DVGW zum Standpunkt der EU-Umweltminister zur EU-Trinkwasserrichtlinie

14.03.2019

Die europäischen Umweltminister haben eine Einigung über die von der EU-Kommission vorgeschlagene Überarbeitung der EG-Trinkwasserrichtlinie erzielt. „Den inhaltlich schwachen Entwurf der EU-Kommission vom Februar 2018 hat der EU-Umweltrat wieder auf Linie gebracht und dabei wesentlichen Kritikpunkten des DVGW Rechnung getragen“, resümiert DVGW-Vizepräsident Jörg Höhler.

Elementar ist, dass der Rat den von der Kommission gestrichenen „Artikel 10“ wieder aufgenommen hat. Er verhindert, dass die Trinkwasserqualität aufgrund von nicht geeigneten Materialien leidet. „Bauteile wie Rohrleitungen und Armaturen sind mit Lebensmittelverpackungen zu vergleichen. Diese müssen so beschaffen sein, dass sie das Lebensmittel Nummer 1 schützen. Umso unverständlicher ist es, dass die EU-Kommission dieses Ziel, hygienische Anforderungen für Materialien in Kontakt mit Trinkwasser in der EG-Trinkwasserrichtlinie EU-weit einheitlich und klar zu definieren, immer wieder in Frage stellt“, so Jörg Höhler, „zumal diese dem EU-weiten gesundheitlichen Verbraucherschutz dienen und den freien Warenverkehr im EU-Binnenmarkt fördern.“

Gut ist auch, dass erstmals ein risikobasiertes Management etabliert werden soll. Das bedeutet, dass alle Verantwortlichen vom Wassereinzugsgebiet bis zum Wasserhahn in die Pflicht genommen werden, Gefährdungen zu identifizieren und Maßnahmen zur Risikobeherrschung anzuwenden.

Diskussionsbedarf hingegen besteht bei den Qualitätsanforderungen an Pflanzenschutzmittel. So soll für den Gewässer- und Gesundheitsschutz bei nicht relevanten Abbauprodukten ein Wert von 0,75 Mikrogramm pro Liter gelten. Betrachtet man die aktuellen Bewertungen des Umweltbundesamtes, ist dieser Vorschlag unangemessen – danach rangieren die gesundheitlichen Orientierungswerte zwischen ein und drei Mikrogramm pro Liter.

Zudem erweitert der Rat viel zu früh die Untersuchung auf Transformationsprodukte, die im Rahmen der Wasseraufbereitung entstehen können. Zunächst muss bekannt sein, welche Pflanzenschutzmittel (PSM) im Einzugsgebiet der Trinkwassergewinnungen angewendet werden und welche Transformationsprodukte dabei entstehen können. Erst dann liegt das erforderliche Wissen vor, um diese Substanzen ins Überwachungsmonitoring aufzunehmen. Nach der Pflanzenschutzmittelzulassungsverordnung sind PSM-Produzenten zwar verpflichtet, die chemischen Daten offenzulegen. In der Praxis aber verwehren zuständige Behörden die Auskunft. Transparenz gegenüber den Gesundheitsbehörden und den Wasserversorgungsunternehmen ist hier der Schlüssel.

Überaus anerkennenswert ist das Engagement der Mitgliedsstaaten, das letztlich diesen tragfähigen Kompromiss ermöglicht hat und die zwanzig Jahre alte Richtlinie zukunftsfest ausrichtet. Nun ist wichtig, dass er sich in den Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat behauptet.

Weitere Artikel zum Thema

Orben sichert die Heizwasserqualität des experimentellen Forschungsprojekts „Efficient Pit“

26.11.2025 -

Wie lässt sich überschüssige Wärme im Sommer speichern, um sie im Winter zu nutzen? Wie sieht die nächste Generation von Wasser-Wärmespeichern aus? In Rechlin an der Müritz geht man dieser Frage nach. Die Projektpartner Solmax Geosynthetics GmbH und Solites, ein Teil der Steinbeis Innovation GmbH, widmen sich in einem vierjährigen Forschungsprojekt der Weiterentwicklung von Erdbeckenspeichern. Ziel ist es, Speicher zu entwickeln, die den Anforderungen des deutschen und europäischen Wärmesektors dauerhaft gerecht werden.

Mehr lesen

De.mem: Fragmentierter, aber aufstrebender Wassermarkt bietet Chancen

28.10.2025 -

Wasser ist eine lebenswichtige, unverzichtbare Ressource – für uns Menschen ohnehin, aber ebenso für die Wirtschaft. Das Management und der Schutz von Wasserressourcen, Ökosystemen und Trinkwasser gehört zu den Eckpfeilern des Umweltschutzes und nimmt mehr und mehr an Bedeutung zu. Der Markt für Wasseraufbereitungslösungen wächst daher stark, ist aber gleichzeitig äußerst fragmentiert, da es eine Vielzahl von unterschiedlichen Anbietern gibt.

Mehr lesen

Anwenderbericht: Perfektes Kreislaufwasser für Nahwärmenetz

10.10.2025 -

Unabhängig von der Größe eines Wärmenetzes ist die Qualität des im Pufferspeicher und im Kreislauf befindlichen Wassers eine zentrale Voraussetzung für einen langfristig störungsfreien und nachhaltigen Betrieb. Die Biogasanlage in Finningen wurde im Jahr 2004 errichtet, 2013 folgte die Gründung der GSW Finningen KG. Im Zuge der Erweiterung ihrer biogasbetriebenen Nahwärmeanlage im Jahr 2024 holte sich das Unternehmen fachkundige Unterstützung ins Haus.

Mehr lesen

100 Jahre Josef Grünbeck – Ein Visionär, der Wasser verstand

30.09.2025 -

Am 17. September 2025 wäre Josef Grünbeck 100 Jahre alt geworden. Der Gründer der heutigen Grünbeck AG war ein Mann mit Visionen, der früh erkannte, wie essenziell hygienisch einwandfreies Wasser für die Lebensqualität der Menschen ist. Mit technischem Know-how, unternehmerischem Mut und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein legte er 1949 den Grundstein für ein Unternehmen, das heute weltweit Standards in der Wasseraufbereitung setzt.

Mehr lesen