgewiesen werden konnte. In einem weiteren Projekt für die linksrheinische Entwässerungsgenossenschaft in Kamp-Lintfort wurde das Absetzverhalten von Feinkohle in einem Grubenwasserbecken demonstriert.

Fernüberwachungskonzepte in der Druckentwässerung

Die HST Hydro-Systemtechnik GmbH, vertreten durch Produktmanager Dipl.-Ing. Frank Heutger, stellte Fernüberwachungskonzepte mittels Internettechnologie vor. Hierbei konnte der Referent auf eine gerade ausgeführte Anlage in Rumänien verweisen, für die 1.000 Jung Pumpen Druckentwässerungsstationen über ein Glasfaserkabel mit dem HST-Prozessleitsystem vernetzt werden. Durch Nutzung eines TCP/IP-Protokolls werden die Informationen der Pumpstation über Medienwandler an den zentralen OPC-Server übergeben. Dieser bereitet die Informationen auf und liefert die Daten an ein übergeordnetes Prozessleitsystem, über das das Gesamtnetz visualisiert werden kann.

Eine weitere IT-Lösung für die kostengünstige Überwachung einer begrenzten Anzahl von Pumpwerken präsentierte Frank Heutger im Anschluss: „Die Pumpstation wird dann mit einem GPRS-Modem ausgestattet und überträgt die Daten an ein Webportal. Auf dieses Webportal kann der Betreiber von jedem internetfähigen Endgerät (Computer, PDA, Handy) zugreifen und damit seine Systeme steuern und überwachen.“

Verfahrenstechnische Lösungen zur Reduktion von Gerüchen

Dipl.-Ing. Murat Ceylan, Verkaufsleiter bei Jung Pumpen, informierte in seinem Referat über konkrete Maßnahmen zur Reduktion von Gerüchen und Korrosionen in Abwassersystemen. Der Schwerpunkt lag bei verfahrenstechnischen Lösungen, die mit geringem Aufwand realisiert werden können. Ein Spülrohr etwa kann – an einer Abwasserpumpe montiert – durch einen Bypass kleine Abwassermengen zurück in den Schacht transportieren und verhindert dadurch die Fettschichtbildung innerhalb des Bauwerkes. Zusätzlich sorgt sein Wasserstrahl für einen Sauerstoffeintrag in den Pumpensumpf.

Bei stetig steigenden Abwasserdruckrohren eignen sich Druckrohrbelüftungsanlagen zur Versorgung des Abwassers mit Luftsauerstoff. Kleine Luftmengen werden in das System eingeperlt und wandern aufgrund des Dichteunterschiedes durch die Rohrleitung. Komplexe Druckrohrspülanlagen sind in der Lage, kilometerlange Sammelleitungen mit komprimierter Luft frei zu spülen. Die Verweilzeiten des Abwassers innerhalb des Rohres werden dabei reduziert und das Abwasser wird aerob zum nächsten Sammelschacht oder Klärwerk transportiert.

„Aber auch die Übergabe aus dem Druckrohr in das nachfolgende Abwassersystem sollte intelligent erfolgen. Ein Übergabeschacht sollte aerobes Abwasser deutlich oberhalb des Abwasserniveaus in den Schacht einbringen, um den Sauerstoffaustausch zu begünstigen“, so Murat Ceylan. „Angefaultes Abwasser ist möglichst turbulenzfrei unterhalb des Wasserniveaus in den Schacht einzuleiten. Dies verhindert gezielt Geruchsemissionen aus diesen Bauwerken.“

Metall- und Betonkorrosion in Kläranlagen

Den Abschlussvortrag des Fachprogramms hielt Prof. Dr.-Ing. Ute Austermann-Haun zum Thema Metall- und Betonkorrosion in Kläranlagen. Bauwerke, die einer besonderen Korrosionsgefahr unterliegen, sind Zulaufschacht, Schneckenpumpwerk, Rechenanlage, Betonkronen und Wasserwechselzonen der Belebungs- und verschiedenen Absetzbecken sowie alle abgedeckten Bauwerke auf der Kläranlage. „Die verbreitete Meinung, dass Edelstahl nicht rostet, ist falsch,“ lautete die alarmierende Botschaft von Ute Austermann-Haun. An vielen Beispielen zeigte sie, dass die Beständigkeit von Edelstahl von der Zusammensetzung des Materials und vor allem der Konzentration des Chlorids und der Fließgeschwindigkeit des Wassers abhängig ist.

Korrosion ist nicht gleich Korrosion. Bei der Metallkorrosion wird zwischen Lochfraß, Spalt- und Kontaktkorrosion sowie interkristalliner Korrosion unterschieden. Den besten Schutz gegen Korrosion bieten hochwertige Edelstähle, trockene Randbedingungen z. B. durch Kapselung und ausreichende Belüftung der Bauwerke.

Ursachen für die Betonkorrosion sind in erster Linie Angriffe der Bauwerke durch mineralische und organische Säuren wie biogene Schwefelsäure und Kohlensäure, Ammonium, Sulfat und Chlorid. Aber auch Frost und mechanische Beanspruchungen können zum vorzeitigen Verschleiß der Konstruktionen führen. Hier helfen vor allen Dingen hochwertige Betonqualitäten sowie Abdeckungen auf Räumerfahrbahnen oder PE-Auskleidungen, die die Standzeiten erhöhen.

Trend-Workshop

Nach dem Fachprogramm wurden in einem gemeinsamen Workshop Trends und Entwicklungspozentiale in der Abwassertechnik diskutiert. Mehr als 30 Teilnehmer aus den Bereichen Kommune und Wissenschaft beteiligten sich an einem lebendigen Gedankenaustausch.

Auch der 2. OWL Abwassertag wurde von seinen Teilnehmern durchweg positiv beurteilt. Die Vorbereitungen für den 3. OWL Abwassertag sind bereits in vollem Gange. Dieser wird im September 2010 in München im Rahmen der IFAT stattfinden. Das Fokusthema und der genaue Termin werden in Kürze auf der Jung Pumpen Internetseite www.jung-pumpen.de bekannt gegeben.

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