Klinik in Wiesloch senkt ihre Betriebskosten drastisch

11.02.2002

Mit einer umfassenden Modernisierung der Energie- und Wärmeversorgungsanlagen reduziert das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch drastisch seine Betriebskosten. Das Pilotprojekt bringt nicht nur eine Kosten­ersparnis von rund 750.000 Mark pro Jahr, sondern reduziert auch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid um über 50 Prozent.

Die beispielhafte Sanierung wird mit 3,5 Millionen Mark vom Bundes­umweltminis­terium gefördert. Im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen die zentrale Wärmeerzeugungs- und -ver­teilungs­anlage sowie die Brauchwarmwasserbereitung.

Die Basis - ein zukunftsorientiertes Energiekonzept

Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden ist mit 72 Gebäuden und 1.100 Betten die größte psychiatrische Einrichtung in Baden-Württemberg. Bereits 1998 ließ das PZN mit Unterstützung der externen Ingenieure Hans Großmann, Robert Hülsemann und Klaus Kratochwill eine Energiestudie erarbeiten. Die Versor­gungstechnik der 1905 gegründeten Klinik war veraltet und die Versorgungssicherheit hätte nur durch unwirtschaftliche Instand­setzung und Notreparaturen gewährleistet werden können. "Die Kes­sel waren rund 30 Jahre alt, die Rohrleitungen lagen zum Teil schon mehr als 40 Jahre in begehbaren Kanälen", erzählt Diplom-Ingenieur Robert Hülsemann. Dampf wurde zentral erzeugt, über ein weit verzweigtes, etwa 5,5 Kilo­meter langes Netz verteilt und für die Heizung in den Gebäuden zu Pumpenwarm­wasser umge­formt. Darüber hinaus war die alte An­lage mit einer thermischen Leistung von 30 Megawatt völlig über­dimensioniert.

Auf der Basis des neuen Energiekonzepts entschieden sich die Verant­wortlichen für eine umfassende Modernisierung der Ener­gie- und Wärmeversorgungsanlagen, die im Jahr 2002 abge­schlossen sein wird.

Die umfassende Modernisierung

Auf der Erzeugerseite wurde die veraltete, zentrale Dampfanlage auf eine Pumpenwarmwasseranlage umgestellt, die mit Gas und Heizöl betrieben werden kann. Das Herz dieser Anlage bilden zwei Pumpenwarmwasserkessel mit insgesamt zehn Megawatt thermi­scher Leistung. Die Grundlastwärmeabde­ckung erfolgt durch moderne Kraft-Wärme-Kopplung: Eine Holz­hackschnitzel-Anlage mit 2,4 Megawatt thermischer Leistung pro­duziert Wärme und erzeugt gleichzeitig über einen Dampfmotor Strom. Seine elektri­sche Leistung liegt bei 800 Kilowatt. Für weiteren "Stromgewinn" sorgt eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Feuerwehrgebäu­des. Der im PZN erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz ein­gespeist. Die 80.000 DM teure Anlage finanziert sich aus den Ver­kaufserlösen.

Dezentralisierung der Warmwasserbereitung

Eine der bedeutendsten Maßnahmen innerhalb der Umsetzung des Energiekonzeptes war die Umstellung der zentralen Brauchwarmwasserbereitung auf eine dezentrale. Bisher wurde das Warmwasser über drei Boiler mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern erhitzt, über ein sechs Kilometer langes Netz zu den Verbrauchern und über eine Zirkulationsleitung wieder zurück ins Heizwerk befördert. Dabei entstanden Netzverluste von 1.752.000 Kilowattstunden im Jahr - fast ebenso viel wie für die Erwärmung der benötigten 126.000 Kubikmeter Wasser erforder­lich ist.

Das neue Ener­giekonzept sieht für jedes Gebäude einen eigenen Trinkwassererwärmer aus Edelstahl vor. Die Erwärmung des Trinkwassers erfolgt über das Heizungs­wasser. Dafür wurden sämtliche Heiz­kreise mit innovativen TOP-V-Hei­zungspumpen von Wilo ausge­stattet. Sie kommen hier als Boiler-Ladepumpen mit einem Volu­menstrom von 1,7 bis 16 Kubikmeter pro Stunde und einer För­derhöhe von zwei bis sieben Meter Wassersäule zum Einsatz. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für die TOP-V war neben den guten Erfahrungen des PZN und des Planers Hülsemann mit Produkten des Herstel­lers, dass die Pumpen durch ihre ins Gehäuse integrierten Absperr­klappen keine weiteren Absperrar­maturen mehr benötigen. Dadurch reduziert sich nicht nur die Baulänge, es ergeben sich auch Kosteneinsparungen zwi­schen 12 und 23 Pro­zent – bei gleichzeitig geringerem Montage­aufwand. "Einen entscheidenden Vorteil bei dieser Pumpe sehe ich auch darin, dass bei einem eventuellen Tausch nur noch die "Innereien" ersetzt werden müssen und alles andere Bestandteil der Rohrlei­tung bleibt", so Hülsemann.

Auf der Verbraucherseite wurden rund 90 Einzelmaßnahmen un­tersucht, von denen etwa 30, die sich innerhalb von zehn Jahren amortisieren, realisiert werden. Dazu gehört bei­spielsweise die Ausstattung der Wasserhähne und Duschköpfe mit wassersparen­den Elementen.

Ein Projekt mit Modellcharakter

Insgesamt investiert das PZN 12,5 Millionen Mark in die Moderni­sierung der technischen Anlagen. Durch die Kombination der un­terschiedlichen Maßnahmen ergeben sich beachtliche Einspa­rungen. Sie betragen bei der Heizenergie rund acht Prozent, beim Stromverbrauch etwa zehn Prozent, beim Trinkwasser zwölf Pro­zent und verringern den CO2-Ausstoß insgesamt um 4.000 Ton­nen jährlich. Grund genug für das Bundesumweltministerium, das Projekt großzügig zu fördern. Denn nach Ansicht des Ministeriums besitzt das PZN-Projekt durch die ganzheitliche Vorgehensweise Modellcharakter für viele der rund 2.300 Krankenhäuser in Deutschland mit jeweils über 200 Betten, die ihre veralteten Ener­gie- und Wärmeversorgungsanlagen in den nächsten Jahren modernisieren lassen müssen.

Quelle: WILO SE

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