2023 wird eine neue Trinkwasserverordnung verabschiedet

19.10.2022
Im Frühjahr 2023 kommt nach über 20 Jahren erstmals eine komplett überarbeitete Fassung der deutschen Trinkwasserverordnung zur Verabschiedung in den Bundesrat. Die im Vergleich deutlich umfangreichere Verordnung setzt die Änderungen der seit 2021 geltenden Europäischen Trinkwasserrichtlinie um.
2023 wird eine neue Trinkwasserverordnung verabschiedet

Die Trinkwasser-Installation ist die "Verpackung" des Trinkwassers und setzt sich aus Trinkwasserleitungen sowie allen eingebauten Apparaten und Armaturen zusammen. (Bildquelle: iStock.com/aristotoo)

Der bislang vorliegende Referentenentwurf wird aus Sicht des DVGW in vielen Punkten den Anforderungen der Branche an ein modernes Trinkwassermanagement gerecht. Die zu erwartenden Auswirkungen auf die öffentliche Wasserversorgung diskutieren Branchenvertreter auf dem Fachkongress wat 2022, der heute und morgen in Berlin stattfindet.

Erstmals gibt es verpflichtende Regelungen zur Gefährdungsanalyse und Risikobewertung für das Wasserversorgungssystem bis zur Entnahmearmatur bei den Verbrauch:erinnen. Dazu sagt Dr. Wolf Merkel, DVGW-Vorstand Wasser: „Wir begrüßen diesen Ansatz, den wir bereits seit 2008 in unserem technischen Regelwerk verankert haben. Er stellt u.a. sicher, dass die Untersuchungspläne künftig passgenau auf das jeweilige Versorgungssystem ausgelegt werden können. Insgesamt werden mit der neuen Verordnung auch bei den Gesundheitsämtern die Aufgaben zunehmen. Hier bedarf es einer neuen Philosophie der Zusammenarbeit. Deshalb setzen wir uns dafür ein, bei Risikobewertung und Risikomanagement bewährte Managementsysteme der Branche oder digitale Tools zu nutzen, wie z.B. das Technische Sicherheitsmanagement TSM oder TrimOnline.“

Mit der neuen Verordnung werden auch Grenzwerte für Trinkwasser neu aufgenommen bzw. vorhandene verschärft. So wird verschärfend zum PFAS-Grenzwert der EU-Trinkwasserrichtlinie in Deutschland für vier PFAS strengere Grenzwerte definiert. Diese sollen auf 20 Nanogramm pro Liter Trinkwasser festgelegt werden. „Der DVGW hat dazu mit einer eigenen Studie und Folgenabschätzung wesentliche Ergebnisse für die Diskussion zur gesundheitlichen Bewertung und technischen Machbarkeit liefern können“, betont Wolf Merkel.

Die verschärften Grenzwerte für Chrom und Arsen sind hingegen aus Sicht des DVGW nicht nachvollziehbar. „Hier besteht sicherlich noch weiterer Klärungsbedarf mit dem Bundesgesundheitsamt und dem Umweltbundesamt”, fordert Wolf Merkel.

Ein Kritikpunkt sind auch die neuen Überwachungs- bzw. Meldepflichten. Wasserversorger und Installateure sollen künftig Informationen im Zusammenhang mit Bleileitungen in Gebäuden an das Gesundheitsamt melden. Dazu Wolf Merkel: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass staatliche Überwachungsaufgaben damit auf Wasserversorger und Installateure abgewälzt werden sollen. Sie können keine “Hilfssheriffs” der Behörden sein. Die Überwachung ist und bleibt eine hoheitliche Aufgabe des Staates.“

Der DVGW bringt auf Basis seiner technisch-wissenschaftlichen Expertise und neuester Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung richtungweisende Impulse aus Sicht der Wasserversorgung in die Neufassung der deutschen Trinkwasserverordnung ein. Die vollständige DVGW-Stellungnahme finden Sie hier: DVGW Website: Trinkwasserverordnung

Weitere Artikel zum Thema

GEA Dekanter für weltweit größte Kläranlage in Ägypten

20.11.2024 -

GEA hat sechs Entwässerungsdekanter GEA biosolids Decanter prime 8000 für die West-Delta-Kläranlage in Ägypten geliefert. Die hochmoderne Kläranlage kann bis zu 7,5 Millionen Kubikmeter Klärschlamm am Tag behandeln. Sie ist damit laut Guinness Buch der Rekorde sowohl in Bezug auf die Größe als auch auf die Reinigungskapazität die größte der Welt.

Mehr lesen

Schutz der Kritischen Infrastruktur bleibt wichtige Aufgabe der Wasserversorgung in Deutschland

18.09.2024 -

Wasserversorgungsanlagen gehören zu den sogenannten „Kritischen Infrastrukturen“. Als zentrale Elemente der Daseinsvorsorge müssen sie umfassend gesichert werden. Der Schutz vor Gefährdungen beispielsweise durch physische oder Cyber-Angriffe darf auch vor den drängenden Herausforderungen im Zusammenhang mit den fortschreitenden Klimaveränderungen nicht zurücktreten.

Mehr lesen

DVGW Kongress 2024: Klarheit schaffen bei Wasserstoff-Hochlauf und Resilienz der Wasserversorgung

22.08.2024 -

Am 17. und 18. September 2024 findet in Berlin die jährliche Leitveranstaltung der Gas- und Wasserwirtschaft statt. Neu ist, dass der DVGW den als „gat | wat“ bekannten Branchentreff ab diesem Jahr unter der Bezeichnung „DVGW Kongress“ ausrichtet. Unverändert dagegen bleiben die dialogorientierte Struktur und der Themenmix aus Fachpolitik, Wissenschaft und Technik.

Mehr lesen

GWP Jahreskonferenz: Gemeinsam für die globale Wasserwende

16.07.2024 -

Am 3. Juli 2024 kamen über 150 Mitglieder und Partner von German Water Partnership e.V. (GWP) in Berlin zusammen. Auf der Jahreskonferenz des Branchenverbandes unter dem Motto „Global Water Responsibility – Gemeinsam für die globale Wasserwende“ diskutierten Unternehmer:innen, Branchenexpert:innen sowie Entscheider:innen aus dem öffentlichen Sektor und internationalen Organisationen über die Rolle, die Deutschland bei einer globalen Wasserwende einnehmen kann.

Mehr lesen