EU-Kommission setzt Fokus auf Produkte und Materialien in Kontakt mit Trinkwasser
Rund 150 Teilnehmer aus der Industrie und dem regulatorischen Umfeld informierten sich auf Einladung europäischer Spitzenverbände bei einer Update-Veranstaltung in Brüssel über den Fortgang der europäischen Aktivitäten zur Umsetzung des Artikel 10 der Trinkwasser-Richtlinie.
Seit Jahren wird auf europäischer Ebene dafür gekämpft, ein einheitliches europäisches System zu schaffen, das den Gesundheitsschutz der Verbraucher durch die Entwicklung eines vereinheitlichten Prüf- und Zulassungsverfahrens für Materialien und Produkte, die in Kontakt mit Trinkwasser kommen, garantiert und den entsprechenden Marktzugang regelt. Inzwischen sind erste Fortschritte auf EU-Ebene erkennbar.
Bereits 2015 haben sich die betroffene Industrie und Regulatoren bei einer Veranstaltung der Verbände EurEau, European Copper Institute, Plastics Europe sowie Aqua Europa für eine einheitliche europäische Umsetzung des Artikel 10 der Trinkwasserdirektive aus dem Jahre 1998 ausgesprochen. Am 12. Mai dieses Jahres wurden in einer Folgeveranstaltung in Brüssel nun erste Daten präsentiert, welche die ökonomische Bedeutung eines EU-weit harmonisierten Systems aufzeigen. In Verbindung mit der Zielsetzung eines ebenfalls EU-weit einheitlich hohen Standards für hygienisch sichere Trinkwasser-Materialien und -produkte konnte damit die herausragende Bedeutung des Art. 10 sowie die entsprechende Dringlichkeit zur Umsetzung erneut unterstrichen werden.
Der hohe Stellenwert des Art. 10 wurde auch durch den Zwischenbericht zu einer neuen Studie des Generaldirektorats „Umwelt“ der Europäischen Kommission bestätigt. Art. 10 verlangt von den EU-Mitgliedstaaten, die hygienische Sicherheit von Materialien in Kontakt mit Trinkwasser zu gewährleisten. Eine entsprechende Umsetzung auf europäischer Ebene erfordert gleichwohl die Vermeidung von Handelshemmnissen für aus den Materialien hergestellte Produkte. Bislang gibt es jedoch keinerlei legislativen Rahmen, der beide Aspekte berücksichtigt.
Europäische Lösung notwendig und zielführend
Daten insbesondere zum Vergleich von Produkt-Zertifizierungskosten unter harmonisierten versus nicht-harmonisierten Bedingungen wurden unabhängig voneinander sowohl vom niederländischen Ministerium für Umwelt und Infrastruktur, als auch von Industrieseite erhoben. Beide Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen und sehen deutlichen Mehrwert unter den Bedingungen eines EU-weit vereinheitlichen Systems. Entsprechender Handlungsbedarf wird durch die von der EU-Kommission initiierten Studie belegt. Diese zeigte deutlich auf, dass die Relevanz des Artikel 10 in Vergleich zu anderen Bereichen des trinkwasserregulatorischen Umfeldes von herausragender Bedeutung ist.
4(5)-MS-System bietet gute Grundlage
Hervorgehoben wurde nochmals die bereits geleistete erfolgreiche Arbeit der 4(5)-MS-Regulatoren-Gruppe sowie der in die Arbeiten involvierten Industrie. Das so genannte 4(5)-Mitgliedstaaten-System bietet danach eine solide Grundlage für die Einführung eines europaweit einheitlichen Prüf- und Akzeptanzschemas für Trinkwasser-Materialien und -produkte.
Das hierin unter anderem verankerte Ziel von Positiv-Listen für Materialien wurde erneut als Forderung aller Beteiligten aus dem regulatorischen und industriellen Bereich aufgestellt. Mit diesem Ansatz, der in Teilen der aktiven Länder schon erfolgreich umgesetzt wurde, sollen die langfristige hygienische Sicherheit von Materialien und Produkten für den Trinkwasserbereich und damit auch der Schutz der menschlichen Gesundheit auf hohem Niveau gewährleistet werden.
Die unvermindert große Resonanz auf die Update-Veranstaltung in Brüssel mit Teilnehmern aus 15 EU- und Nicht-EU-Ländern zeigte deutlich, welche hohe Relevanz dieses wichtige Gesundheits- und Marktthema für alle im Trinkwasserbereich aktiven Gruppen hat. Auch im Jahre 2017 wird es deshalb eine weitere Veranstaltung geben, auf der der Status Quo der Aktivitäten präsentiert wird.