Ratgeber Pumpensicherheit: Hersteller halten dicht
Hält die Pumpe unten dicht: Mechanische, doppelt innen liegende Gleitringdichtung (Bildquelle: Tsurumi (Europe) GmbH)
Dass Wasserpumpen dicht sein müssen, versteht sich von selbst. Doch die Aufgabe ist technisch anspruchsvoll. „Es gibt zwei Eintrittspforten für das Wasser“, erklärt Stefan Himmelsbach vom Baupumpenhersteller Tsurumi aus Düsseldorf. “Oben durch die Kabeleinführung und unten durch die Wellendichtung.“ Fatal: Der Wassereintritt ist zunächst nicht erkennbar.
Die Kabeloption könnte weitgehend vermieden werden, wenn die Betreiber die Pumpe sorgfältig behandeln würden. Dazu gehört vor allem, dass nicht am Kabel gezogen wird, was statistisch gesehen ein häufiger Fehler ist. Den Haltegriff verbauen die Hersteller eben nicht ohne Grund. Durch Überdehnung oder Reibung können Mikroöffnungen entstehen, durch die Feuchtigkeit eindringen kann. Tsurumi-Pumpen seien laut Himmelsbach zwar diesbezüglich sicher, weil eine Kabelzugentlastung als mechanischer Schutz des Kabeleingangs vorhanden ist. Vor allem jedoch, weil jeder Leiter hermetisch dicht in Kunstharz vergossen ist - eine absolute Garantie ist das aber nicht.
Niemals am Kabel ziehen
Der Eintritt über die Dichtung an der Pumpenöffnung im Gehäuseboden ist schon heikler. Hier gilt die innen liegende doppelte Gleitringdichtung als Goldstandard. Sie wirkt zweiseitig, wobei der Druck durch eine starke Spiralfeder erzeugt wird. Der untere Teil ist die eigentliche Dichtung (nach außen), der obere Teil schützt den Motorraum.
Tsurumi ist der erste Hersteller, der dieses neuralgische Bauteil in die Ölkammer verlegt hat. Dort wirkt ein Ölverteiler, der die Welle lageunabhängig schmiert. Quasi als Nebeneffekt sorgt er dafür, dass die Reibungswärme der Dichtung im Kontakt mit der Welle so weit abgeführt wird, dass an exponierten Stellen keine thermischen Spitzen entstehen, die zum Materialversagen führen können. Dies wird nicht von allen Herstellern so gehandhabt, zumal der Verteiler eine Erfindung der Japaner ist. Insbesondere gibt es doppelt wirkende Gleitringdichtungen, bei denen ein Element außen liegt und daher auf Wasserkühlung angewiesen ist. Dann muss die Pumpe ständig fördern, um geschützt zu sein - machbar, aber mit Überwachung. Die innere Ölkammerlösung ist dagegen trockenlaufsicher.
Sichtkontrolle des Öls
Der extrem harte Dichtungswerkstoff Siliziumkarbid fungiert als passive Sicherheit: Als zweithärtestes Element nach Diamant widersteht es Temperaturen bis 2000 Grad Celsius und hält damit deutlich länger als andere Dichtungen, die Hersteller beispielsweise aus Kohlenstoffstahl mit einer thermischen Obergrenze von nur 200 Grad verwenden.
Trotzdem kann auch die beste Abdichtung versagen. Es ist zwar ein mehrstufiger Prozess, aber mit dem Überwinden der ersten Barriere nimmt das Unheil seinen Lauf. Kein Hersteller kann hier eine hundertprozentige Dichtheit garantieren. Der Grund liegt im Abstand zwischen Welle und Dichtung, der immer gegeben sein muss - sonst würde sich nichts mehr drehen. Zwar sind die Toleranzen hier minimal, aber manchmal dringen Schmutzpartikel ein, die abrasiv wirken - und am Ende einer Wirkungskaskade die Dichtung zerstören. Der Schadensfall kann durch kleinste Partikel ausgelöst werden. Schon das Berühren der ausgebauten Dichtung kann ausreichen. Also Vorsicht bei Wartungsarbeiten!
Vorsicht bei der Wartung
Auch ein unsanfter Sturz der Pumpe auf harten Untergrund kann zum Bruch der nur wenige Millimeter dicken Dichtungsbauteile führen. Hier hat aber zumindest der Hersteller Tsurumi in Crashtests bereits bewiesen, dass seine Pumpen den Aufprall auf Beton aus sieben Metern Höhe überstehen.
Himmelsbach rät Pumpenbetreibern zu einer einfachen Vorsichtsmaßnahme: Regelmäßig das Öl kontrollieren. Wenn es Wasser enthält oder dunkel-trüb aussieht, ist die Dichtung nicht mehr intakt. Dann muss sie ausgetauscht werden, ohne die empfindlichen Dichtungsflächen zu berühren. Hilfreich ist auch ein Blick auf die Wellenschutzhülse oder den Labyrinthring vor der Dichtung - ist hier Abrieb zum Beispiel durch Schleifspuren erkennbar, könnten bereits Partikel ihre unheilvolle Reise ins Pumpeninnere angetreten haben.
Quelle: Tsurumi (Europe) GmbH