Das Wasser wird knapp: BUND stellt Grundwasserstudie vor

16.06.2025
In immer mehr Regionen Deutschlands wird das Grundwasser knapp. Das ist das zentrale Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Untersuchung, die das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des BUND durchgeführt hat, zeigt: In 201 von 401 Landkreisen wird mehr Grundwasser entnommen, als sich durch Niederschläge neu bilden kann.
Das Wasser wird knapp: BUND stellt Grundwasserstudie vor

Grundwasserstress in Deutschland nach Landkreisen (Bildquelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V.)

Besonders betroffen sind nicht nur die bekannten Trockenregionen im Osten Deutschlands, sondern auch Ballungszentren wie die Rheinschiene und Regionen in Niedersachsen.

Die Studie zeigt auch: Die Klimakrise verschärft das Problem. 94 Landkreise sind von akutem Grundwasserstress betroffen. Hier sind die Grundwasserstände in den letzten Jahren signifikant gesunken. In nahezu allen Bundesländern haben die Grundwassermessstellen neue Tiefststände verzeichnet.

Verena Graichen, BUND-Geschäftsführerin Politik: „Deutschland verliert Wasser. Unsere Studie belegt, dass Grundwasserstress kein regionales Randproblem mehr ist. Unsere Grundwasserreserven werden systematisch übernutzt. Dürreperioden und Extremwetterlagen, die eine Folge der Klimakrise sind, verschärfen die Lage weiter.“

Übernutzung durch Trinkwasser, Industrie, Bergbau und Landwirtschaft
Die Studie analysiert erstmals flächendeckend, wo und von wem Grundwasser in Deutschland genutzt wird. Über die Hälfte des Grundwassers wird für die Versorgung mit Trinkwasser entnommen. Mittels Fernleitungen wird es teils mehrere hundert Kilometer weit in größere Städte transportiert. Aber auch Bergbau, verarbeitendes Gewerbe und Landwirtschaft spielen eine Rolle – Braunkohletagebau senkt durch das Abpumpen riesiger Wassermengen die Grundwasserspiegel. Auch die chemische Produktion, etwa in Ludwigshafen, benötigt erhebliche Mengen Grundwasser. In landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen wie dem Heidekreis sorgt Bewässerung für sinkende Pegelstände. Auch wenn die Landwirtschaft bisher nur einen kleineren Anteil am Gesamtverbrauch hat: In den letzten Trocken- und Dürrejahren ist ihr Bedarf gestiegen. In einigen Landkreisen werden schon heute beträchtliche Mengen an Grundwasser zur Bewässerung genutzt.

Handlungsempfehlungen: Transparenz, Entgelte, Schutz vor Verschmutzung
Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht viele wirksame Maßnahmen vor, die zeitnah umgesetzt werden sollten. Der BUND fordert:

  • Weniger verbrauchen und fair verteilen: Deutschland kommt nicht umhin, seinen Verbrauch zu drosseln. Nutzungen müssen prio­risiert werden, damit Mensch und Natur verlässlich mit Wasser versorgt werden. Zu einem gerechten Wasser-Zugang gehört, dass alle einen fairen Preis zahlen. Aktuell sind die Entgelte Länder­sache, (Groß-) Nutzun­gen mancherorts kostenfrei.
  • Sauber halten: Ewigkeitschemikalien wie PFAS, Pestizide, Nährstoffe und Arzneimittel­ machen es für Wasserversorger immer schwerer und teurer, hochwertiges Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Die Herstellung und Nutzung dieser Stoffe muss eingeschränkt werden.
  • Wasservorräte stärken: Humusreiche Böden, naturnahe Wälder und Flüsse, strukturreiche Auen, nasse Moore und soge­nannte Schwammstädte helfen, dass der Boden die Nieder­schläge wieder besser halten kann. Gezielte Fördermaßnahmen sind nötig, um Widerstandsfähigkeit und Renaturierung dieser Ökosysteme zu stärken.

Graichen: „Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Es wird verschmutzt und ist knapp. Höchste Zeit, dass die Regierung aktiv wird und unser Grundwasser schützt. Der Verbrauch muss runter. Und Landschaften müssen so wiederhergestellt werden, dass sie Trockenperioden und Starkregen abfedern.“

Hintergrund:
Grundwasser ist eine besonders wichtige Ressource. Mehr als zwei Drittel des Trinkwassers werden aus ihr gewonnen. Ebenso versorgt das Grundwasser Pflanzen und Böden und speist Bäche und Flüsse. Darüber hinaus ist es selbst ein einzigartiges Ökosystem für Kleinsttiere und Mikroorganismen. Aber auch für wirtschaftliche Zwecke sind wir abhängig vom Grundwasser.

Allerdings sieht sich Deutschland, traditionell als wasserreiches Land angesehen, zunehmend mit Problemen der Wasserverfügbarkeit konfrontiert. Neben Verschmutzungen durch Nitrat, Phosphat, Ewigkeitschemikalien (PFAS) sowie Pflanzenschutz- und Arzneimittel, stellt auch die Verfügbarkeit von Wasser in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten eine Herausforderung dar. Diese Entwicklungen führten bereits zu Konsequenzen für die öffentliche und nichtöffentliche Wasserversorgung, für Ökosysteme und Gewässer: Einschränkung der Schiffbarkeit auf dem Rhein, großflächiges Waldsterben, Ernteausfälle. Gleichzeitig kommt es immer wieder zu Starkregen und Überflutungen.

Zusätzlich zu diesen klimatischen Entwicklungen erhöhen auch verändertes Nutzungsverhalten und ökonomische Transformationen den Druck auf die Wasserressourcen in Deutschland. Heiße, trockene Sommertage lassen den Wasserbedarf von Privathaushalten, Kühlungs- und Bewässerungsanlagen sprunghaft ansteigen. Im Hitzesommer 2023 wurde beispielsweise in über 80 Landkreisen eingeschränkt, wie viel Wasser entnommen werden darf. Außerdem kann die Ansiedelung von wasserintensiven Rechenzentren, Batterie- oder Halbleiterfabriken den gegenwärtigen Wasserbedarf in bestimmten Regionen langfristig erhöhen. Wenn aber die Ressourcennutzung das natürliche Wasserangebot übersteigt, kommt es zu Wasserstress und in Folge dessen zu negativen Auswirkungen für Mensch und Natur.

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