Die Kaplan-Turbine wird 100 Jahre: Urenkel des Erfinders besucht Voith in Heidenheim

11.09.2013

Geschichte verbindet: Am 7. August 1913 meldete Viktor Kaplan in Österreich das Patent für die Kaplan-Turbine an – und 100 Jahre später kehrt dessen Urenkel Roland Athenstaedt mit zwei seiner Söhne an eine Wirkungsstätte Kaplans zurück, die wichtig für die Entwicklung der Kaplan-Turbine war: zu Voith nach Heidenheim. Die drei Athenstaedts besuchten vergangene Woche Voith, um sich ein Bild von dem Ort zu machen, an dem sich Geschichte und Zukunft der Wasserkraft vereinen.

Die Kaplan-Turbine wird 100 Jahre: Urenkel des Erfinders besucht Voith in Heidenheim

Peter Funk, Leiter des Hydraulischen Labors bei Voith, erklärt Roland Athenstaedt und seinen Söhnen Tobias und Philipp die Testeinrichtung in der „Brunnenmühle“ in Heidenheim. (Foto: Voith)

„Meine Kinder beschäftigen sich in der Schule mit erneuerbaren Energien. Deshalb lag es für mich nahe, ihnen die Wasserkraft zu erklären und das Unternehmen zu zeigen, in dem ihr Ururgroßvater forschte“, erzählt Roland Athenstaedt. Zugleich fasziniert den 46-jährigen Ingenieur der nachhaltige Charakter von Wasserkraftanlagen, die teils über Generationen hinweg funktionieren und umweltfreundlichen Strom liefern. Bei einem Rundgang durch die Fertigung und das weltweite Test- und Entwicklungszentrum „Brunnenmühle“ in Heidenheim verschafften sich Roland Athenstaedt und seine Kinder einen Einblick in eine der weltweit führenden Produktionsstätten für Wasserkraftkomponenten. Hier werden nach wie vor Kaplan-Turbinen konstruiert und hergestellt.

Viktor Kaplan und Voith

Die Geschichte der Kaplanturbine ist eng mit der Entwicklung des Unter-nehmens Voith verbunden. Viktor Kaplan besuchte das Unternehmen

Voith erstmals im Rahmen einer Studienreise 1912. In den darauffolgenden Jahren folgten weitere Studien- und Forschungsaufenthalte in Heidenheim. Dort nutzte er das damalige Voith-Testlabor in Hermaringen, in der Nähe von Heidenheim. Der Kontakt zwischen dem damaligen Unter-nehmensleiter Walther Voith und Viktor Kaplan intensivierte sich im Laufe der Jahre. Es entstand eine Freundschaft, die durch regen Briefverkehr dokumentiert ist. Mit Blick auf die Entwicklung der Kaplan-Turbine nannte Viktor Kaplan Walther Voith einst den „Finder meiner Erfindung“. Später, in den 1920-er Jahren, räumte Kaplan dem Unternehmen Voith die Option ein, die US-Patente an seiner Turbine zu nutzen, wenn Kaplan die Hälfte der Lizenz-Einkünfte erhielte

Voith trieb und treibt die Anwendung der Kaplan-Turbine voran

Im Jahr 1922 begann Voith, Kaplan-Turbinen zu fertigen, und stellte zwei Exemplare für das Kraftwerk der Papierfabrik Steyrermühl in Oberösterreich her. Das Geschäft mit der Erfindung Kaplans weitete sich zügig aus – und 1928 baute Voith für das Rheinkraftwerk Ryburg-Schwörstadt vier Maschinensätze mit Kaplan-Turbinen in Rekordgröße. Sie hatten einen Durchmesser von jeweils 7 Metern. Es waren damals die größten Kaplan-Laufräder der Welt.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich Voith zu einem der wichtigsten Hersteller von Kaplan-Turbinen entwickelt. Derzeit werden am Standort Heidenheim zum Beispiel sukzessive vier große Kaplan-Turbinen für die Modernisierung des Wasserkraftwerks Bad Säckingen am Rhein überarbeitet. Sie haben einen Durchmesser von 7,4 Metern. Es ist eines von zahlreichen Modernisierungsprojekten im Bereich der Wasserkraft, die Voith im Moment überall in der Welt ausführt.

Darüber hinaus verwenden immer mehr Energieversorger innovative Kaplanturbinen für ihren Kraftwerksbetrieb: Sogenannte fischfreundliche Kaplanturbinen werden besonders häufig in den Vereinigten Staaten eingesetzt. Seit der Erfindung der Kaplan-Turbine haben Energieversorger insgesamt rund 10.000 Stück für ihre Kraftwerke gekauft. Weltweit sind Kaplan-Turbinen mit rund 200 GW Leistung installiert. Das entspricht in etwa einer Leistung von rund 200 großen Kohlekraftwerken.

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