Mit Hocheffizienz zu mehr Markterfolg

26.04.2006

Dass Energieeffizienz nicht nur eine wichtige Zukunftsaufgabe für alle am Bau Beteiligten ist, sondern auch und gerade für das SHK-Fachhandwerk ein wichtiger Umsatz- und Beschäftigungsmotor sein kann, zeigten die „Handwerkertage NRW“ des Dortmunder Pumpenspezialisten Wilo AG am 24. und 25. März 2006.

Mit Hocheffizienz zu mehr Markterfolg

Zu der abwechslungsreichen Mischung aus hochkarätigen Fachvorträgen, Erfahrungsaustausch und sportlichen Aktivitäten konnten Dr. Thomas Schweisfurth, Wilo-Vorstand Vertrieb/Marketing und Peter Stamm, Wilo-Vertriebsleiter Deutschland, weit über 100 SHK-Fachhandwerksunternehmen aus Nordrhein-Westfalen begrüßen. Austragungsort war der „Borussen-park“, das Besucherzentrum von Borussia Dortmund im WM-Stadion „Signal Iduna Park“. Hier kommen Wilo-Pumpen und Systeme in der Rasenheizung, der Heizzentrale und als elektronisch geregelte Druckerhöhungsanlagen für die Wasserversorgung der Tribünen zum Einsatz.

Kernbotschaft der zweitägigen Veranstaltung war, dass das SHK-Fachhandwerk eine wichtige Rolle für die Energieeffizienz der Gebäude im Neubau und Bestand spielt. Beratung und Installation, aber auch die Feinabstimmung der installierten Technik haben großen Einfluss auf die Heizenergie- und Stromverbräuche. Langfristig wirke sich dies nicht zuletzt auf die Energiekosten aus, die Eigentümer und Mieter zu tragen haben. Allein durch die Installation von Hocheffizienzpumpen anstelle von ungeregelten Standardpumpen können erhebliche Stromsparpotenziale realisiert werden, die Mehrkosten rechnen sich innerhalb kürzester Zeit. Die höherwertige Technik verkaufe sich aber nicht von selbst, vielmehr müssen ihre Vorteile per Marketing glaubhaft vermittelt werden.

„600-Euro-Schnäppchen nutzen!“

Auf neue Chancen durch verbesserte Rahmenbedingungen für Investitionen in die Erhaltung, Modernisierung und Renovierung der eigenen vier Wände verwies vor diesem Hintergrund Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) und zugleich Inhaber eines Dortmunder Handwerksunternehmens. Ein neuer Steuerbonus von 20 Prozent auf Handwerksleistungen bis zu 3.000 Euro, den die Bundesregierung als Bestandteil des „Gesetzes zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung“ auf den Weg gebracht habe, könne auch auf Arbeiten an der Heizung geltend gemacht werden. Kentzler über das Wachstumspaket der Bundesregierung: „Maßnahmen wie dieses ‚600-Euro-Schnäppchen‘ für Immobilienbesitzer schaffen Arbeitsplätze im Handwerk!“ Gerade die Unternehmen des Bau- und Ausbaubereichs seien in den vergangenen Jahren von der Konjunkturschwäche am Binnenmarkt besonders getroffen gewesen.

„Energieeffizienz ist Lebensqualität!“

Wie wichtig gerade Investitionen in die Energieeffizienz sind, erläuterte Prof. Dr. Norbert Hüttenhölscher, Leiter der Energieagentur NRW (Wuppertal) den anwesenden SHK-Fachhandwerkern. Denn eine verantwortungsvolle Nutzung von Energie sei angesichts steigender Rohstoffpreise und der Endlichkeit der Ressourcen unumgänglich. Besonders der Einsatz neuer Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz biete immense Potenziale.

In Gebäuden lassen sich durchschnittlich 15 Prozent der Energiekosten einsparen. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Gebäudebestand, da 90 Prozent der Energiekosten in Häusern entstehen, die älter als 25 Jahre sind. Laut Hüttenhölscher sind die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz oftmals „unspektakulär“. Viele tausend kleine Maßnahmen – etwa im Heizungskeller – könnten in der Summe große Erfolge bei der Energieeffizienz bringen. Hier zeigten beispielsweise die Wilo-Hocheffizienzpumpen, wie in Heizungsanlagen mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand elektrische Energie eingespart werden kann.

Darüber hinaus böte sich die Chance, Wachstum und Beschäftigung anzukurbeln. Allein in Nordrhein-Westfalen könnten durch umfangreiche energetische Sanierungen im Gebäudebestand bis zu 50.000 Arbeitsplätze vor allem im Baugewerbe und im Handwerk entstehen. Zudem – so Hüttenhölscher – lasse sich in unter energetischen Aspekten sanierten und modernisierten Wohngebäuden auch eine bessere Lebensqualität erzielen.

„Herz der Heizungsanlage optimieren!“

Welche neuen Rahmenbedingungen dem SHK-Fachhandwerk dabei zukünftig die Argumentation erleichtern, erläuterte Prof. Armin D. Rogall von der Fachhochschule Dortmund. Mit der Umsetzung der Europäischen Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) werde in Deutschland ab Anfang 2007 auch für Bestandsgebäude ein Energiepass Pflicht. Dieser gibt potenziellen Mietern oder Käufern Auskunft über den Energieverbrauch des Gebäudes.

„Bei der Ermittlung der Verbrauchswerte wird auch die Hilfsenergie berücksichtigt, die beispielsweise von der Heizungspumpe benötigt wird“, erläuterte Rogall. Diese sei allerdings – ebenso wie die gesamte Anlage – auf den kältesten Tag des Jahres ausgelegt. Dieser Spitzenwert werde jedoch nur während zwei Prozent der Betriebszeit tatsächlich abgerufen. Die restliche Zeit laufe das Heizsystem im Teillastbetrieb.

Der Architekturprofessor zog Parallelen zwischen der Heizungsanlage und dem menschlichen Körper. Denn die Heizungspumpe könne durchaus mit dem Herzen verglichen werden. Das Herz reguliere dabei den Blutstrom je nach Anforderung, was auch im Heizkreislauf Sinn mache. Allerdings seien über 50 Prozent der in Deutschland installierten Heizungspumpen älter als zehn Jahre, demnach ungeregelt und durch die Auslegung auf den seltenen Volllastfall für die überwiegende Betriebszeit überdimensioniert.

Analog gelte es, mehr Bewusstsein für den wichtigsten Teil des Systems, die Heizung, zu schaffen. Das Herz fördere bei körperlicher Belastung einen Volumenstrom von 30 l/min und baue bei einem Blutdruck von 150/95 einen Druck von 1,3 bis 2 mWs auf. Das entspräche ziemlich genau den technischen Daten einer Hocheffizienzpumpe „Wilo-Stratos ECO“ für ein Ein- bis Zweifamilienhaus. „So wie das Herz den Körper bei unterschiedlichen Belastungen mit Energie und Sauerstoff versorgt, hat die Heizungspumpe die störungsfreie Versorgung mit Wärme im Heizkreislauf unter den verschiedenen Lastfällen sicherzustellen“, so Prof. Rogall.

Das Einsparpotenzial bei Austausch einer ungeregelten Pumpe gegen eine Hocheffizienzpumpe bezifferte er auf etwa 80 Prozent des Stromverbrauchs, bei gleichzeitiger Durchführung eines hydraulischen Abgleichs und bedarfsgerechter Einstellung der notwendigen Förderhöhe sogar bis zu 85 Prozent. „Neben der Kosteneinsparung ist hiermit auch eine entsprechende Entlastung bei den CO2-Emissionen verbunden. Unter dem Strich entsteht zwischen Gebäudenutzer und SHK-Fachhandwerker eine klassische ´Win-Win-Situation´.“

Hocheffizienz wissenschaftlich bestätigt

Dass sich diese Einsparpotenziale in der Praxis tatsächlich erzielen lassen, zeigten die Ausführungen von Prof. Dr. Dieter Wolff, Fachbereich Versorgungstechnik der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Sein Lehrstuhl hatte unter anderem die Entwicklung der Hocheffizienzpumpe „Wilo-Stratos“ wissenschaftlich begleitet.

Zunächst verdeutlichte der renommierte Wissenschaftler, dass es in vielen Heizungssystemen auch ohne größere Investitionen erhebliche Energie- und Kostensparpotenziale gibt. So bringt in bestehenden Anlagen oftmals die Feinabstimmung von Rohrnetz, Thermostatventilen und Pumpen, also ein hydraulischer Abgleich, eine deutliche Verbrauchsreduzierung. Denn, so Wolff, man habe im Rahmen des von seinem Lehrstuhl mit initiierten Projektes „Optimus“ festgestellt, dass viele Heizungsanlagen allein dadurch, dass sie mit den ursprünglichen Werkseinstellungen betrieben werden und nicht auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt sind, ein erhebliches Verschwendungspotenzial aufweisen. Zudem seien vielfach auch Heizkessel, Heizkörper und Heizungspumpen überdimensioniert.

Gemeinsam mit Handwerksunternehmen, die vom „Optimus“-Industriepartner Wilo geschult worden waren, hatte man in repräsentativ ausgewählten Gebäuden Messreihen und Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurde jeweils ein hydraulischer Abgleich vorgenommen, die Förderhöhe der Pumpe an den tatsächlichen Bedarf angepasst und die Vorlauftemperatur eingestellt. Anschließend habe man festgestellt, dass sich in fast allen Objekten mehr als fünf Kilowattstunden pro Quadratmeter, teilweise sogar bis zu 20 kWh/m2 im Jahr einsparen ließen. Die Kosten für die Optimierung lagen zwischen einem Euro pro Quadratmeter, wenn keine Investitionen erforderlich waren und drei bis fünf Euro pro Quadratmeter, wenn zum Beispiel neue Ventile oder eine geregelte Heizungspumpe installiert wurden.

Handfeste Argumente für die Vermarktung eines solchen Leistungsangebotes durch das SHK-Fachhandwerk lieferten die anschließend durchgeführten Amortisationsrechnungen. In nahezu allen Fällen kam man zu dem Ergebnis, dass sich die Kosten für die Optimierungsmaßnahmen durch die Brennstoff- und Stromeinsparungen sehr schnell rechneten. Vor diesem Hintergrund ist eine deutliche Ausweitung des Projektes geplant. Wohnungsbaugesellschaften in mehreren Bundesländern werden die Heizungssysteme in ihren Gebäudebeständen nach dem „Optimus“-Verfahren optimieren.

In einem weiteren durch die Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel begleiteten Projekt stand das Einsparpotenzial der „Wilo-Stratos“-Hocheffizienzpumpen auf dem Prüfstand. Wie Messungen im Maritim Airport Hotel Hannover zeigten, konnten allein durch den Einbau von geregelten „Wilo-Stratos“-Hocheffizienzpumpen anstelle der vorhandenen, ungeregelten Standardpumpen ohne weitere Maßnahmen im Heizsystem bis zu 82 Prozent Strom für den Pumpenantrieb gespart werden. Dabei waren zunächst jeweils Pumpen identischer Leistung installiert worden. Bei weiteren Austauschschritten soll nun auch die Pumpengröße durch optimale Auswahl auf den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Das maximal erzielbare Einsparpotenzial gegenüber ungeregelten Standardpumpen bezifferte Wolff auf 90 bis 95 Prozent.

„Den eigenen Betrieb zur Marke machen!“

Dass auch die überzeugendste Technologie aktiv vermarktet werden muss, veranschaulichte Dr. Hans Georg Geißdörfer, ehemaliger Hauptgeschäftsführer des SHK-Fachverbandes NRW. Sein Credo: „Erfolg hat nur, wer etwas tut, während er auf den Erfolg wartet.“ In diesem Sinne zeigte er den anwesenden SHK-Fachhandwerksunternehmen Wege auf, wie sie Marktchancen im Heizungsbereich, aber auch in anderen Bereichen nutzen können. Der Schlüssel hierzu liege, so Geißdörfer, in einem systematischen Marketing. Allerdings spiele eine aktive Marktbearbeitung nach seinen Erkenntnissen zurzeit nur bei etwa acht Prozent der Betriebe eine bedeutende Rolle, während 60 Prozent der Betriebe noch nicht einmal einen Werbeetat hätten. Als Hauptgrund werde angeführt, „keine Zeit“ zu haben.

Vor diesem Hintergrund sei es, so Geißdörfer weiter, vor allem für die Inhaber und Geschäftsführer wichtig zu delegieren. Denn nur wer als Chef ausreichend Zeit zum Akquirieren und Beraten habe, könne seinem Unternehmen auch ein eigenständiges Profil verleihen. Ziel müsse es sein, sich durch ein außergewöhnliches Erscheinungsbild, aber vor allem durch Beratungsqualität und durch systematisches Arbeiten vom Wettbewerb abzuheben, um so in seiner Region quasi zu einer „Marke“ zu werden. Dabei sei es sinnvoll, die vielfältigen Angebote von Industrie und Handel zu nutzen und das dort gebündelte Wissen als „Rohstoff“ für eigene Innovationen einzusetzen. Geißdörfers Appell: „Nicht nur wissen, auch anwenden. Nicht nur wollen, auch tun!“

Quelle: WILO SE

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