Georg Fischer: Erfolgreiches Kerngeschäft, strategische Bereinigung führt zu Verlust
Georg Fischer hat in einem schwierigen Umfeld seine Marktpositionen gefestigt und die Strategie konsequent umgesetzt.
Der Ausstieg aus dem Anlagenbau mit der Wertberichtigung der Beteiligung an Coperion führte zu einem negativen Konzernergebnis von CHF –20 Mio. ohne Anlagenbau, also in den drei Kernbereichen, beträgt der Betriebserfolg CHF 94 Mio., und das Konzernergebnis liegt mit CHF 24 Mio. in der Gewinnzone. Die Währungseinflüsse verschlechterten das Ergebnis um CHF 22 Mio. Bei teilweise drastischen Umsatzrückgängen konnte die Ertragseinbuße durch rasch getroffene Maßnahmen in Grenzen gehalten werden. Der Verwaltungsrat beantragt bei der Generalversammlung, auf eine Dividende zu verzichten. In einigen Ländern bestehen Anzeichen für eine langsame Erholung einiger für uns wichtiger Märkte. Dank verbesserter Kostenstruktur,neuer Produkte und Aufträge sowie auf Grund der Massnahmen zur Erschliessung zusätzlicher Marktsegmente blicken wir trotz weiterhin unsicheren Konjunkturaussichten verhalten optimistisch in die Zukunft.
Georg Fischer hat sich weltweit in einem anhaltend schwierigen Umfeld im Markt gut behauptet. Trotz eines Umsatzrückgangs von 11% konnten die Marktanteile gehalten oder gar erhöht werden. Von der Flaute im Investitionsgüterbereich waren insbesondere das Industriegeschäft der Rohrleitungssysteme sowie die Agie Charmilles Gruppe betroffen. Die reduzierten Erlöse verursachten entsprechende Margeneinbussen und
ungenügend gedeckte Fixkosten. Die andauernde Rezession hat auch zur Folge,dass sich der Ertrag aus den in letzter Zeit getätigten Investitionen noch nicht im nötigen Ausmaß eingestellt hat. Die einschneidenden Massnahmen zur Kostensenkung waren erfolgreich und haben weder Substanz noch Innovationsdynamik des Unternehmens geschmälert, sodass Georg Fischer von einer konjunkturellen Erholung rasch und kräftig profitieren wird.
Strategie
Georg Fischer will ein industriell geführter Konzern mit profitablen, führend positionierten Kerntätigkeiten sein.Unsere Strategie,das Unternehmen auf drei Kernbereiche zu fokussieren, wurde durch die Reduktion der Beteiligung an Coperion (Anlagenbau)gegen Ende des Jahres vollzogen. Die Wertberichtigung auf der verbleibenden finanziellen Beteiligung führt zu einem negativen Konzernergebnis für das Jahr 2002. Die drei Kerngeschäfte Fahrzeugtechnik, Rohrleitungssysteme und Fertigungstechnik sind technologisch führend und in ihren Märkten sehr gut positioniert. Sie werden ihr beträchtliches Wachstumspotenzial schrittweise nutzen.
Kerntätigkeiten im Markt gut positioniert
Georg Fischer Fahrzeugtechnik ist Marktführer für hoch beanspruchte Gussteile in Europa.Sie nutzt den Konzentrationsprozess der Hersteller-und Zuliefererindustrie, indem sie die Entwicklungskompetenz und Produktionskapazität in allen Gießtechnologien ausbaut und die Wertschöpfung erhöht. Als Technologieführer ist sie für den Qualitäts- und Preiskampf gut gerüstet. Neue große Aufträge für Schlüsselkunden sichern eine gute Auslastung. Die Produktion in den USA wird aufgenommen, wenn die Voraussetzungen im Markt gegeben sind.
Georg Fischer Rohrleitungssysteme weitet die Führung im Industriegeschäft aus und stösst in neue Kundensegmente wie Pharma und Lebensmittel vor. Die Versorgung und Verteilung von Trinkwasser wird immer wichtiger; im Wachstumsmarkt China bauen wir die eigene Produktion laufend aus. Im Zeitwettbewerb entscheidet die Qualität der Logistik: Transparenz und Lieferfähigkeit wurden systematisch gesteigert. Der Werkzeug- und Formenbau tendiert zur Industrialisierung. Agie Charmilles, weltweiter Marktführer in diesem Wachstumsmarkt, ist nach den strategischen Schritten der letzten Zeit in der Lage, den Kunden die benötigten kompletten, integrierten Systemlösungen anzubieten. Durch führende Technologie und ein hohes Innovationstempo gewährleistet Agie Charmilles die Wettbewerbskraft der Kunden.
Georg Fischer steigert den Wert des Gesamtunternehmens durch kompetente industrielle Führung und durch die Nutzung strategischer Synergien. Qualität und Transparenz der Rechnungslegung haben einen hohen Stellenwert. Zusätzlich betreiben wir eigene industrielle Dienstleistungen als «Shared Services » für alle Konzerngesellschaften und als erfolgreiches Angebot für den Drittmarkt.
Stabile Werte und gefestigte Unternehmenskultur
Das Jubiläum 200 Jahre Georg Fischer hat in aller Welt eindrücklich gezeigt, dass wir eine starke unternehmerische Kultur haben, die von den 14 000 Mitarbeitenden getragen wird und durch die vielen langjährigen Beziehungen mit Kunden, Zulieferern und Geschäftspartnern geprägt ist. Das von den Aktionären und von zahlreichen Spendern unterstützte Community Benefit Programm «Clean Water » legt Zeugnis ab von der Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung, die wir seit vielen Jahren wahrnehmen. Wir wollen auch in Zukunft durch korrektes Verhalten und offene Kommunikation unsere Glaubwürdigkeit beibehalten und das Vertrauen unserer Stakeholders rechtfertigen.
Corporate Governance
Georg Fischer besitzt eine auf langfristige Sicht ausgerichtete Unternehmenspolitik und hat deshalb bereits in der Vergangenheit großes Gewicht auf Transparenz und die Einhaltung von «Checks and balances » gelegt. Das Unternehmen erfüllt auch die formellen Anforderungen der Corporate Governance und legt dies im Geschäftsbericht ausführlich dar.
Dank
Auf der Generalversammlung vom 13.März 2002 trat Edwin Somm nach achtjähriger Zugehörigkeit aus dem Verwaltungsrat zurück. Georg Fischer hat von seiner industriellen Erfahrung und seinem hohen Engagement viel profitiert und ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Allen Führungskräften und Mitarbeitenden von Coperion, die zum Teil über viele Jahre den Georg Fischer
Anlagenbau erfolgreich im Markt vertraten, danken wir herzlich und wünschen für die kommende Zeit der Selbstständigkeit viel Erfolg. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Georg Fischer haben ein schwieriges Jahr mit großer Motivation und viel Zusammengehörigkeitsgefühl bewältigt. Ihnen gelten unser ganz besonderer Dank und die Anerkennung für ihre große Leistung. Unseren Kunden, Zulieferern und Aktionären danken wir für die Partnerschaft und das Vertrauen, das sie uns wiederum entgegengebracht haben.
Ausblick
Ein konjunktureller Aufschwung ist zu Beginn des neuen Geschäftsjahres erst ansatzweise sichtbar. Wir rechnen nicht mit konjunkturellem Rückenwind; den Erfolg müssen wir uns aus eigener Kraft erarbeiten. Wir werden in erster Linie die Märkte aktiv bearbeiten und vor allem unsere Chancen in den neuen Märkten nutzen. Wir werden unser Innovationstempo aufrechterhalten und gute Ideen fördern und umsetzen. Dank verbesserter Kostenstruktur und neuer Produkte und Aufträge können wir die bereitgestellten Technologien und Kapazitäten nutzen und die substanziellen Vorinvestitionen zum Blühen bringen. Bei anhaltender Rezession werden wir unsere Kapazitäten den Randbedingungen weiter anpassen, um sicherzustellen, dass Georg Fischer strategisch und operativ für die Zukunft gut gerüstet bleibt. Ziel für 2003 ist ein höherer Freier Cash-flow durch eine verbesserte Ertragskraft und zurückhaltende Investitionen in Sachanlagen, sodass auch 2003 die Nettoverschuldung weiter gesenkt werden kann. Die angekündigten Führungswechsel an der Konzernspitze stehen im Zeichen der Veränderungskraft des Unternehmens von innen heraus. Führung und Mitarbeitende von Georg Fischer haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie wirtschaftlich schwierige Zeiten beherzt und tatkräftig meistern können. Auf diese Stärken verlassen wir uns auch jetzt.
Robert A.Jeker
Präsident des Verwaltungsrates
Martin Huber
Präsident der Konzernleitung
Quelle: Georg Fischer AG