GF: Solides Ergebnis in anspruchsvollen Zeiten
Zusätzlich zu ihrem anhaltenden Strukturwandel stand die globale Automobilindustrie aufgrund behördlicher Anweisungen und Sicherheitsinitiativen für Mitarbeitende vorübergehend still. Schließlich wertete sich in der Krise der Schweizer Franken – in seiner Eigenschaft als «Safe Haven»-Währung – gegenüber allen wichtigen Währungen deutlich auf.
Covid-19 und die GF Strategie 2020
Um diese Herausforderungen abzufedern, reagierte GF auf die Lockdowns und den wirtschaftlichen Rückgang mit einer raschen Reduktion seiner Kostenbasis. Den erreichten Zielen der letzten beiden Strategiezyklen entsprechend, ist das Portfolio von GF dank des höheren Anteils von GF Piping Systems und einer ausgewogeneren globalen Präsenz widerstandsfähiger geworden. Die Devestitionen des Automobil-Eisengussgeschäfts in Europa in den Jahren 2018 und 2019 haben die Fixkostenbasis von GF weiter reduziert. Der dezentralisierte Ansatz von GF mit einem starken regionalen Management, Forschungs- und Entwicklungs- (F&E)-Kapazitäten und einer ausgeprägten Nähe zum Kunden erlaubte es GF, schnell zu reagieren und so die Auswirkungen durch Covid-19 abzumildern.
Insbesondere die starke globale Präsenz von GF in Asien ermöglichte es, zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie, wichtige Lehren aus dem Ausbruch in China auf andere bedrohte Regionen zu übertragen und so geeignete Maßnahmen in Europa und Nord-/Südamerika rasch umzusetzen. Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie setzte GF auch seine strategischen Investitionen konsequent fort und macht keine Kompromisse bezüglich der Nachhaltigkeitsziele 2020.
Resultate auf Konzernebene
Der Umsatz belief sich auf CHF 1’528 Mio., 20,2 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Bereinigt um Akquisitionen, Devestitionen und Währungseffekte konnte der organische Rückgang beim Umsatz auf 14,0 Prozent begrenzt werden, da das Wachstum in Marktsegmenten wie Mikroelektronik, Medizinaltechnik und Wasseraufbereitung den großen Rückgang im Automobilsektor teilweise kompensieren konnte. Die negativen Währungseffekte verringerten den Umsatz um 4,7 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Einmaleffekten erreichte CHF 64 Mio. (2019: CHF 153 Mio.), was einer EBIT-Marge von 4,2 Prozent (2019: 8,0 Prozent) entspricht. Unter Berücksichtigung der Einmaleffekte von CHF 7 Mio. infolge der teilweisen Verlagerung der Leichtmetallgiesserei in Werdohl (Deutschland) betrug das Betriebsergebnis CHF 57 Mio. Die Rendite auf das investierte Kapital (ROIC) fiel von 13,8 Prozent auf 5,0 Prozent im ersten Semester 2020, wobei diese vom hohen ROIC bei GF Piping Systems von 20,8 Prozent gestützt wurde. Das Konzernergebnis Aktionäre Georg Fischer AG betrug CHF 34 Mio. verglichen mit CHF 101 Mio. im ersten Semester 2019.
Der freie Cashflow vor Akquisitionen/Devestitionen lag bei CHF –73 Mio. (2019: CHF –58 Mio.) und entspricht der üblichen saisonalen Entwicklung. Die Nettoverschuldung blieb mit CHF 420 Mio. praktisch auf Vorjahreshöhe, die Liquidität liegt mit annähernd CHF 800 Mio. auf einem hohen Niveau.
GF Piping Systems
GF Piping Systems bewies gegenüber den globalen Verwerfungen der Pandemie ein hohes Ausmaß an Widerstandsfähigkeit. Verantwortlich dafür waren der breit diversifizierte Kundenstamm in verschiedenen Märkten und Segmenten in Kombination mit dem Fokus auf höherwertigere und digitalisierte Geschäftsfelder. Als ein wichtiger Lieferant für Wasser- und Gas-Infrastrukturen wurden praktisch alle Produktionsstätten der Division weltweit als systemrelevant erklärt, weshalb sie den Betrieb selbst während des Pandemie-Höhepunkts aufrechterhalten konnten. Das starke Infrastrukturgeschäft weltweit und eine große Anzahl neuer Aufträge im Mikroelektronik-Segment trugen zum guten Resultat bei.
Der Umsatz lag bei CHF 845 Mio., verglichen mit CHF 921 Mio. in den ersten sechs Monaten 2019. Er ging damit organisch leicht um 3,1 Prozent zurück. Das Betriebsergebnis belief sich auf starke CHF 94 Mio. (2019: CHF 117 Mio.), was einer EBIT-Marge von 11,1 Prozent (2019: 12,7 Prozent) entspricht.
Die Division intensivierte die Entwicklung nachhaltigerer Lösungen zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen. Die Produktion der erfolgreichen COOL-FIT-Produktlinie, die eine markante Reduktion des Energieverbrauchs in den boomenden Rechenzentren und Kühlungs-Applikationen ermöglicht, wird derzeit in Schaffhausen (Schweiz) ausgebaut. In Helsinki (Finnland) und Wien (Österreich) hat GF wichtige Aufträge gewonnen, um die Wasserversorgung zu modernisieren und damit Wasserverluste zu reduzieren. Die im März 2020 bekannt gegebene neue Partnerschaft mit Oxford Flow Ltd, einem Anbieter innovativer Druckregulierungstechnik, konnte erste Aufträge verbuchen. Die Expansion in China verläuft trotz Krise nach Plan, und die Division wird ihr neues Produktions-, F&E- und Schulungszentrum Anfang 2021 eröffnen. Die Produktion von Sensoren in El Monte (USA) wird Ende des Jahres in ein neues Zentrum für Prozessautomation in Los Angeles (USA) verlegt.
GF Casting Solutions
Die Kunden aus dem Automobilbereich waren gezwungen, ihre Betriebe für mehrere Wochen stillzulegen. Gleichzeitig verschob die Luftfahrtindustrie einen großen Teil ihrer Aufträge, was GF Casting Solutions zur teilweisen Schließung ihrer Produktionsanlagen veranlasste. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von CHF 521 Mio. auf CHF 328 Mio. sowie einem signifikanten Rückgang des Betriebsergebnisses vor Einmaleffekten von CHF 20 Mio. in 2019 auf CHF –25 Mio. (EBIT-Marge vor Einmaleffekten in der Höhe von –7,6 Prozent).
Die teilweise Verlagerung des Standorts Werdohl (Deutschland) führte im ersten Semester zu Einmalkosten von CHF 7 Mio. Das Projekt wurde beschleunigt und die Verlagerung der Gussproduktion wird im September, deutlich früher als geplant, abgeschlossen sein. Als Folge der Lockdowns von Kunden sowie behördlichen Restriktionen verzögert sich im Leichtmetallwerk in Mills River (USA) der Anlauf für neue Projekte und Aufträge um mehrere Monate. Aufgrund der steigenden Nachfrage für Hybrid- und E-Fahrzeuge, konnte GF Casting Solutions mehrere Aufträge (z.B. Batteriegehäuse) akquirieren, die sich in den kommenden Monaten und Jahren auszahlen werden. Die Übernahme der Magnesium-Gusskomponenten eines deutschen Premiumherstellers durch GF unterstreicht die Kompetenz der Division in Leichtbau und Produktion.
Im Rahmen der Strategie 2020, die den Ausbau der globalen Präsenz und die Fokussierung auf Leichtbaukomponenten für nachhaltige Mobilität beinhaltet, investiert GF Casting Solutions in eine neue Leichtmetall-Produktionsstätte in Shenyang (China). Erste Aufträge konnten bereits gewonnen werden. Die Produktion in Nordchina beginnt 2023.
GF Machining Solutions
Bereits im zweiten Halbjahr 2019 war im Investitionsgütermarkt ein allgemeiner Abschwung zu beobachten. Verstärkt durch die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erreichte die Nachfrage in der Werkzeugmaschinenindustrie den niedrigsten Stand des letzten Jahrzehnts. Dies betraf vorwiegend Europa, aber auch verschiedene Marktsegmente auf dem amerikanischen Kontinent. Hingegen haben sich zahlreiche Märkte in China, insbesondere die zivile Luftfahrt sowie die Informations- und Kommunikationstechnologien, nach den Lockdowns im Frühjahr schon wieder auf das Vorjahresniveau erholt. Während die globale Luftfahrtindustrie noch nie so hart getroffen wurde, zeigt sich vor allem der Bereich Medizinaltechnik sehr widerstandsfähig.
Die Division erwirtschaftete einen Umsatz von CHF 355 Mio., verglichen mit CHF 474 Mio. in der Vorjahresperiode. Dies entspricht einem organischen Rückgang von 21,3 Prozent. Das Betriebsergebnis ging von CHF 24 Mio. auf CHF 1 Mio. zurück.
GF Machining Solutions hat ihren Innovationsprozess beschleunigt und wird demnächst im Bereich Lasertexturierung eine neue Maschine mit zwei Femto-Lasern lancieren, was die Technologieführerschaft der Division unterstreicht. Die Maschine eröffnet neue Anwendungsfelder vor allem in der Medizinaltechnik und der Hochpräzisionsindustrie. Neue, digital erweiterte Produkte, zum Beispiel eine neue intelligente Benutzeroberfläche, werden die Komplexität reduzieren und die Effizienz bei den Kunden erhöhen.
Neuer Präsident bei GF Machining Solutions
Nach acht Jahren an der Spitze von GF Machining Solutions, in welchen sich die Division zur Technologieführerin im globalen Werkzeugmaschinengeschäft entwickelt hat, tritt Präsident Pascal Boillat in den Ruhestand. Der GF Verwaltungsrat und die Konzernleitung danken Pascal Boillat herzlich für seinen herausragenden Einsatz und wünschen ihm für seinen neuen Lebensabschnitt alles Gute. Wie bereits angekündigt, hat Ivan Filisetti per 1. Juli 2020 die Nachfolge übernommen. Ivan Filisetti weist eine lange und erfolgreiche Karriere im Unternehmen auf, zuletzt als Vice President Operations.
Ausblick für das Gesamtjahr 2020
Die Unsicherheiten für die zweite Jahreshälfte bleiben hoch, da die Covid-19-Krise noch nicht überwunden ist. Jedoch gibt es erste ermutigende Anzeichen, dass sich die Weltwirtschaft und die Märkte auf einem Erholungskurs befinden könnten. In China beispielsweise verzeichnet GF eine kräftige Erholung, die jüngsten Monatsergebnisse liegen wieder auf dem Vorjahresniveau.
Alle drei Divisionen sind in ihren jeweiligen Märkten gut positioniert und bauen ihre neuen Geschäftsfelder weiter aus. GF Piping Systems hat in den zurückliegenden Monaten einmal mehr hohe Widerstandskraft demonstriert. Die Division wird ihre Initiativen für digitalisierte Innovationen für neue nachhaltige Marktsegmente und größere Kundennähe (z.B. durch virtuelle Messen) intensivieren. GF Casting Solutions entwickelt vermehrt Lösungen für nachhaltige Mobilität und saubere Energie, indem sie niedrigere Emissionen im Automobilbereich sowie höhere Effizienz für Flugzeug- und industrielle Gasturbinen ermöglicht. GF Machining Solutions wird ihre Initiative zur Digitalisierung vorantreiben. Innovationen im Bereich Additive Fertigung, Lasertexturierung und Automation bleiben die Ausgangsbasis für weiteres Wachstum.
Vorbehaltlich unvorhersehbarer Umstände rechnet GF in den nächsten Monaten insgesamt mit einer stufenweisen, jedoch langsamen Erholung des Geschäfts. Basierend auf dieser Annahme erwartet GF für die zweite Hälfte des Jahres 2020 ein Resultat auf einem ähnlichen Niveau wie in der ersten Jahreshälfte.
Quelle: Georg Fischer AG