Nexus zwischen Wasser und Ernährungssicherheit

02.03.2017

Die Blue Planet Berlin Water Dialogues, das fachpolitische Forum zum Wasser- und Abwassermanagement, setzten mit der Fortsetzung ihrer Veranstaltungsreihe am 19. Januar 2017 Maßstäbe: Rund 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Hochschule, Forschung und Zivilgesellschaft trafen sich im CityCube Berlin, um über „Nachhaltige Lösungen für Wasser und Nahrungsmittelproduktion“ ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und zu informieren.

Nexus zwischen Wasser und Ernährungssicherheit

Mit diesem Leitthema fügte sich diese fünfte BLUE PLANET-Veranstaltung ausgezeichnet in das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) 2017 (19.-21. Januar 2017, Berlin) ein, das mit seinem Motto „Landwirtschaft und Wasser – Schlüssel zur Welternährung“ den geeigneten Rahmen bot. Denn: nicht zuletzt stellt die enge Verbindung von „Landwirtschaft und Wasser“, die für die Ernährungssicherheit von fundamentaler Bedeutung ist, für viele Regionen in der Welt mehr und mehr eine der großen Herausforderungen für die Zukunft dar.

Auftakt mit Themenzugang

Nach Begrüßung der Teilnehmer stimmten Vertreter der Kooperationspartner der Blue Planet Berlin Water Dialogues, Dr. Helge Wendenburg für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), und Dr. Jürgen Varnhorn für die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin, mit ihren Grußworten zur Eröffnung unmittelbar auf die Thematik ein. So lautete eine wichtige Kernbotschaft Wendenburgs, dass Deutschland „als Vorreiter und Agenda-Setter im Nexus-Bereich über besondere Expertise mit Strategien für integriertes Handeln an der Schnittstelle zwischen Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit verfügt. Mit Hilfe der Nexus-Perspektive können kohärente intersektorale Strategien entwickelt und so Trade-Offs und Synergien mit einbezogen werden.“ Varnhorn beschrieb zum einen das Spannungsfeld Steigerung der Nahrungsmittelproduktion – Verschärfung der Wasserkrise , und zum anderen, wie maßgeschneidert Lösungsansätze sein müssen, da „Wasser als Ressource immer einer Nutzung unter konkreten lokalen Bedingungen unterliegt.“ Prof. Jan Lundqvist, Stockholm International Water Institute (SIWI), ergänzte die Einführung zum Thema mit einer Keynote zu neuen gesellschaftlichen Trends an der Schnittstelle von Wasser, Nahrungsmittelproduktion und Verbraucherverhalten. Er plädierte für eine stärkere Einbeziehung der Verbraucher und der Möglichkeiten der Umsteuerung auf eine insgesamt weniger ressourcenaufwändige Lebensmittelversorgung. Die Tatsache, dass bereits heute mehr Menschen an Übergewicht und dessen Folgen leiden als an Unterernährung und dass die durchschnittlich weltweit durch die Nahrungsmittelproduktion bereitgestellte pro-Kopf-Kalorienzahl bereits heute Empfehlungswerte von Gesundheitsorganisationen überschreiten, lege es aus seiner Sicht nahe, verstärkt Einsparungspotenziale auf der Nachfrageseite zu suchen und zu mobilisieren.

International, Innovativ, Integrativ – Referenten und Projekte

Moderator Christoph Urbschat (eclareon GmbH) leitete anschließend zum Kernbereich der Veranstaltung, den zehnminütigen Kurzvorträgen mit der anschließenden Podiumsdiskussion, über. Dazu begrüßte er zum ersten Vortrag Giovanni Munoz (Food and Agriculture Organization, FAO), der hinsichtlich der Wassernutzungskonkurrenz eine „Szenarioplanung als ein Instrument zur Analyse des Wasser-Landwirtschaft-Energie-Nexus “ vorstellte. Jürgen Köhler, (EU-Kommission) folgte mit einem Abriss über die wichtigsten Initiativen und Instrumente der EU-Kommission seitens der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (GD AGRI) und der Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (GD DEVCO) an der Schnittstelle Landwirtschaft und Wasser. Professor Sami Sayadi (Center of Bio-Technology, Sfax, Tunesien) berichtete in beeindruckender Weise über die Aufbereitung und Valorisierung von Abwasser aus der Olivenölproduktion im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der TU Berlin. Das sogenannte Olive Mill Water (OMW) zeichnet sich durch hohe Schadstoffbelastungen aus. Es besteht zu einem großen Teil aus organischen Bestandteilen wie Polyphenolen, Zucker, stickstoffhaltigen Verbindungen etc. und birgt damit das Potenzial zur Energiegewinnung und zur agronomischen Valorisierung. Thilo Burkard (AKUT Umweltschutz Ingenieure und Partner) präsentierte fünf Beispiele für innovative, kostengünstige und energieeffiziente Verfahren zur Abwasserbehandlung durch den Einsatz von naturnahen Anlagen, z.B. Pflanzenkläranlagen. Das aufbereitete Abwasser wird jeweils zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und Gärten wiederverwendet. Den letzten Kurzvortrag bestritt Lena Horlemann (inter 3 GmbH) über die „Herausforderungen des Land- und Wassermanagements im Iran“. Als Beispiel dafür nannte sie den Fluss Zayandeh Rud, an dessen letztem Abschnitt das Wasser überwiegend von der Landwirtschaft genutzt wird. Aufgrund von großen Trockenperioden steht hier die Region vor großen Herausforderungen und braucht regional angepasste, akzeptierte und umsetzbare Lösungsansätze für eine nachhaltige Wassernutzung und Lebensmittelproduktion.

Harte Bedingungen für gute Ergebnisse

Thomas Stratenwerth, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), zog am Ende ein Resümee: Technische Lösungen, soziale Innovationen und Strategien zur Koordination der gemeinsamen Zielsetzungen des Wasser- und Agrarsektors werden als Grundvoraussetzung nachhaltigen Handelns identifiziert, aus denen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten lassen:

  • Entwicklung neuer technischer Lösungen, die den jeweiligen Rahmenbedingungen der Länder angepasst und für die jeweilige Bedarfslage maßgeschneidert werden müssen.
  • Förderung sozialer Innovationen als Beitrag zu einer nachhaltigen Wasser- und Agrarpolitik, da technische Lösungen nur eine Seite der Medaille sind; eine nachhaltige Wasser- und Agrarwirtschaft bedarf darüber hinaus sozialer Innovationen, die an erster Stelle den Menschen „in den Blick nehmen“.
  • Förderung nachhaltiger Ansätze und Strategien für die Koordination von Wasser- und Landwirtschaftszielen, da nachhaltige Lösungen einer ganzheitlichen Managementstruktur mit einer klaren Rahmensetzung für eine bessere sektorübergreifende Kooperation aller Nutzer bedürfen.

Neue Terrains erweitern das Netzwerk

Die Bilanz dieser fünften Veranstaltung der Blue Planet Berlin Water Dialogues im Rahmen des GFFA 2017 mit mehr als 200 Teilnehmern ist durchweg positiv: Durch die Präsentation und Diskussion von Ansätzen für innovative nachhaltige Lösungen im Kreis von Politik, Wissenschaft, Wasserindustrie und Zivilgesellschaft konnten wichtige Impulse für den Wasser- und Landwirtschaftssektor geliefert werden, wie diese ihre Schlüsselrolle zur Welternährung ausfüllen können und damit einen unmittelbaren Beitrag zum Anliegen des diesjährigen GFFA leisten.

Organisation und Durchführung der Blue Planet Berlin Water Dialogues liegen in der Verantwortung von German Water Partnership e.V.

Bild: Die Referenten der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues in der Diskussionsrunde; v.l.n.r.: Giovanni Munoz (FAO), Verena Horlemann (inter 3 GmbH), Jürgen Köhler, (EU-Kommission), Thilo Burkard (AKUT) und Professor Sami Sayadi (Center of Bio-Technology, Sfax, Tunesien). (Foto: Copyright German Water Partnership e.V.)

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