Geothermie-Spezialist setzt auf japanische Pumpentechnik

13.09.2010

Nach dreijähriger Evaluation stellt einer der marktführenden Anbieter von Erwärmebohrungen seine Pumpentechnik komplett auf Tsurumi um.

Geothermie-Spezialist setzt auf japanische Pumpentechnik

Geowell zählt zu den Marktführern bei Geothermie-Bohrungen und ist europaweit tätig (Foto: Geowell)

Ausschlaggebend sei die hohe Einsatzbereitschaft der Geräte gewesen, so Jens Kreikenbohm, Geschäftsführer der Geowell GmbH aus Marl. „Die Pumpen haben sich bei großem Sedimentanteil sowie im Schlürfbetrieb mit Trockenlauf bewährt“. Mit der Umstellung endet der in 2007 begonnene Testbetrieb. Die außergewöhnliche Laufzeit begründet Kreikenbohm mit den hohen Anforderungen, die beim Abteufen von Bohrungen und Schächten an die Wasserhaltung gestellt werden. Diese sind idealtypisch: Große Fördermenge, unempfindlich bei starkem Schmutzanteil, wenig Verschleiß, trockenlaufsicher, leicht zu transportieren. Erfahrungen hat man seit 1993 mit Aggregaten verschiedener Hersteller gemacht. Der Plural impliziert, dass keines nachhaltig überzeugen konnte.

4000 Liter in zwei Minuten

Das zur Stiebel Eltron-Gruppe gehörende Unternehmen übernimmt nahezu alle Arbeiten rund um die Erdwärmesonde, von der Genehmigung über die Tiefenbohrung bis zum Gebäudeanschluss. Seit Gründung Mitte 2006 wurden Erdwärmeanlagen mit einer Heizleistung von mehr als 32 MegaWatt errichtet, wozu über 500.000 Bohrmeter abgeteuft wurden. "Die Bohrungen sind der anspruchsvollste Part", berichtet Thomas Perrefort, Geologe bei Geowell. „Je nach Bohrverfahren und Geologie sammeln wir bis zu 4000 Liter Bohrwasser binnen weniger Minuten in den Containern“. Schließlich bewege man sich in Teufen (Tiefe der Bohrlochsohle unter der Geländeoberkante) zwischen 25 und 250 Metern. "Da kann einiges hochkommen".

Schmutzwasserpumpen stellen somit die wichtigste Ausrüstung neben dem Bohrgerät dar. Für die 13 Bohranlagen wurden sukzessive 15 Pumpen des Typs HS3.75S angeschafft. Die nur 19 kg leichten und 38 Zentimeter hohen Aggregate laufen mit 230 V und fördern bis zu 280 l/min - für Geowell eine optimale Konfiguration. Die Pumpen wurden speziell für harte Tiefbaueinsätze konzipiert, teilte der Hersteller in seiner Europa-Zentrale in Düsseldorf mit. Tsurumi ist Weltmarktführer bei elektrischen Schmutzwasserpumpen für das Baugewerbe.

Schmierung häufiger Ausfallgrund

Die Japaner haben das zentrale Problem der Schmierung bereits vor Jahren praxisbewährt gelöst, meinen unabhängige Experten. Auch in Puncto Dichtung und Wärmeableitung gehen sie andere Wege, die zu extrem langen Standzeiten selbst im Trockenlauf führen. "Wir können die Eigenschaften bestätigen", teilte Kreikenbohm mit. "Allerdings mussten wir anfangs Kleinigkeiten bemängeln". Tsurumis Kundendienst habe jedoch schnell reagiert und kompetent Abhilfe geleistet. Zur besseren Anbindung an das individuelle Equipment auf seinen Baustellen baut Geowell zwar den Stromanschluss der Pumpen in Eigenregie um. "Doch das hat nichts mit der Elektrik der Aggregate zu tun", versichert Kreikenbohm. Im Gegenteil: „Tsurumi gießt jeden einzelnen Leiter in Kurzharz, was Kurzschlüsse durch Kriechwasser physikalisch unmöglich macht". Diese und andere Details habe Tsurumi beispielhaft gelöst.

Abrasion durch Sedimente

Bei geothermischen Bohrungen im Spülbohrverfahren wird mit Wasser und Druckluft gearbeitet. Dabei fällt Schmutzwasser mit teils beträchtlichem Sedimentanteil an, den die Pumpen schlucken müssen - im Pumpensumpf am Bohrloch und beim Weitertransport des schlammigen Bohrwassers. Für den Fall, dass Abrasion Verschleißteilen wie dem Laufrad an der Einsaugöffnung zusetzt, kann man die japanischen Pumpen mit Standardwerkzeug schnell vor Ort wieder flottmachen. Ihre Feuertaufe erhielten die Tsurumi-Pumpen von Geowell übrigens bei einer Bohrung im Weserbergland, als ein Arteser (unter Druck stehendes Grundwasser) getroffen wurde. Geowell konnte die anspruchsvolle Aufgabe auch durch den Einsatz der Tsurumi-Pumpen erfolgreich abschließen.

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