Mittelfristige Aussichten veranlassen zur Anhebung der Finanzziele
Prof. Dr. Bernhard Scheuble, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Merck KGaA, gab im Rahmen der Goldman Sachs Pharmaanalystenkonferenz [Goldman Sachs Annual Global Healthcare Conference] bekannt, dass sich die Rentabilitätskennzahlen des Unternehmens derart verbessert hätten, dass die mittelfristigen Ziele für Umsatzrendite (ROS) und Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) auf 20% bzw. 25% angehoben wurden.
Bislang betrugen die Zielmarken je 15% für ROS und ROCE. Als diese Werte im Jahr 2001 festgelegt worden waren, hatten die beiden Kennzahlen 11,9% (ROS) bzw. 12,8% (ROCE) betragen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2005 übertraf Mercks Rendite auf das eingesetzte Kapital mit einem Wert von 18,4% diese Zielmarke bei weitem, während die Umsatzrendite mit 14,3% einer Zielerreichung nahe rückte.
"Sie sehen, Merck geht es gut," kommentierte Scheuble die Entwicklung des Unternehmens gegenüber den Investoren auf der Konferenz im kalifornischen Dana Point. "Es ist Zeit, die Messlatte anzuheben."
Scheuble gab außerdem bekannt, dass Merck ein neues, innovatives Programm zur Verwertung seines geistigen Eigentums entwickelt habe. In diesem Rahmen wurden zwei vielversprechende pharmazeutische Forschungsprojekte an Start-up-Unternehmen übergeben, die sich aus Wagniskapital finanzieren. Im Gegenzug erhält Merck Firmenbeteiligungen und das Recht auf potenzielle zukünftige Lizenzgebühren.
"Mit diesem neuen Programm erschließen wir den Wert von potenziell wichtigen, jedoch brachliegenden Projekten aus unseren Forschungslabors – Rembrandts vom Speicher sozusagen," ergänzte Scheuble. "Aktuell kann ich Ihnen von zwei derartigen Vereinbarungen berichten."
nhebung der Ziele beruht auf verschiedenen Faktoren
Mercks Rentabilitätskennzahlen haben sich in den letzten Jahren im Zuge der Fokussierung des Unternehmens auf seine Kerngeschäfte mit innovativen und ertragreichen Arzneimitteln und Chemikalien wie dem Krebsmittel Erbitux® und den Flüssigkristallen für PC- und TV-Flachbildschirme verbessert.
Bestandteil dieser Fokussierung auf Innovationen mit potenziell hohen Margen waren die Veräußerung des Labordistributionsgeschäfts VWR International im vergangenen sowie der Verkauf des Geschäfts mit Elektronikchemikalien in diesem Jahr. Damit verbesserte sich die Rentabilität von Merck substanziell, da beide Geschäfte, vor allem VWR, durch ein großes Umsatzvolumen mit relativ niedrigen Gewinnmargen gekennzeichnet waren.
Darüber hinaus waren die jüngsten Änderungen der International Accounting Standards (IAS) vorteilhaft für die Finanzkennzahlen von Merck. Leichte Änderungen der IAS-Definitionen von einigen Bilanzparametern führten zu einer Verbesserung der bilanzbezogenen Kennzahlen wie ROCE und Gearing, dem Verhältnis von Nettofinanzschulden zu Eigenkapital. Außerdem werden Firmenwerte nicht mehr planmäßig abgeschrieben, sondern einem jährlichen Impairment-Test unterzogen – eine Konsequenz aus den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den überarbeiteten IAS-Richtlinien.
Innovatives VINCIP-Programm holt brachliegende Projekte ans Licht
Externe Partner und Geldquellen für die Entwicklung von geistigem Eigentum zu finden, das nicht zu Mercks Kerngeschäft der Therapie von Krebs und kardiometabolischen Erkrankungen gehört, ist das Ziel von VINCIP (Virtual INCubator for Intellectual Property). Die Auslizenzierung von Know-how an pharmazeutische Start-up-Unternehmen ergänzt die Politik der „intelligenten Allianzen“, die in der Regel zur Einlizenzierung vielversprechender Produkte kleinerer Unternehmen führt.
In dieser Woche hat Merck mit einem neuen Unternehmen namens Tioga Pharmaceuticals einen Vertrag zur Übertragung von Asimadoline, einem von Merck entwickelten Wirkstoff zur Behandlung des Reizdarmsyndroms, unterzeichnet. Tioga wird sich anfänglich aus Beteiligungskapital des Investors Forward Ventures finanzieren, einem in San Diego ansässigen Venture-Capital-Unternehmen mit einem Fondsvolumen von ca. 500 Mio USD. Forward will für die Finanzierung der Phase IIb-Studien von Asimadoline ein Konsortium bilden, um zusätzliche Finanzmittel aufzubringen. Merck erhält im Gegenzug eine Firmenbeteiligung an Tioga sowie Lizenzgebühren aus Umsätzen mit Asimadoline.
Es liegen ermutigende klinische Daten einer Phase IIa-Studie vor, nach denen sich Asimadoline als potenziell wirksame Substanz zur Schmerzbehandlung bei Patienten mit Reizdarmsyndrom erwiesen hat. Merck hat sich entschlossen, die Entwicklung dieses vielversprechenden Arzneimittels mit Hilfe dieser neuen Strategie unter Einbeziehung von Wagniskapital zu betreiben, statt den herkömmlichen Weg eines Lizenzgeschäfts mit Big Pharma zu beschreiten.
Im Rahmen eines ähnlichen VINCIP-Projekts wurde im Jahr 2003 ein potenzieller Wirkstoff für die Augenheilkunde aus der Merck-Forschung dem Start-up-Unternehmen Angiosyn Inc. überlassen: Das im kalifornischen La Jolla ansässige Unternehmen finanziert sich über den Wagniskapitalgeber Alta Partners. Auch an Angiosyn erhielt Merck eine Beteiligung. Im Februar 2005 erwarb Pfizer Inc. für eine Gesamtsumme von 527 Mio USD Angiosyn zu 100 Prozent, d.h. einschließlich der Beteiligung von Merck.
Zusätzlich zur Übernahmezahlung von Pfizer wird Merck Lizenzgebühren aus den zukünftigen Umsätzen dieses neuartigen Therapeutikums erhalten. Es dient zur Behandlung der Angiogenese, der unkontrollierten Neubildung von Blutgefäßen, die zu Erblindung z.B. durch Makuladegeneration führen kann.
Der „Merck Innovation Award“ wurde dieses Jahr an die vier Mitarbeiter verliehen, die bei der Entwicklung des VINCIP-Programms federführend waren. Prof. Dr. Bernhard Scheuble überreichte den Preisträgern am 31. Mai die mit 12.500 EUR dotierte Auszeichnung.
Quelle: Merck KGaA